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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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weit gekommen war, sagte er: »Du bist zwei Sommer und zwei Winter in den Black Hills gewesen, Stein mit Hörnern. Du weißt mehr als wir. Ist es wahr, was die Zungen flüstern, daß jetzt viele Watschitschun dorthin ziehen wollen?«
    Der Angeredete wurde offenbar aus irgendeinem eigenen stillen Gedanken herausgerissen. Er nahm die Pfeife aus dem Mund. »Es ist wahr. Nicht an dem Platz, den Mattotaupa kannte und den ich kenne, aber in den nördlichen Black Hills haben die Watschitschun Gold entdeckt. Nicht solches Gold, das man wie Kiesel auflesen kann und nach dem die Räuber und Mörder wie Red Jim und seine Gesellen und andere einzelne Goldsucher unterwegs sind. Die weißen Männer haben Gold aufgespürt, das fest in den Steinen steckt und das die weißen Männer mit ihren Werkzeugen gewinnen. Das vermag kein einzelner. Viele müssen dabei zusammen arbeiten; sie müssen ständig zusammen wohnen; sie brauchen große Mengen an Essen und Trinken. Sie werden sich eine neue Bahn bauen müssen, wenn sie ihre Pläne durchführen wollen. Wenn es ihnen gelingt, sich festzusetzen, so werden sie den Dakota alles Wild in den Waldbergen wegschießen. Sie werden uns die Zeltplätze wegnehmen. Sie werden uns überhaupt nicht mehr in den Bergen dulden wollen. Darum werden jetzt die Besatzungen der Forts verstärkt und neue Stationen für die Milahanska eingerichtet.«
    »Das ist also wahr.« Tschapa Kraushaar war zumute, als ob der Tag sich verdüstere. »Stein mit Hörnern«, fragte er nach einer Pause, »wie denkst du? Du bist viele Sommer und viele Winter bei den Watschitschun gewesen. Du kennst ihre Zahl, ihre Waffen, ihre Werkzeuge. Auch ich habe unter Watschitschun gelebt, unter der Peitsche der Watschitschun, bis zu meinem elften Jahr. Dann kam ich zu euch Dakota. Ich habe mit den Dakota zusammen gelebt und gekämpft. Ich sage dir aber offen, ich habe nie geglaubt, daß wir die Watschitschun hindern können, eine Bahn zu bauen oder uns unser Land wegzunehmen, wenn sie fest dazu entschlossen sind und wenn der Große Vater in Washington ihnen hilft.«
    »Was willst du mit deinen Worten sagen?« Auf der Haut, die sich über die Backenknochen spannte, erschienen wieder heiße Flecke.
    »Ich will dir sagen, was ich unseren Männern, unseren Häuptlingen, unseren Zaubermännern schon oft und oft gesagt habe, allerdings ohne mit meinen Worten ihr Ohr zu finden. Wir dürfen nicht nur auf unsere Waffen vertrauen. Wir müssen etwas lernen.«
    »Was willst du lernen?« Stein mit Hörnern ging die Pfeife aus. Er klopfte den Rest des Tabaks in die Feuerstelle. Seine Gedanken, die langsam angelaufen waren, wurden aus der neuen Anspannung heraus überhastet.
    »Wir müssen lernen, mit weniger Land zu leben«, begann Tschapa zu erklären. »Wir jagen Büffel; die Watschitschun züchten sie. Wir fangen Mustangs; die Watschitschun züchten sie. Warum wollen wir das nicht auch tun? Wir können auf dieser elenden Prärie, auf der wir jetzt leben, keinen Mais bauen, wie einst eure Väter an den Seen und Strömen und auf fruchtbarem Land. Aber Büffel und Pferde züchten, das können wir. Warum beginnen wir nicht damit, solange es Zeit ist?«
    »Warum fragst du das mich?«
    »Weil du außer mir der einzige Krieger unter den Söhnen der Großen Bärin sein wirst, der die Watschitschun wirklich kennt. Alle anderen träumen.«
    »Glaubst du, Tschapa Kraushaar, daß der Sohn eines Verräters, an dessen Händen noch Blut klebt, ein guter Bundesgenosse für dich sein wird?«
    »Gut oder schlecht! Was kümmert es mich. Ich stehe jetzt ganz allein. Auch Tschetansapa versteht mich nicht.«
    »Wer ist euer Friedenshäuptling?«
    »Hawandschita.«
    »Dann höre auf zu hoffen, Tschapa Kraushaar. Hawandschita wird einen jeden verfolgen, der seinem Jagdzauber die Kraft und das Ansehen nehmen will. Niemals billigt er deine Pläne.«
    »Hast du Angst, Stein mit Hörnern?«
    In den Augen des Heimgekehrten blitzte ein Funke auf. »Was willst du von mir!« Er wurde heftig.
    »Daß du dich zu dem bekennst, was du in Wahrheit selbst denken mußt. Hast du nicht schon als Knabe in der Schneehütte zu Tschetansapa gesagt, daß wir die Watschitschun nicht vertreiben können, denn so oft wir sie auch vertreiben, stets kommen andere wieder.«
    Stein mit Hörnern sprang auf. »So gehe doch hinüber in die Ratsversammlung und sage euren Häuptlingen und Ältesten, Stein mit Hörnern wolle nicht zum Schlachtbeil greifen und glaube nicht an den Sieg der Dakota! Stein mit

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