Heiratsmarkt
Aber ein Schwindel kann es nicht gewesen sein, Felix! Es war doch Mr. Rushbury, der dir davon erzählt hat, und der hätte dich bestimmt nicht angeführt!"
Master Felix Merriville hatte inzwischen den Marquis bemerkt, hätte aber zweifellos die Geschichte seiner morgendlichen Odyssee hervorgesprudelt, wäre er nicht von einem zweiten, älteren Schuljungen davon abgehalten worden, der nach ihm hereinkam und ihn nun streng ermahnte, sich anständig zu benehmen. Ein großer, zotteliger Hund von unbestimmbarer Abstammung folgte diesem jungen Mann auf dem Fuß. Der Junge entschuldigte sich bei Frederica, dass er hereingekommen war, während sie Besuch hatte; unterdessen lief das Tier mit äußerster Liebenswürdigkeit auf den Marquis zu, um ihn zu begrüßen. Es war sehr gutmütig, wie es durch das Wedeln seines buschigen Schwanzes bekundete, und seine offensichtliche Absicht war, an dem Gast emporzuspringen. Aber Alverstoke, erfahren im Umgang mit Hunden, rettete sein Gesicht davor, großzügig abgeleckt, und seine erlesen geschnittene Jacke aus allerfeinstem Stoff, von schmutzigen Pfoten verschmiert zu werden, indem er das Tier bei den Vorderbeinen abfing und von sich abhielt. „Ja, ja, braver Hund!", sagte er. „Ich bin dir sehr verbunden, aber das Gesicht mag ich mir nicht ablecken lassen!"
„Sitz, Lufra!", befahl Mr. Jessamy Merriville noch strenger. Er fügte, genauso wenig schüchtern wie seine Schwester,
hinzu: „Verzeihung, Sir, ich hätte ihn nicht hereingebracht, wenn ich gewusst hätte, dass meine Schwester Besuch hat."
„Macht nichts, ich habe Hunde gern", antwortete Seine Gnaden und machte sich Lufra zum unterwürfigen Sklaven, indem er dem Tier genau jene Stelle am Rücken kraulte, wo sich der dankbare Hund unmöglich selbst kratzen konnte. „ Wie nennst du ihn?"
„Lufra, Sir", sagte Jessamy und errötete bis unter die Haarwurzeln. „Das heißt, ich nicht. Es war ein dummer Einfall meiner Schwestern. Ich habe ihn Wolf genannt, als er noch klein war. Aber sie blieben beharrlich bei dem Namen, sodass er schließlich nicht mehr auf seinen richtigen hörte. Und dabei ist er gar kein Weibchen."
Da Frederica bemerkte, dass Seine Gnaden völlig verständnislos dreinsah, erklärte sie ihm die Sache. „Der Name stammt aus The Lady of the Lake", sagte sie. „Sie erinnern sich doch bestimmt an die Stelle, wo der König befiehlt, einem Hirsch nachzusetzen. Und Lufra, ,die weder Schmeicheln, weder Drohen je von Douglas'
Seite riss, der schnellste Hund im ganzen Norden, die tapfre Lufra sah's und stürmte vor. Weit blieb zurück des Königs Meute, sie aber stürzte auf die Beute, schlug tief die Fänge in das Wild' ..."
„... ,und trank sein Blut in tiefen Zügen!'", warf Felix genussvoll ein.
„Halt den Mund!", knurrte sein älterer Bruder. „Es war gar kein Hirsch, Sir - bloß ein junger Stier, von dem wir nicht geglaubt hätten, dass er gefährlich sei. Und sein Blut trinken - Blödsinn!"
„Sicher, aber du kannst nicht leugnen, dass Luff dich davor gerettet hat, aufgespießt zu werden", sagte Frederica. Sie sah zu Alverstoke auf. „Stellen Sie sich das bloß vor!
Er war kaum mehr als ein junges Hündchen, aber er stürzte sich dazwischen und verbiss sich in das Maul des Stiers, während sich Jessamy über das Gatter in Sicherheit brachte! Und ich
bin ganz sicher, dass ihn nicht einmal ein Markknochen von Jessamys Seite locken könnte - stimmt's, lieber Luff?"
Tief befriedigt von diesem Lob, legte der treue Hund die Ohren flach, wedelte, bellte einmal aufmunternd und ließ sich japsend zu Fredericas Füßen nieder. Sein Herr, dem dieses Zwischenspiel höchst unbehaglich war, hätte wohl sich, seinen Hund und seinen Bruder aus dem Salon entfernt, wenn ihn Frederica nicht zurückgehalten hätte. Sie sagte: „Nein, bitte, lauf nicht weg! Ich möchte dich Lord Alverstoke vorstellen. Das ist mein Bruder Jessamy, Sir, und das ist Felix."
Als Seine Gnaden die Verbeugung der Jungen entgegennahm, merkte er, dass er prüfend betrachtet wurde: von Jessamy, den er auf ungefähr sechzehn Jahre schätzte, abwägend; von dem drei bis vier Jahre jüngeren Felix mit dem festen, aber durchaus nicht neugierigen Blick, wie ihn Kinder haben. Der Lord war es durchaus nicht gewohnt, prüfend betrachtet zu werden, und in seinen Augen stand entschieden ein Zwinkern, als er sich die Jungen genauer ansah.
Jessamy, dachte er, sah seiner Schwester am ähnlichsten: Aber sein Haar war dunkler als das ihre, die Nase
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