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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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bewahrt. Dreitausend Jahre zu spät für ihn, ging es mir durch den Kopf, aber rechtzeitig für mich.
    Ich blickte hinein in meinen Regenbogen, kontrollierte die Leinen der Aufhängung und drehte dann mein Gesicht in den Wind.
    Herrliches Leben. Ich schmiegte mich in die Gurte hinein, steuerte schräg zum Wind an den Rand des Abhangs, langsam, wie ein Taucher im Meer sich gegen das Wasser lehnt, das ihn trägt. Und dann schwang ich mich in die Luftströmung weiter weg vom Hang, und mein Regenbogen hob mich — wir glitten langsam über den Wipfeln der Bäume dahin.
    »Mach weiter so, Richard!« rief plötzlich eine Stimme.
    Ich zog sachte an der Bremsleine, kurvte ein wenig und grinste ihnen dann zu. Fünf Gleitschirmflieger in Seide und Spinngewebe kreisten dicht nebeneinander über dem Abgrund, und keiner von ihnen wagte es, sich in den Windsog gleiten zu lassen, der sie in den Himmel hochheben konnte. Ich mußte ihnen Mut machen. »Jede Menge Aufwind!« rief ich zurück.
    Dann packte mich eine leichte Böe und trug mich von der schlanken Luftsäule weg. Der Aufwind ließ nach.
    Von meiner Augenhöhe aus gesehen schwebten die Flieger vom Berggipfel jetzt über mir, und ich sank langsam abwärts und versuchte, erneut in den Aufwind zu gleiten. Nördlich von mir flog Ceejay in engen Spiralen und verlor ebenso an Höhe. Seitlich von mir tauchte der Berghang weg, und es blieb nur noch der Schlund unter mir — kein Aufwind mehr, der mich trug.
    Vor zwei Jahren hätte ich gedacht, daß eine solche Situation meinen Adrenalinspiegel hochjagen würde — allein, eine halbe Meile über der Erde, vor dem Absturz nur bewahrt durch unzählige schmale Schnüre, die an einem Stückchen Stoff befestigt waren. Jetzt war es ein sanfter, träger Traum vom Fliegen: kein dröhnender Motor, kein Glas-und-Stahl-Kokon um mich herum, nur das leise Seufzen des bunten Gleitschirms, der über mir durch die Luft schwebte.
    Ein Rabe erschien dicht neben mir, er hielt einen Sicherheitsabstand, der zwischen Furcht und Interesse lag. Die schwarzen Augen blickten neugierig, der Kopf war leicht gebogen, ein Maisfresser, vom Regenbogen fasziniert.
    Ich lehnte mich in die Gurte zurück wie ein Kind in einer hochschwingenden Schaukel und beobachtete den Berghang über mir. Die Suche nach dem Aufwind war beendet. Davon hatte ich schon als Kind auf der Wiese mit meinem Papierdrachen geträumt: Schneller zu sein als der Adler war ein Teil des Traumes, aber so gleichmäßig wie die Schmetterlinge — eine weiche, liebliche Freundschaft mit dem blauen Himmel.
    Unter uns drehte sich das Heufeld, das wir als Landezone benutzten, und daneben standen Menschen am Straßenrand, die angehalten hatten, um die Gleitschirme zu beobachten. Als ich mich in einer Höhe von hundert
    Fuß der Grasfläche näherte, zählte ich fünf Autos, und ein sechster Wagen hielt gerade an. Es kam mir fremdartig vor, daß Menschen mich beobachteten, während ich zu meinem eigenen Vergnügen die Lüfte unsicher machte. Sieht man von den Luftfahrtshows ab, habe ich mich immer unsichtbar gefühlt, wenn ich flog.
    Zehn Minuten, nachdem ich in den Himmel geglitten war, verließ ich ihn wieder, indem ich die Geschwindigkeit auf Höhe der Grasmarkierung drosselte, und dann berührte erst mein rechter Fuß den Boden, danach der linke. Der Schirm blieb noch einen Moment über meinem Kopf und beschützte mich, bis ich sicher auf der Erde stand. Dann zog ich an den hinteren Leinen, und der Drache verwandelte sich wieder in lockere Seide, die in einer riesigen Wolke aus Farbe um mich herum schwebte und dann langsam in sich zusammenbrach.
    Über mir waren Ceejay und die anderen nur noch kleine Punkte, die sich am Himmel festhielten, mit viel Mühe die warmen Luftströmungen suchten und sich von Aufwind zu Aufwind hangelten. Es waren zähere Flieger als ich, und ihr Lohn war, daß sie noch in den Lüften schwebten, während ich schon wieder fest auf der Erde stand.
    Ich glättete den Schirm, faltete ihn dann sorgfältig vom Ende zur Mitte hin zusammen, bis das Ganze ein kleines viereckiges Bündel im Heu war. Dann drückte ich noch die Luft heraus und packte alles in meinen Rucksack.
    »Soll ich Sie zum Gipfel mitnehmen?«
    Eine Stimme ertönte vom Himmel der Paragleiter mit dem schönen Versprechen, um einen beschwerlichen Fußmarsch von weit über einer Stunde herumzukommen.
    »Vielen Dank.« Ich drehte mich um und sah einen kleinen, grauhaarigen Mann mit den freundlichen Augen eines

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