Heirate nie einen Italiener
um Heather und führte sie aus dem Flughafengebäude.
1. KAPITEL
N ew York war tief verschneit, und ein eisiger Wind pfiff durch die Straßen. Doch selbst ein solch trüber Februarabend konnte der Faszination dieser Metropole keinen Abbruch tun – schon gar nicht, wenn man im Begriff war, das Elroy in der Park Avenue zu betreten, das beste und teuerste Hotel der Stadt.
Am Personaleingang stand ein Wachmann, der Helen nicht erkannte, sodass sie ihm ihren Firmenausweis zeigen musste. “Helen Angolini. Trainee im Management”, las er halblaut und nickte anerkennend, bevor er sie endlich passieren ließ.
“Kann sich dieses Ding nicht etwas schneller bewegen?”, schimpfte sie vor sich hin, als sie endlich im Aufzug stand, der sie in die achte Etage bringen sollte. “Ich komme auch so schon zu spät.”
“Mich wundert, dass du überhaupt kommst”, drang ihr plötzlich eine vertraute Stimme ans Ohr. Als Helen sich umsah, blickte sie direkt ins Gesicht ihrer Freundin Dily, die die ganze Zeit unbemerkt hinter ihr gestanden hatte.
Die beiden hatten sich vor drei Jahren gleichzeitig für die Managementschulung des Elroy beworben und waren unter Hunderten ausgewählt worden. Schnell hatten sie sich angefreundet, und seit geraumer Zeit teilten sie sich eine kleine Wohnung. Nun standen sie kurz vor dem Abschluss der Ausbildung und hofften beide auf eine Festanstellung.
“Kommst du etwa direkt vom Flughafen?”, erkundigte sich Dily mit Blick auf Helens Gepäck.
“Richtig geraten”, bestätigte Helen. “Eigentlich wollte ich längst bei meinen Eltern sein. Doch kaum saß ich im Taxi, klingelte mein Handy. Mr. Dacre hat mir befohlen, auf direktem Weg ins Hotel zu kommen.”
Endlich hielt der Fahrstuhl, und kaum hatten sich die Türen geöffnet, nahm Dily Helens Arm und zog sie zur Damentoilette. “Bevor du Mr. Dacre unter die Augen trittst, würde ich mich an deiner Stelle umziehen.”
Helen war eine große, attraktive junge Frau mit schulterlangem pechschwarzen Haar und dunklen, ausdrucksvollen Augen. Nicht wenige, darunter Dily, waren der Ansicht, dass sich ihre wahre Schönheit erst richtig zu entfalten begonnen hatte, seit sie ihr fünfundzwanzigstes Lebensjahr erreicht hatte. Sosehr Helen sich dadurch auch geschmeichelt fühlte, fürchtete sie bisweilen, dass ihr die sizilianische Abstammung allzu deutlich anzusehen war. Manchmal beneidete sie ihre Freundin, die nicht nur zierlicher war, sondern vor allem blondes Haar, blaue Augen und einen hellen Teint hatte.
Doch selbst wenn Helen mit ihrem Aussehen nicht rundherum zufrieden war, verstand sie sich darauf, sich so zu kleiden, dass ihr das unmöglich anzumerken war. Weil sie wusste, dass zu ihrem dunklen Teint am besten kräftige und warme Töne passten, öffnete sie einen Koffer und zog ein dunkelrotes Seidenkleid heraus.
“Du siehst hinreißend aus”, gratulierte Dily ihr, nachdem Helen sich umgezogen und das Haar ausgiebig gebürstet hatte, bis es ihr seidig über die Schultern fiel. “Die Männer werden dir zu Füßen liegen.”
“Kannst du eigentlich an nichts anderes denken?”, fragte Helen belustigt und steckte sich das Namensschild an, das sie als Mitarbeiterin des Elroy auswies. “Vergiss nicht, dass wir nicht zu unserem Vergnügen hier sind, sondern um zu arbeiten.”
“Ach so?” Dily zuckte gleichgültig die Schultern. “So genau nehme ich es mit der Trennung von Privatem und Dienstlichem nicht. Und jetzt komm endlich. Mal sehen, ob unter den Typen einer ist, der eine kleine Sünde rechtfertigt.”
Lächelnd folgte Helen ihr in den frisch renovierten Kaisersaal, der einen Großteil des achten Stocks einnahm. Der riesige Raum erstrahlte in neuem Glanz, und auf dem Parkett stand ein Dutzend runder Tische, die unter der Last des kalten Büfetts zusammenzubrechen drohten.
Im Saal herrschte eine fast bedrohliche Enge, aus der sich unvermittelt ein Mann löste und direkt vor Helen stehen blieb.
“Ich denke, du bist in Boston, mein Schatz”, begrüßte Erik sie eine Spur zu überschwänglich.
“Da war ich bis vor wenigen Stunden auch”, erklärte sie ihrem Kollegen, der zum Management des Elroy gehörte. Ab und zu trafen sie sich nach Feierabend, um gemeinsam essen oder ins Theater zu gehen, und einmal hatte Helen ihn sogar zu ihren Eltern mitgenommen. Trotzdem war ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur, und nichts lag Helen ferner, als eine Beziehung mit ihm anzufangen – was die Kollegen im Hotel nicht daran hinderte,
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