Heiratsmarkt
kam selten vor, dass Felix ermutigt wurde, sich über ein Thema zu verbreiten, das
nur wenige verstanden und den meisten langweilig war. Er strahlte, zog einen Stuhl heran und versuchte das Prinzip zu erklären, nach dem pneumatische Aufzüge funktionieren. Von da war es nur ein kleiner Schritt zu der Fräswerkstatt der gleichen Gießerei, deren Maschinen durch ein Gebläse mittels Luft betrieben wurden. In kurzer Zeit hämmerten schwingende Zylinder, Kolbenstangen, Pleuelstangen, Ventilsteuerungen, Gebläserohre auf Alverstoke ein. Da Felix über diese Geheimnisse natürlich nur unvollkommen Bescheid wusste, redete er ziemlich sprunghaft. Sein Wissensdurst veranlasste ihn, Alverstoke mit Fragen zu bombardieren, die Seine Gnaden nur teilweise befriedigend zu beantworten wusste.
Er hatte jedoch genügend Ahnung von dem Thema, sodass er vermeiden konnte, Felix zu empören, indem er Gegenfragen stellte, welche die abgrundtiefe Unwissenheit enthüllt hätten, die nach der Meinung dieses jungen Herrn seine Geschwister so verächtlich machte. So wurde der Lord von der Stellung eines unwichtigen Besuchers zu der eines Favoriten ersten Grades befördert. Er war der intelligenteste Zuhörer, dem Felix je begegnet war, und man konnte ihm sogar verzeihen, wenn er entschuldigend sagte: „Es ist eben so, Felix, dass ich mehr über Pferde als über Maschinen weiß!"
Dieses Bekenntnis, das den Glanz in Felix' Augen um eine Spur trübte, hob Alverstoke jedoch sofort in Jessamys Wertschätzung. Jessamy wollte wissen, ob das Gespann, das ihm schon auf der Straße aufgefallen und seinen Worten nach erste Klasse war, Seiner Gnaden gehörte. Als ihm das bestätigt wurde, schob er seinen jüngeren Bruder beiseite und verwickelte den Marquis in eine Erörterung derjenigen Punkte, auf die man bei erstklassigen Kutschpferden zu achten hat.
Hätte man dem Marquis vorgeschlagen, eine halbe Stunde mit zwei Schuljungen zu verbringen, dann hätte er sich ohne Zögern auf der Stelle verabschiedet. Es kam selten vor, dass ihn in einer Gesellschaft keine Langeweile überkam - aber hier langweilte er sich nicht. Als einziger Sohn sehr formeller Eltern und als jüngstes ihrer Kinder hatte er kein solches Familienleben genossen, dessen sich die Merrivilles erfreuten. Wenn ihm seine Nichten und Neffen als Kinder nur in ihren besten Kleidern zur Begutachtung vorgeführt und mit strengsten Strafmaßnahmen bedroht wurden, falls sie sich nicht benehmen sollten, waren sie ihm stumpfsinnig und wortkarg erschienen. Er war daher von den jungen Merrivilles angenehm überrascht. Seine Schwestern hätten vielleicht deren freimütige, ungezwungene Art und das Fehlen jeglicher Schüchternheit, die sie bei Schuljungen am Platz fanden, nicht gebilligt. Er aber hielt die beiden Brüder für ein gut erzogenes, erfrischendes Pärchen und ermutigte sie durch eine Toleranz, die seine nächsten Bekannten erstaunt hätte.
Die beiden gefielen ihm - aber auch seine Ausdauer hatte Grenzen, und als Felix, der Jessamy rücksichtslos aus dem Gespräch drängte, Aufschluss über Rohrdampfkessel, Rückstoßmotoren und Flügelräder erhalten wollte, lachte er, stand auf und sagte:
„Mein lieber Junge, wenn du mehr über Dampfboote wissen willst, dann fahre einmal die Themse hinunter - aber frage nicht mich!" Er wandte sich Frederica zu, aber bevor er sich noch von ihr verabschieden konnte, öffnete sich die Tür, und zwei Damen kamen herein. Er wandte sich um, und die Abschiedsworte erstarben ihm auf den Lippen.
Beide Damen waren zum Ausgehen gekleidet, aber hier endete auch schon die Ähnlichkeit zwischen ihnen. Die eine war ein hageres Frauenzimmer unbestimmbaren Alters und abschreckenden Anblicks; die andere war das hinreißendste Mädchen, das Seine Gnaden trotz all seiner reichen Erfahrung je gesehen hatte. Er begriff, dass er Miss Charis Merriville vor sich hatte, und erkannte, dass sein Sekretär ihre Schönheit nicht unterschätzt hatte.
Vom Kopf - voll glänzender goldener Locken - bis zu ihren kleinen, in zierlichen Ziegeniederschuhen steckenden Fü-
ßen mit dem hohen Rist bot sie ein Bild, das jedem Mann den Atem raubte. Ihre Gestalt war elegant, die Fesseln graziös gedrechselt, ihr Teint hatte verschiedene Verehrer zum Vergleich mit Damaszener Rosen oder reifen Pfirsichen angeregt. Die köstlichen Lippen waren zärtlich geschwungen, die Nase war nicht wie bei ihren Geschwistern leicht gebogen, sondern gerade, mit zart gemeißelten Nasenflügeln.
Die Augen
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