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Heimlich, heimlich mich vergiss (German Edition)

Heimlich, heimlich mich vergiss (German Edition)

Titel: Heimlich, heimlich mich vergiss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Meier
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letzten Mal. Und nun sind wir doch noch einmal zurückgekehrt, aber nicht für eine allerletzte sentimental journey , sondern für eine erste echte Reise. Ja, wir werden richtige Passagiere sein, und Esther trägt dafür nichts weiter über der Schulter als die dünnen Träger ihres smaragdgrünen Sommerkleids, und das ist mir wichtig jetzt, wo wir den Busbahnhof erreicht haben und sie vor mir aus dem Trolleybus steigt, denn ich will unbedingt , dass sie vollkommen unbeschwert ist, was ihr, obwohl ich doch kein Wort davon gesagt habe, schon nach ein paar Metern so schwer auf die Nerven fällt, dass sie abrupt stehenbleibt und schnaubend ausatmet wie ein Stier. Doch dann überlegt der Stier es sich anders, nimmt mir nur lachend die Tasche weg und gibt sie erst gegen das Versprechen wieder her, Esther nicht weiter mit meinem Leichtigkeitswahn zu terrorisieren. Unser beider Anspannungen, auf der schweigenden Busfahrt ungut an einander gewachsen, lösen sich auf. Nun, tatsächlich erleichtert, schlendern wir Hand in Hand die Moskowskaja Uliza zum Hafen hinunter. Wir haben alle Zeit der Welt, unsere Fähre geht erst in drei Stunden, und so können wir den Gang der Dinge ruhig noch ein wenig der Mittagssonne überlassen.
    Es ist erst ein paar Stunden her, kommt mir aber vor wie Tage, dass wir unsere Wohnung verlassen haben und bis nach Aluschta gefahren sind, dort das Auto stehengelassen, den Schlüssel in einen Mülleimer geworfen haben und in den Bus nach Jalta gestiegen sind. Auf dem Weg nach Aluschta hatte Esther vorgeschlagen, uns, um etwaige Schockwirkungen zu vermeiden, Schritt für Schritt aus der klinischen Welt ausschleichen zu lassen, statt uns sofort abzusetzen. Sie fand, wir sollten in Jalta eins der kleineren Patientenausflugsboote nach Sewastopol nehmen, uns von dort aus weiter langsam Richtung Westen an der Schwarzmeerküste entlanghangeln und uns in einem Halbmondbogen mit Zwischenstopps in Odessa, Constanta und Varna hinab gen Bosporus davonstehlen, weil man auf einem in Ufernähe vor sich hindümpelnden Küstenschiff mit großer Wahrscheinlichkeit unbehelligt bliebe von möglichen Kontrollen durch die weiße Flotte, die das Meer in zahlreichen Längsschnitten durchkreuzt.
    Ich habe nur ein paarmal zögerlich genickt und hmhm gemacht und dabei starr weiter auf die Straße geschaut, während sie fragend mein Profil musterte, denn ich wollte ihr nicht sagen, dass ich sicher war, dass solch ein ausschleichendes Absetzen eine völlig überflüssige, vielleicht sogar gefährliche Vorsichtsmaßnahme wäre, weil man uns, wenn man uns überhaupt behelligen sollte, jedenfalls nicht mit einer läppischen Kontrolle auf offener See behelligen würde, wollte ihr nicht sagen, dass ich gestern, also gestern vor zwanzig Jahren, eine Nachricht von der Verwaltung bekommen hatte, in der ich höflich um Statusklärung der mit mir in ehelicher Gemeinschaft lebenden Person gebeten wurde, und ich daher keinen Zweifel daran hatte, dass man uns gehen lassen würde, und ihr gerade deshalb nicht erklären konnte, wovor ich mich eigentlich fürchtete.
    Weil aber ein halbherzig zustimmendes hmhm die wirksamste Widerrede ist, ließ sich Esther von meinem untergrabenden Gebrumm zum Glück, ohne dass ich auch nur ein Wort hätte sagen müssen, was uns beide wahrscheinlich nur entmutigt hätte, sofort umstimmen:
    »Ja, du hast wohl recht, nicht so eine gute Idee, Zwischenstopps sind womöglich noch heikler. Allein bei dem Gedanken, in Odessa feststecken zu bleiben …, nein, wir nehmen einfach direkt die Fähre hinab in den Trichter, ich meine Bosporus.«
    So müssen wir jetzt also nicht, mit all den Patienten, die sich mit ihren eingerollten, unter den energischen Ellbogen geklemmten Matten an uns vorbeidrängeln, die lärmende, und trotz der sie kühl säumenden Wasserader der Bystraja, schnell schnell fließ hinab zu mir, kleine Bystraja , in der Mittagshitze nach Motorradabgasen und Patientenschweiß stinkende Moskowskaja ganz bis nach unten hinabhetzen und an die überfüllteste Stelle der Jaltaer Uferpromenade zum Anleger für die Küstenschiffe eilen, sondern lösen uns am bereits für die diesjährige Prana-Convention weiß beflaggten Leninplatz aus dem Patientenstrom und flanieren in all der Seelenruhe, die eine klare Entscheidung für den direkten Weg einem schenkt, zum Seehafen hinunter.
    Auf der fensterlosen Rückseite des nagelneuen, langgestreckten Hafengebäudes wird es plötzlich still, da die Uliza Roosevelta im Schatten

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