Heirate nie einen Italiener
bedrohlich, bevor der schwere Wagen in einer besonders engen Kurve ins Schleudern geriet. Guido unternahm alles, um ihn abzufangen, aber dazu war es längst zu spät. Wie in Zeitlupe rutschte das Auto seitlich über die Straße, bevor es mit einem leichten Ruck im Straßengraben zum Stillstand kam.
“Das darf nicht wahr sein!”, platzte Helen heraus. “Hat sich denn alles gegen mich verschworen?”
Mühsam stieg sie aus und ging auf die Straße, um ein Auto anzuhalten, das sie zur Kathedrale bringen konnte. Doch weit und breit war keines zu sehen.
Panik drohte in ihr aufzusteigen, denn Lorenzo fragte sich sicherlich schon, wo sie blieb. In wenigen Minuten würde er anfangen, sich Sorgen zu machen, und wer weiß, wie lange er den Gedanken würde verdrängen können, dass sie ihn ein zweites Mal hatte sitzen lassen.
“Du hast doch sicherlich dein Handy dabei, Guido.” Endlich war ihr der rettende Gedanke gekommen. Mit bebenden Händen wählte sie Lorenzos Nummer, doch der hatte sein Handy ausgestellt, bevor er in die Kirche gegangen war. Und sowohl Bernardo als auch Renato waren seinem Beispiel gefolgt.
“Was machen wir jetzt nur?”, fragte Nicolo Angolini ratlos.
“Ich weiß jetzt, wie wir nach Palermo kommen”, erwiderte seine Tochter, und zur Verwunderung ihres Vaters konnte sie schon wieder lächeln.
Dann sah auch er, was sie plötzlich so zuversichtlich gemacht hatte. “Das ist nicht dein Ernst”, sagte er fassungslos, als er das Gefährt sah, das auf sie zukam. “Wir können doch nicht mit einem Eselskarren zu deiner Hochzeit fahren – und schon gar nicht, wenn er lebende Schweine geladen hat.”
Helen schien ihn überhaupt nicht gehört zu haben, denn sie trat in die Mitte der Straße und forderte den alten Mann, der das Fuhrwerk lenkte, wild gestikulierend auf, anzuhalten.
“Sie müssen uns nach Palermo bringen”, sagte sie aufgeregt. “Wir werden dringend in der Kathedrale erwartet.”
“Das ist kaum zu übersehen”, erwiderte er gelassen und musterte ihr Hochzeitskleid. “Ich würde Ihnen ja gern aus der Patsche helfen, aber wie Sie sehen, bin ich bereits ausgebucht.” Ohne sich umzudrehen, zeigte er auf die vier Schweine, die sich auf der Ladefläche tummelten. “Ich will sie auf dem Markt verkaufen.”
“Ich kaufe sie!”, sagte Helen spontan. “Aber nur, wenn Sie uns dann zu meiner Hochzeit bringen.”
“Wie Sie wollen, Signorina”, stimmte der alte Mann zu und nannte einen Preis.
“Das ist glatter Wucher!”, wandte Guido empört ein. “Auf dem Markt bekommen Sie nicht einmal die Hälfte.”
“Es zwingt Sie niemand”, erwiderte der Bauer gleichmütig. “Dann fahre ich weiter, und Sie sehen zu, wie Sie die Braut nach Palermo schaffen.”
Plötzlich war in Helen die Geschäftsfrau erwacht. “Treffen wir uns doch in der Mitte”, schlug sie vor, und nach reiflicher Überlegung willigte der alte Mann ein.
Das Geschäft drohte dennoch zu scheitern, weil keiner genügend Geld bei sich hatte. Daraufhin zuckte der Kutscher die Schultern und hob die Zügel, um die Esel anzutreiben.
“Sie rühren sich nicht vom Fleck!”, ordnete Helen an. “Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass Sie das Geld erhalten.”
“Darauf will ich mich lieber nicht verlassen.”
“Ist Ihnen das Wort der Familie Martelli nicht genug?”
“Sind Sie eine Martelli?”, fragte er ungläubig.
“Noch nicht”, erwiderte Helen, “aber wenn Sie sich endlich dazu durchringen könnten, die Schweine abzuladen und mich nach Palermo zu bringen, bin ich es heute noch.”
Der alte Mann reichte Guido die Zügel und kletterte vom Kutschbock. Dann öffnete er den Verschlag und scheuchte die Schweine von der Ladefläche.
“Ich fürchte, du wirst auf sie aufpassen müssen”, sagte Helen, an Guido gewandt. “Ich will sie meinem Mann zur Hochzeit schenken.”
“Wird gemacht”, erklärte der sich einverstanden. “Ich werde einen Freund anrufen und ihn bitten, sie mit seinem Trecker abzuholen. Bei der Gelegenheit kann er auch den Wagen aus dem Straßengraben ziehen.”
Der Bauer hatte inzwischen eine Decke auf der Ladefläche ausgebreitet, damit Helens Hochzeitskleid nicht schmutzig wurde. “Komm, Poppa”, forderte sie ihren Vater auf, nachdem sie auf dem Karren Platz genommen hatte.
“Glaubst du wirklich, ich würde in dieses wackelige Gefährt einsteigen?”
“Dir wird nichts anderes übrig bleiben”, entgegnete Helen. “Schließlich bist du unser Trauzeuge.”
“Hör endlich auf, dich
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