Heirate nie einen Italiener
öffnete sich ihm in der Gewissheit, ihr Leben an seiner Seite verbringen zu wollen.
Als Lorenzo ihren Kopf mit der schwarzen Haarpracht, der auf dem Kopfkissen ruhte, betrachtete, musste er unwillkürlich an jene Frau zurückdenken, die er vor über einem Jahr kennengelernt hatte. Schon damals hatte er die tiefe Verletzlichkeit erahnt, die sich hinter Helens Vorurteilen und ihrem unbändigen Ehrgeiz verbarg.
Inzwischen war aus Helen Elena geworden, und die Selbstsicherheit, mit der sie seine Bewegungen aufnahm und erwiderte, während sie sich gemeinsam dem Gipfel der Leidenschaft näherten, sagten ihm deutlicher als Worte, dass sie endlich zu sich selbst gefunden hatte, indem sie sich ihre Liebe zu ihm, Lorenzo, eingestanden hatte.
Erfüllt und beglückt von seiner Leidenschaft setzte sie sich schließlich auf und streichelte Lorenzo zärtlich, um das Feuer in ihm nicht erlöschen zu lassen.
“Du bist mir noch eine Antwort schuldig”, schalt sie ihn gespielt ernst.
“Und auf welche Frage,
cara?”
“Auf die Frage, ob du mich heiraten willst.”
Er nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich, bevor er den Kopf hob. “Ich wünsche mir nichts mehr, als dass du meine Frau wirst … Elena.”
12. KAPITEL
“V ielleicht sollte ich doch ein anderes Kleid anziehen.” Helen betrachtete sich skeptisch im Spiegel. “Es bringt sicherlich Unglück, wenn man ein Hochzeitskleid zweimal anzieht.”
“Du bist doch sonst nicht abergläubisch”, widersprach Heather, und Angie setzte hinzu: “Das Kleid ist für deine Hochzeit mit Lorenzo gedacht. Und auch wenn sie mit Verspätung stattfindet, besteht kein Anlass, irgendetwas anders zu machen als beim ersten Anlauf.”
“Mit einer Ausnahme”, wandte Helen ein, und die drei Freundinnen brachen gleichzeitig in lautes Lachen aus.
Plötzlich klopfte es an der Tür, und Helens Vater spähte ins Zimmer. “Beeilt euch”, forderte er sie auf, “die anderen warten schon.”
Heather und Angie wollten ihren Schwager begleiten, dessen Wagen der erste in der langen Reihe der schwarzen Limousinen war, mit denen die Gäste zur Kathedrale gebracht werden sollten. Sie verabschiedeten sich von Helen und verließen in bester Laune das Zimmer.
“Kommen dir erneut Zweifel, ob du Lorenzo heiraten willst?”, fragte Nicolo Angolini scherzhaft.
“Ich kann dich beruhigen”, erwiderte seine Tochter mit großem Ernst. “Noch nie in meinem Leben war ich so sehr davon überzeugt, das Richtige zu tun, wie in diesem Moment.”
“Dann sollten wir keine Minute länger warten”, antwortete er gerührt.
“Ich bin so w… Wo ist eigentlich mein Brautstrauß?”
“Sollte ich den wirklich in unserem Zimmer vergessen haben?” Ihr Vater sah sie peinlich berührt an. “Einen Augenblick, Elena, ich hole ihn rasch.”
Er machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Zimmer. Um ihre Nervosität zu bekämpfen, ging Helen auf die Terrasse. Es war ein wunderbar milder Frühlingstag, und die Landschaft, die sich vor ihr erstreckte, war saftig grün. Die Aussicht schlug sie so in Bann, dass sie gar nicht bemerkte, wie die Zeit verstrich, ohne dass ihr Vater zurückkam.
Wenigstens hatte er ihren Brautstrauß dabei, als er endlich atemlos ihr Zimmer betrat. “Du darfst dich bei deiner Mutter bedanken”, sagte er entschuldigend. “Sie hatte ihn versteckt.”
“Erzähl mir nicht, dass …”
“Ich konnte ihn jedenfalls nicht finden”, unterbrach er sie. “Aber das ist jetzt egal. Wir müssen uns sputen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.”
Er führte seine Tochter aus dem Haus und zu dem Auto, das für sie bereitstand. Guido, der Chauffeur, hielt ihnen die Türen auf. “Die anderen sind schon vor geraumer Zeit losgefahren”, berichtete er, nachdem er den Motor angelassen hatte.
“Dann drücken Sie mal auf die Tube, junger Mann”, ordnete Nicolo an.
Kaum hatten sie die asphaltierte Straße erreicht, beschleunigte Guido die schwarze Limousine. Die Landschaft flog förmlich vorbei. Dennoch wollte sich Helens Nervosität nicht legen.
“Keine Sorge”, sagte ihr Vater und nahm beruhigend ihre Hand, “wir haben genügend Zeit. Eine kluge Braut lässt ihren Bräutigam ohnehin einige Minuten warten.”
“In diesem Fall sollte sie das lieber nicht tun”, widersprach Helen. “Wenn ich nicht auf die Sekunde pünktlich bin, versetze ich Lorenzo in Angst und Schrecken.”
Der Fahrer schien das als Ansporn zu verstehen, noch schneller zu fahren. Einige Male quietschten die Reifen
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