Heimkehr zu den Dakota
sprengten auf einen Hügel, um das ganze Dorf mit einem Blick zu übersehen. Der Chorgesang der Tänzer wallte zu ihnen herauf: »Tatanka-yotanka …«
Der eine der Reiter hob die Hand: »Tatanka-yotanka kommt! Er kommt!«
Gesehen hatte den Rufer von allen Tänzern nur Tschetansapa. Er brüllte auf: »Er kommt! Er kommt!«
Die Tänzer hielten inne. Der Jubel brauste auf, so wie wenn der Büffeltanz, tagelang getanzt, Erfolg gehabt zu haben schien und eine Büffelherde sich zeigte.
Hawandschita erhob sich aus dem Grase und sah sich verwirrt um. Er hob das Messer wieder und versuchte noch durch den innersten Kreis der Tänzer hin zum Pfahle durchzudringen, aber erneuter Gesang schlug ihm entgegen wie ein Feuer- und Bannkreis, und die Männer tanzten wiederum dicht aufgeschlossen: »Tatanka- yotanka! Tatanka-yotanka! Tatanka-yotanka!«
Hawandschita torkelte. Als er ganz zu begreifen schien, was vorging, kam schon eine kleine Gruppe fremder Krieger und Häuptlinge über den Pferdebach. Sie hatten Lastpferde bei sich, die von jungen Burschen geritten wurden. Die Pferde schleppten Rutschen hinter sich her, die mit Stangen eines großen Zeltes auch die Planen, Decken und sonstiges vielfaches Zubehör transportierten. Die Reiter begleiteten diese Transporttiere. Unter ihnen fiel ein Mann mit der Adlerfeder auf, dessen ernstes gewichtiges Aussehen, dessen fest verschlossener Mund die Würde ebenso ausdrückten wie seine reiche Kleidung.
Die Sänger verstummten, die Gruppen der Tanzenden lösten sich auf. Das große Ereignis war eingetreten, der Zauber schien gelungen.
Tatanka-yotanka glitt vom Pferd und ging langsam auf Hawandschita zu, der allein stand.
»Wo du stehst, baue ich mein Zauberzelt«, sagte der größere und stärkere Geheimnismann. »Bleib stehen!«
Hawandschita gehorchte. Die jungen Burschen, die die Lastpferde ritten und Gehilfen des großen Häuptlings und Geheimnismannes waren, nahmen den Tieren die Rutschen ab, und im Nu war das Zauberzelt Tatankas aufgeschlagen. Die Spitzen der Stangen kreuzten sich über Hawandschita. Die Planen wurden aufgelegt, und Hawandschita verschwand im neu entstandenen Zelt für die Blicke der Umstehenden.
Tatanka-yotanka trat an den Kultpfahl heran. Zwei Krieger kamen herbei. Sie gössen Stein mit Hörnern eiskaltes Wasser über Kopf und Nacken und gaben ihm zu trinken. Er hob den Kopf und sah Tatanka-yotanka in die Augen. Tschetansapa und der Alte Rabe traten hinzu.
»Ich habe gehört, daß ihr gesungen, getanzt und auf mich gewartet habt«, sprach Tatanka- yotanka. »Ich bin gekommen. Habt ihr als Krieger gründlich über Stein mit Hörnern, den Sohn Mattotaupas, beraten?«
»Wir haben es«, erwiderte Tschetansapa. »Die Söhne der Großen Bärin wollen Stein mit Hörnern, den Sohn Mattotaupas, wieder in ihre Zelte aufnehmen. Seit drei Sonnen und Wintern hat er keinen Dakota mehr getötet, aber in zwei Sommern starben mehr als hundert Goldsucher im Zeichen der Großen Bärin. Stein mit Hörnern ist bereit, mit uns zusammen gegen die Langmesser zu kämpfen.«
»Hat er bekannt, daß er schuldig ist und daß auch Mattotaupa, sein Vater, schuldig war?«
»Das hat er.«
»Was sagt Hawandschita?«
»Sein Spruch lautete gegen Stein mit Hörnern. Er hatte entschieden, daß der Sohn des Verräters nicht mehr mit Namen genannt werde und keines rühmlichen Todes sterben sollte. Die Männer sollten ihn anspeien und die Frauen ihn verspotten und erschlagen. Aber als wir Stein mit Hörnern nicht der Schande preisgegeben, sondern als Männer über unseren besten Mann beraten hatten, da wollte Hawandschita ihn mit dem heiligen Messer töten.«
»Hawandschita hat die Zeichen der Geister falsch ausgelegt. Ich werde ihn in meinem Zauberzelt heute nacht noch lehren, die Geister besser zu verstehen. Hau. Bringt Stein mit Hörnern in sein Tipi. Wenn die Sonne das zweitemal aufgegangen und gestiegen sein wird, versammelt sich der Rat, denn ich will die Söhne der Großen Bärin hören und habe noch einiges zu sagen.«
»Hau!«
Tatanka-yotanka begab sich, von drei älteren Kriegern mit der Adlerfeder geleitet, in sein Zauberzelt.
Tschetansapa und Tschapa Kraushaar brachten Stein mit Hörnern in das väterliche Tipi.
Untschida und Uinonah bereiteten das Lager. Stein mit Hörnern ließ sich hinfallen, und die Freunde verabschiedeten sich, da er zu Tode erschöpft war. Er hatte sechsunddreißig Stunden am Pfahl gestanden, viele Stunden unter Einwirkung von Feuer und Rauch.
Er trank
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