Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
und - und bestimmt nicht das, was Sie eine arme Verwandte nennen! Ich will sagen ..." Er hielt inne und versuchte, sich ein Bild von Miss Merriville heraufzubeschwören. „Nun, ich kenne mich in solchen Dingen nicht sehr gut aus, aber mir schien, sie war elegant gekleidet. Ziemlich jung, glaube ich - obwohl es nicht ihre erste Season sein dürfte.
    Wahrscheinlich nicht einmal", fügte er nachdenklich hinzu, „ihre zweite Season." Er seufzte und sagte ehrfürchtig: „Es war ihre Gefährtin, die es mir angetan hat, Sir!"
    „Ja?", sagte Alverstoke ermunternd, und in seinen Augen blitzte es vergnügt auf.
    Mr. Trevor fiel es anscheinend schwer, sich auszudrücken, aber nach einer Pause, in der er offenkundig eine himmlische Vision vor sich sah, sagte er ernst: „Sir, ich habe noch nie ein derart liebliches Mädchen gesehen - oder auch nur geträumt! Diese Augen! So groß und blau! Ihre Haare - wie leuchtendes Gold. Außerdem das hübscheste Näschen, und der Teint einfach köstlich! Und als sie sprach ..."
    „Aber wie waren ihre Fesseln?", unterbrach Seine Gnaden.
    Mr. Trevor wurde rot und lachte. „Die Fesseln habe ich nicht gesehen, Sir, denn sie blieb in der Kutsche sitzen. Mich hat besonders der süße Ausdruck gepackt und ihre weiche Stimme. Ja, sie hat etwas sehr Einnehmendes an sich - wenn Sie mich recht verstehen!"
    „So ziemlich."
    „Ja, also ... also, als sie sich vorneigte und lächelte und mich bat, Ihnen den Brief zu geben, versprach ich es ihr -obwohl ich wusste, dass Sie durchaus nicht erfreut sein würden."
    „Sie tun mir unrecht, Charles. Ich gestehe, Sie haben zwar nicht den leisesten Wunsch in mir erweckt, mit Miss Merriille bekannt zu werden, aber ihre Gefährtin will ich unbedingt kennenlernen. Wer ist sie übrigens?"
    „Ich bin mir nicht völlig sicher, Sir, vermute jedoch, dass sie die Schwester Miss Merrivilles sein könnte, obwohl sie ihr überhaupt nicht ähnlich sieht. Miss Merriville nannte sie Charis."
    „Das bestärkt mich nur in meiner Abneigung gegen Miss Merriville. Von allen fürchterlichen Abkürzungen halte ich Carrie für die widerwärtigste."
    „Nein, nein!", protestierte Mr. Trevor. „Sie haben sich verhört, Sir, natürlich nicht Carrie! Miss Merriville sagte ganz deutlich Charis! Und ich dachte mir, dass noch nie jemand richtiger benannt worden ist, denn das bedeutet nämlich ,Anmut' - Sie wissen ja, griechisch!"
    „Danke, Charles", sagte Seine Gnaden demütig. „Wo wäre ich, wenn ich Sie nicht hätte!"
    „Ich dachte, Sie hätten es vielleicht vergessen, Sir - da Sie ja doch ein so schlechtes Gedächtnis haben!"
    Der Marquis nahm diesen sanften Hieb zur Kenntnis, indem er seine kräftige schlanke Hand in der Geste eines Fechters abwehrend hob. „Bravo, Charles - verdammt sei Ihre Unverschämtheit!"
    Ermutigt sagte Mr. Trevor: „Miss Merriville hoffte, Sie sprechen in der Upper Wimpole Street vor, Sir - das werden Sie doch?!"
    „Und ob - falls Sie mir versichern können, dass ich die schöne Charis dort antreffe."
    Das konnte Mr. Trevor zwar nicht, aber er drängte lieber nicht weiter, sondern zog sich zurück, nicht ohne Hoffnung für den Ausgang dieser Angelegenheit.
    Später, als er sich die Sache überlegte, fiel ihm ein, dass er Charis, als er sie Alverstokes unheilvoller Aufmerksamkeit aussetzte, einen recht üblen Dienst erwiesen hatte. Den Versuch Alverstokes, ein Fräulein von vornehmer Geburt und zartem Alter zu verführen, so schön es auch sein mochte, fürchtete er nicht.
    Dergleichen liederliches Vorgehen gehörte nicht zu Seiner Gnaden galanten Abenteuern. Falls jedoch Charis sein Gefallen erregte, dann fürchtete Trevor, dass der Marquis sie zu einer seiner regelmäßigen Flirtereien verlocken, ihr schmeichelhafte Aufmerksamkeit erweisen und sie vielleicht zu der Einbildung bringen konnte, er habe eine dauernde Leidenschaft zu ihr gefasst. Wenn sich Mr. Trevor an den schmelzenden Blick Charis' erinnerte, so hatte er das Gefühl, ihr Herz wäre leicht zu brechen, und sein Gewissen quälte ihn. Dann aber überlegte er sich, dass sie wohl kaum allein in der Welt stand, und entschied, man könne es ruhig ihren Eltern überlassen, sie vor einem berüchtigten Herzensbrecher zu beschützen.
    Außerdem standen sehr junge Frauenzimmer ganz obenan auf der Liste jener Dinge, die Alverstoke grässlich langweilig fand. In Bezug auf Miss Merriville hingegen war Mr. Trevor der Meinung, sie sei sehr gut imstande, sich selbst vorzusehen. Ihre schöne

Weitere Kostenlose Bücher