Das Mordgesindel (German Edition)
Kapitel 1
Sie verabscheute sich selbst, konnte nicht fassen, dass sie in dieses Dilemma geraten war. Weshalb hatte sie sich von dem Mann unterdrücken lassen, den sie anfangs glaubte zu lieben?
Nach den ersten Schlägen und den Drohungen, Tomas zu töten, hätte sie mit jemandem über Markus’ Gewalttätigkeit sprechen sollen, doch ihr Selbstbewusstsein war wie ein Kartenhaus zusammengefallen.
Diana seufzte und setzte sich auf. Ihr Rücken schmerzte von der harten Oberfläche der Liege. Eingesperrt wie ein Nagetier im Käfig und in völliger Finsternis ließ man sie schmoren.
Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und konnte nur erahnen, wie lange man sie hier festhielt. Zwei Monate? Drei? Zumindest viel zu lange, um nicht langsam durchzudrehen. Diana glaubte ständig, in der Dunkelheit bewege sich etwas, lauere darauf, einen unachtsamen Moment zu erwischen und über sie herzufallen. Sie schlang jedes Mal die Arme um die Beine und wiegte sich vor und zurück, in der Hoffnung, die Schrecken zu vertreiben.
Einmal am Tag brachte man ihr Essen und Trinken. Es war nicht immer ihr prügelnder Freund Markus. Insgesamt meinte sie acht unterschiedliche Stimmen erkannt zu haben, zwei davon gehörten Frauen.
Wo war sie da reingeraten? Hätte sie es nicht besser wissen müssen als Ermittlerin bei der Mordkommission Duisburg? Warum hatte sie sich Tomas, ihrem Partner, nicht früher anvertraut? Erst als sie mit einer Schussverletzung im Krankenhaus lag, erzählte sie ihm, was Markus ihr angetan hatte, aber es war zu spät. Tomas konnte nicht mehr handeln. Noch während sie mit ihm sprach, kam Markus ins Zimmer, schlug ihren Partner zusammen und entführte Diana. Er verschleppte sie an einen Ort, den sie nicht kannte. Sie wusste nicht einmal, ob sie noch in Deutschland waren oder ob ihr Entführer sich mit ihr ins Ausland abgesetzt hatte.
»Jedenfalls steckst du knietief in der Scheiße«, flüsterte sie und kaute an ihren Fingernägeln.
Sie zuckte zusammen, als sich die Tür öffnete. »Hallo, meine Hübsche.«
Wie sie den Klang seiner Stimme hasste! Diana wollte ihm die Kehle rausreißen und mit den Füßen darauf herumtrampeln.
»Was ist los? Bist du stumm?«
Diana spürte, wie Markus näher kam. Die Liege knarrte, als er sich neben sie setzte. Sie vergrub ihr Gesicht zwischen den Beinen, wollte nichts hören und wollte auch nichts in dem fahlen Lichtschein sehen, der durch die Tür fiel.
»Geh weg! Lass mich in Ruhe!«
»Aber, aber, meine Süße. Ich will doch nur dein Bestes.«
»Schieb dir dein Gesülze in den Arsch!« Diana sprang plötzlich von der Liege und stürzte auf die offene Tür zu. Sie fühlte frischen Wind, der den Geruch nach Kot und Urin aus ihrer Zelle zu verdrängen versuchte.
Ein paar Meter, dann hast du es geschafft …
Diana streckte die Hände aus, griff nach der Freiheit und ein wahnsinniges Lachen entfuhr ihr, als Markus sie von hinten an den Haaren packte und zu Boden warf.
Ein Lachanfall überkam sie, der in einem Schluchzen endete.
»Das Thema haben wir doch durch, oder nicht?« Er beugte sich über sie. »Du kommst hier nicht mehr weg.«
Sie spuckte ihn an.
»Du Schlampe!«
Diana hielt schützend die Arme vor ihr Gesicht, als Markus’ Fäuste auf sie niederprasselten. Hieb um Hieb nahm er ihr die Luft zum Atmen. Fast wünschte sie sich den finalen Schlag herbei, der sie aus ihrem Martyrium befreite und ihr die Erlösung brachte.
»Prügel mich endlich tot!«, schrie sie, als Markus von ihr abließ.
Er keuchte, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und stemmte die Hände in die Hüften. »So leicht kommst du mir nicht davon. Morgen ist dein großer Tag. Wir haben dich lange genug schmoren lassen. Es wird Zeit für deinen ersten Auftritt.«
Diana lag am Boden, betastete ihre blutende Lippe und schwor sich, nach etwas in der Zelle zu suchen, mit dem sie sich die Pulsadern aufschneiden konnte. Sie wollte den morgigen Tag nicht erleben, wollte nicht erfahren, um was es sich bei ihrem Auftritt handelte.
Markus ging kurz hinaus, kam zurück und stellte das Essen auf ihre Liege. »Ich wünsche guten Appetit. Und da du heute ein böses Mädchen warst, leere ich deinen Kackeimer nicht aus. Hoffentlich hast du eine geruchsarme Nacht.« Lachend verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Es war wieder stockdunkel. Diana blieb liegen. Sie faltete die Hände über der Brust zusammen und betete, dass Tomas ihr verzieh, wenn sie den nächsten
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