Heiratsantrag auf Portugiesisch
Liebe. Deshalb hast du nach Ausflüchten gesucht und mir misstraut.“
Shelley fühlte sich völlig überrumpelt. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit einem solchen Wutausbruch.
So hatte sie ihn noch nie erlebt. Dieser glühende Zorn entsprang einer tiefen Enttäuschung, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
Seine Worte zeigten ihr, dass er sie zutiefst geliebt hatte, und diese Wahrheit war ein Schock für sie. Ungläubig starrte sie ihn an.
„Weißt du eigentlich, was du mir angetan hast? Vor weniger als einer Woche haben wir uns in der Kirche ewige Treue geschworen. Ich wusste, dass du unsicher warst und dir alles zu schnell ging. Aber wenn ich geahnt hätte, was du wirklich von mir hältst …“ Er atmete tief durch, und sein Gesicht war mit einem Mal bleich und eingefallen. „Ich kann keine Frau lieben, die mir nicht vertraut.“ Er kam langsam auf sie zu, und sie sah die Bitterkeit in seinen Augen.
Nun, da es zu spät war, fragte sie sich, wie sie hatte so dumm sein können, einer Frau wie Sofia zu glauben. Selbst wenn sie daran gezweifelt hatte, dass Jaime sie liebte, so wusste Shelley doch, wie sehr er ihren Vater verehrt hatte. Allein schon aus diesem Grund hätte er niemals so handeln können, wie sie es ihm unterstellte. Nachdem sie seinen Stolz so stark verletzt hatte, stand sie nun vor einem Scherbenhaufen.
Sie konnte seinen Blick nicht länger ertragen und wandte den Kopf zur Seite. „Ich konnte einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass du mich nicht wirklich begehrst“, sagte sie leise.
Ein erstickter Laut aus seiner Kehle ließ sie rasch aufblicken. Sie fröstelte und spürte plötzlich, dass sie nur in ein dünnes Handtuch gewickelt war. „Und wie ich dich begehre! Selbst gegen meinen Willen. Aber das ist nicht der einzige Irrtum, dem du aufgesessen bist.“ Er kam näher, und sie erschrak, als sie die glühende Leidenschaft in seinen Augen sah. Zivilisation und gute Erziehung schienen von ihm abgefallen zu sein, und er blickte sie mit einer Mischung aus Lust und kaum verhülltem Zorn an, der sie erbeben ließ. Bedrohlich stand er vor ihr, ein Mann, der sich kaum noch unter Kontrolle hatte.
„Ich hatte nie vor, Sofias Vater die Villa zu verkaufen“, sagte er scharf. „Und wenn du nicht wie ein Feigling davongelaufen wärst, hättest du es schon viel früher erfahren. Sofia hat dich angelogen.“
„Sie hat mir den Vertrag gezeigt“, verzweifelt versuchte sie, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. „Er trug deine Unterschrift.“
„In dem Vertrag, den du gesehen hast, ging es um ein anderes Grundstück. Ich habe dir bereits davon erzählt.“ Seine Stimme war schneidend. „Hast du ihn denn gelesen?“
Wütend schüttelte sie den Kopf. „Wie denn? Er war auf Portugiesisch abgefasst.“
„Ganz genau.“
Seine Stimme klang kalt und triumphierend. Trotz der schwachen Beleuchtung sah sie, wie seine Brust sich heftig hob und senkte. Unter der eleganten Kleidung verbarg sich ein Mann mit allen primitiven Instinkten eines gefährlichen Jägers.
Diese Erkenntnis ließ sie augenblicklich schweigen. In ihrem Kopf wirbelten seine Worte wild durcheinander.
Langsam dämmerte ihr das ganze Ausmaß dessen, was sie ihm angetan hatte. Und für einen kurzen Augenblick stand ihr ihre ganze Verletzlichkeit ins Gesicht geschrieben. Schnell nahm sie sich zusammen und runzelte die Stirn.
Jetzt nur nicht schwach werden. Schließlich habe ich doch gewusst, dass er versuchen würde, mich herumzukriegen. Zwar hatte sie keine verbale Attacke erwartet, sondern eher mit seinen Verführungskünsten gerechnet, doch dass er alles daransetzen würde, ihre Argumente zu widerlegen, war ihr klar gewesen.
„Wenn das alles stimmt, was du sagst, dann hat Sofia mich angelogen. Doch warum sollte sie das tun?“
Sie sah den Ausdruck, der über sein Gesicht huschte, und ein Schauer durchlief sie. „Weil sie mich hasst“, sagte er mit gefasster Stimme. „Sofia wollte mehr als nur meine Geliebte sein, sie wollte mich heiraten. Wie du weißt, haben wir hier recht strenge Moralvorstellungen. Sie hat sich nie darum geschert und hatte zahllose Affären. Irgendwann war sie es dann leid, und sie suchte die gesellschaftliche Anerkennung.“
„Und die hätte sie durch eine Ehe mit dir erlangt.“
„So ist es. Sofia hat dich reingelegt. Und sie hatte leichtes Spiel mit dir. Hätten wir Senhor Armandes hier, dann könnte er dir den Vertrag, den sie dabeihatte, übersetzen. Er würde auch
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