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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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ist?

2
     
    Lehrende Engel sind nicht unbedingt Experten im Autofahren. Eine scharfe Kurve auf der Bergstraße und dann die Kante eines Felsens – Shepherds Kratzer sind dort noch heute zu erkennen.
    Als ob er meine Gedanken erraten hätte, sagte er: »Es ist schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal hinterm Steuer saß.«
    Während das Auto die Steigung erklomm, verkrampfte ich meine Beine und klammerte mich mit den Händen an der zerlumpten Armlehne fest. »Es wird gleich weniger steil.«
    Steil oder nicht steil, das kümmerte meinen netten Fahrer im Moment wenig. »Erinnerst du dich noch an deine Kindheit?« fragte er.
    »Als du mir vorhin davon erzählt hast, fiel mir einiges wieder ein. Ansonsten weiß ich wirklich nicht viel aus dieser Zeit«, sagte ich.
    »Du warst immer ein emsiger Junge. Wenn du etwas lernen wolltest, warst du ganz ernsthaft bei der Sache. Kannst du dich noch daran erinnern, wie du schreiben gelernt hast?«
    Ich dachte an meinen kreativen Schreibkurs an der High-School, den John Gärtner gehalten hatte. Lernt man wirklich von anderen Menschen das Schreiben, oder aktivieren sie in uns nur die Kraft des Wortes, die zwischendurch gelöscht worden war?
    Wieder schien er meine Gedanken erraten zu haben.
    »Ich meine das Schreiben mit der Hand: deine Mutter am Küchentisch, wie sie Briefe schreibt. Du selbst an ihrer Seite mit Papier und Bleistift, und du malst die As, die Es und Os mit Rundungen, Schleifen und Kurven, Zeile um Zeile und Seite um Seite.«
    Ich wußte jetzt, was er meinte, und erinnerte mich: Ich besaß einen roten Bleistift. Und viele Rs und viele S. Man war schon groß, wenn man sie ordentlich von links nach rechts auf das Papier brachte. Mutter lobte mich, sprach von einer schönen Arbeit, und ich hatte den Wunsch, das Ganze nochmal zu zeichnen. Heute habe ich die schlechteste Handschrift der Welt.
    »Du kennst Dickie ziemlich gut, nicht wahr?« fragte ich meinen Fahrer, der Richtung Gipfel steuerte.
    Er nickte mir zu. »Viel besser, als ich dich kenne.«
    »Weil er Hilfe braucht und ich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weil er Hilfe wünscht und annimmt. Das tust du nicht.«
    Der alte Ford bog um die letzte Kurve, wir hatten den Gipfel des Berges erreicht, und vor uns weitete sich der Horizont nach Norden und Westen. Er fuhr den Wagen dicht an die Stelle, von der aus die Paragleiter immer starten, und ich suchte nach dem Türgriff.
    »Ich bin froh, daß du für ihn hier bist«, sagte ich zu Shepherd. »Grüß ihn bitte von mir.«
    Er erwiderte nichts. Ich nahm mein Gepäck vom Rücksitz, stieg aus dem Wagen und wuchtete es auf meine Schultern. Der Wind war sanft wie zuvor. Wenn ich dieses Mal nicht aufsteigen kann, werde ich meine Sachen zusammenpacken und nach Hause gehen.
    Ich beugte mich herunter und winkte ihm durchs Autofenster zu. »Es war mir ein Vergnügen, Mister Shepherd. Und vielen Dank fürs Mitnehmen.«
    Er nickte mir zu, und ich wollte mich entfernen, als ich seine Stimme hörte. »Nur noch eine Sache, bitte…«
    Überrascht drehte ich mich um und sah ihn fragend an.
    Er lächelte mir zu. »Würde es dir etwas ausmachen, ein Buch für Dickie zu signieren?«
    »Überhaupt nicht.« Ich kam gar nicht auf die Idee, daß sein Anliegen irrational war. Hoffnung und Intuition überwinden die Grenzen der Zeit, nicht Papierstapel und Druckerschwärze.
    Ich stellte meinen Rucksack mit der Ausrüstung auf die Erde, öffnete erneut die Beifahrertür und ließ mich auf den Sitz neben ihn fallen.
    Shepherd berührte das Buch, das zwischen uns lag. »Du hast ein Versprechen gegeben«, sagte er, aber es klang nicht vorwurfsvoll. »Erinnerst du dich noch?«
    »Bestimmt hast du recht«, erwiderte ich. »Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern.« Als Kind war ich voller Phantasien: Wünsche und Träume gestalteten die Wirklichkeit, wie sie einmal sein sollte. Es hätte mich nicht überrascht, wenn manche meiner Visionen, an die ich mich so lebhaft erinnern kann, zur Realität geworden wäre und manche Tatsache hingegen sich nun als Blendwerk herausstellen würde.
    Ich versuchte, ihm auszuweichen. »Es ist schon so lange her, Mister Shepherd. Dickie ist in weiter Ferne, er ist eine fremde Person. Ich habe vergessen, wer er war.«
    »Aber du bist für ihn keine fremde Person. Er geht davon aus, daß du ihn nicht vergißt und daß du alles tust, um ihm beizubringen, wie man das Leben bewältigt. Er will unbedingt das herausfinden, was du schon weißt.«
    »Es wird ihm

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