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Heimat Mensch - Was uns alle verbindet

Titel: Heimat Mensch - Was uns alle verbindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Antweiler
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Tote Eindringlinge und lebendiger Austausch Jede Kultur ist einzigartig – und wie alle anderen
    James Cook ist der bedeutendste Seefahrer seiner Zeit. Auf drei langen Reisen erforscht er neben vielen anderen Gebieten fast die ganze Südsee. Wie Vasco da Gama den Indischen Ozean für die Portugiesen erobert hat, so erobert Cook den Pazifik für England. Nach diesen Fahrten wird es kaum mehr weiße Flecken im Stillen Ozean geben, der fast die Hälfte der Erdoberfläche einnimmt. Auf seiner ersten Weltumseglung 1768 bis 1771 hat Cook auf Tahiti den Durchgang der Venus vor der Sonne beobachtet und große Teile des Pazifiks kartiert. Seine zweite Reise von 1772 bis 1775 führt ihn nach Neuseeland, und er entdeckt Neukaledonien. 1779, auf seiner dritten Fahrt, hat er bei der Suche nach einer nördlichen Passage vom Pazifik zum Atlantik die Inselgruppe von Hawaii entdeckt. Am 14. Februar, 8 Uhr morgens, liegt Kapitän Cook am Strand der Pazifikinsel. Er ist tot, erschlagen von Einheimischen, Gefolgsleuten des Königs. Noch bis vor kurzem hatten ihn die Insulaner wie einen Gott verehrt, jetzt wissen sie endgültig, dass er ein normaler Sterblicher war. Der friedliche Kontakt zweier Kulturen endet in einer Tragödie. Was ist geschehen?
    Cook ist ein Abenteurer, aber alles andere als ein Haudegen. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, hat sich aber durch Selbststudium zu einem gebildeten und aufgeklärten Mann gemacht. Seine Expeditionen haben es nicht auf die Reichtümer der Südsee abgesehen, anders als die frühen holländischen Fahrten zu den Gewürzinseln im heutigen Indonesien. Es geht ihm um die Erforschung unbekannter Regionen und Kulturen. Deshalb sind neben den Seemännern auch Zeichner, Kartografen und Wissenschaftler wie Astronomen und Botaniker mit an Bord. Sie kommen aus vielen Ländern, ein multikulturelles Team im 18. Jahrhundert! Auf der zweiten Reise begleiten ihn die Deutschen Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg, beide Humanisten durch und durch. Georg Forster zeichnet detaillierte Beschreibungen der Lebensweise der Insulaner auf. Offen, aufmerksam und interessiert, ist er seiner Zeit voraus und gilt als einer der ersten Ethnografen. Die Ethnologie als Wissenschaft der kleinen fremden Völker wird erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstehen.
    Cook geht es aber nicht nur um Forschung, sondern auch um kulturelle Begegnung auf Augenhöhe. Deshalb gehören Zivilisten aus der englischen Elite zu den Expeditionen, die von der Royal Society in London finanziert werden. Es soll Kontakt zu den stolzen Herrschern im Stillen Ozean aufgenommen werden. Dafür hat Cook von der Admiralität genaueste Anweisungen erhalten. Seine Männer sollen nach Möglichkeit kein Blut vergießen. Wo sie Land in Besitz nehmen, soll die Zustimmung der örtlichen Herrscher eingeholt werden: »denn es handelt sich um menschliche Wesen aus der Hand desselben allmächtigen Schöpfers und dessen Obhut ebenso sehr anheimgestellt wie die geschliffensten Europäer, dabei vielleicht noch weniger kriegerisch und der göttlichen Gunst würdiger«.
    Cook hat ein echtes Interesse an anderen Kulturen. Schon bei Tasmaniern und Australiern fasziniert ihn die Selbstgenügsamkeit der Menschen. Die Gesellschaften Polynesiens fesseln ihn besonders. Er bewundert ihre Schiffsbautechniken, ihre komplizierten Verwandtschaftsbegriffe und ihr rätselhaftes System sozialer Ränge. Das hier ist ganz gewiss keine primitive Kultur! Cook hat sich sorgsam überlegt, wie er mit den pazifischen Potentaten umgehen wird, denn er weiß genau: Etikette ist wichtig, in der Südsee wie im heimischen London.
    Aufeinandertreffen der Kulturen
    Schon bei den ersten beiden Fahrten gibt es Probleme. Die Seeleute holen sich von den Insulanerinnen Geschlechtskrankheiten, die Franzosen früher hierher »importiert« haben. Immer wieder werden Cooks Männer bestohlen. Die Inselbewohner nehmen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Privatbesitz scheint ihnen unbekannt. In Tahiti dann der erste Tote: Ein Seemann hat die Einheimischen beeindruckt, als er mit einem Schuss drei Tauben vom Himmel holt. Einige Minuten später hört man weitere Schüsse. Ein junger Tahitianer ballert mit einer gestohlenen Muskete herum. Sofort ergeht der Befehl, auf ihn zu schießen. Der Mann ist auf der Stelle tot, weitere werden verwundet, eine Massenpanik bricht aus. Cook und sein Botaniker Sir Joseph Banks bekommen die Situation nur mit Mühe unter Kontrolle.
    Bei seiner dritten und letzten Reise

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