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Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte

Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte

Titel: Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
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„Ich wollte heute alleine gehen, bin ja schon groß.“
    Jill tat furzfreundlich. Irgendetwas führte sie im Schilde, aber ich kam nicht drauf, was. Sie drehte eine Kurbel, es zischte kurz und dann machte es plopp! Ein dampfender Gemüsebratling schoss samt Teller durch ein Rohr im Boden.
    „Du siehst hungrig aus“, schleimte sich Jill ein. „Guten Appetit.“
    Ohne groß nachzudenken, biss ich hinein – und spuckte es gleich wieder auf den Teller. Der Bratling schmeckte nach Lakritze.
    „Papas neueste Erfindung“, erklärte Justin, ohne von seinem Spiel aufzusehen.
    „Du hast eine schöne Kette“, lobte mich Jill. Bevor ich von ihr wegrücken konnte, hatte sie mein Amulett schon aus dem Kleid gefischt. Das kleine Horn des Einhorns lag wie ein Fremdkörper in ihrer Hand. Ich musste mich innerlich schütteln. Jill und die Feenwelt – das passt zusammen wie Erdbeereis und Spaghettisoße.
    Zum Glück waren wir genau in diesem Augenblick bei unserem Haus angekommen. Ich riss die Tür auf, hinten sprang der Kofferraumdeckel hoch.
    „Grüß deinen Vater von mir!“, rief der Vater der Zwillinge. „Sag ihm, ich bin auf seine nächste Erfindung schon sehr gespannt.“ Dann brach er in höhnisches Gelächter aus.
    Jetzt wusste ich, woher Jill und Justin ihre Fiesheit haben: Sie hatten sie geerbt! Doch diesmal fiel mir ausnahmsweise die passende Antwort ein.
    „Stecken Sie sich Ihr Lob dahin, wo Sie am schönsten sind!“, schmetterte ich dem arroganten Wicht entgegen.
    Das saß! Er glotzte mich an wie eine Kuh im Kino.
    Jetzt lachte ich und schmiss die Tür zu.
    Als die blöde Karre mit ihren oberblöden Insassen weg war, bemerkte ich meinen Fehler. Ich stand vor dem Haus meines Vaters, aber da wollte ich doch gar nicht hin! Ich klingelte und klingelte. Wenn mein Vater hämmert, dann hämmert er. Und ist taub für die Außenwelt.
    Was blieb mir anderes übrig, ich musste zu Fuß um den See. Mit Koffer. Zum Glück kenne ich ein paar Abkürzungen. Das war aber auch das einzig Gute an diesem Nachmittag.
    Nein, nicht ganz. Mitten im Gestrüpp stieß ich auf das Nest einer Schwanenfamilie. Die sechs Babys legten die Köpfe schief und sahen mich voller Mitleid an. Da schmolz mir das Herz. Die Küken waren gerade mal so groß wie meine Faust und total flauschig. Stundenlang hätte ich hier sitzen und ihren unbeholfenen Spielen zusehen können.
    Aber ich musste ja weiter. Dann war’s schnell wieder vorbei mit der Freude. Mein Kleid blieb an einem Ast hängen und wäre beinahe gerissen. Und unten am See versank ich bis zum Knie im Morast. Als ich mein Bein endlich draußen hatte, fehlte der Schuh. Ich stocherte mit den Armen im Schlamm, aber der Schuh blieb verschwunden.

    Da stand ich also alleine im Schlamm. Von der Mutter vergessen, von Jill und ihrem Vater geärgert, von Fabula Schattenreich eingeschüchtert – und mit nur noch einem Schuh. Ich schluchzte. Konnte Zacharias nicht mal etwas Sinnvolles erfinden, wie Schuhe mit einem Seil dran, sodass man sie überall herausziehen kann?
    So watschelte ich durch die Siedlung, in der meine Mutter nun wohnt: müde, mit kaputtem Kleid, die Arme voller Dreck und todunglücklich.
    Als Jorinde Birnbaum mir die Tür zu ihrer Dachwohnung öffnete, dachte ich, sie fällt mir um den Hals und tröstet mich. Schließlich bin ich erst neun und kann so was alles gar nicht gut verkraften. Aber Mama sah mir nur scharf in die Augen.
    „Psst!“, zischte sie. „Ich telefoniere gerade mit New York!“

Meine Mutter war völlig aufgelöst. Als wäre sie gerade mit nur einem Schuh durch die Nachbarschaft gehumpelt. Sie telefonierte mit wildfremden Menschen und vergaß dabei glatt, dass wir uns seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen hatten.
    „Yes!“ , jammerte sie in den Hörer. Immer wieder: „Yes!“ Auf mich achtete sie kein bisschen. Als sie auflegte, holte ich tief Luft, um dann all die blöden Erlebnisse des Tages aufzuzählen. Aber Mama tippte schon die nächste ellenlange Nummer ein.
    „Birnbaum, yes! “, schnarrte sie.
    Da platzte mir der Kragen. Ich drückte einfach auf den Ausknopf und das Gespräch war weg. Nur noch ein leises Tuten hallte durch die Dachwohnung.
    Meine Mutter lief puterrot an. „Spinnst du?“, schimpfte sie. „Ich telefoniere gerade mit meinem Auftraggeber in New York! Die halbe Stadt hat Grippe, auch meine vier Schönheiten. Statt im Flieger nach Deutschland zu sitzen, liegen sie mit Fieber im Bett. Selbst wenn sie dort bis morgen ein paar

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