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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Revier herbeirief, hätte er vor Erbitterung aufschreien mögen. Selbst Alverstokes ungerührte Ruhe reizte ihn; und immer wenn der Marquis seine Pferde langsamer laufen ließ, musste er seine Nägel in die Handflächen graben, um nichts Hitziges, Unkluges zu sagen. Es schien, als versuchte Alverstoke nicht einmal, den Ballon einzuholen! Aber wenn er verstohlen einen Blick auf dieses unbewegte Profil warf, sah er, dass Alverstoke den Kopf etwas gewandt hielt, den Ballon aus schmalen, abwägenden Augen maß, und er fühlte sich wohler und war imstande zu glauben, dass Alverstoke genau wusste, was er tat.
    Knapp hinter Stanmore rief Alverstoke über die Schulter zurück: „Wo kann ich hinter Watford Pferde wechseln, Curry?"
    „Daran habe ich schon selbst gedacht, Mylord. Ich rechne, es wird Berkhamsted sein."
    „Dann muss ich, wenn dieser verfluchte Ballon nicht bald herunterkommt, in Watford wechseln. Ich stelle mir vor, dass er nahe über Berkhamsted ist, und will verdammt sein, wenn ich meine Grauen umbringe! Du bleibst natürlich bei ihnen."
    „Wie weit ist Berkhamsted?", fragte Jessamy.
    „Ungefähr zehn bis zwölf Meilen."
    Ärgerlich rief Jessamy aus: „Dann sind wir also eine Stunde zu spät dran!"
    „Eher mehr - wahrscheinlich viel mehr!"
    „Moment, Sir!", unterbrach ihn Curry. „Mir scheint, er kommt herunter!"
    Jessamy starrte den Ballon an, bis seine Augen tränten. Er fuhr sich mit der Hand darüber und schrie zornig: „O verflucht, dieser Sonnenschein! Er kommt nicht herunter! Er ist so hoch wie ... Nein, beim Jupiter, er kommt ... er kommt doch herunter! So schauen Sie doch, Sir!"
    Alverstoke warf einen flüchtigen Blick hinauf. „Er kommt tatsächlich herunter. Wie erfreulich! Ich hab's ja gesagt, dass er in der Gegend von Watford niedergehen wird."
    Diese Art, die frohe Nachricht aufzunehmen, ermutigte Jessamy, der vor Optimismus überschäumte. Er lachte auf
    und rief aus: „Sind Sie gerissen! O Verzeihung, das hätte ich nicht sagen sollen!"
    „Das hoffe ich!"
    „Als läge Ihnen ein Deut daran! Sie können mich nicht beschwindeln, Sir, denn ich weiß sehr gut ..." Er brach ab, und nach einem gespannten Augenblick fuhr er unbehaglich fort: „Warum schwankt er so? Er ist noch vor Kurzem fast gerade heruntergekommen!"
    „Du hast ihn vielleicht von einem anderen Winkel aus gesehen."
    „Nein! Ich meine, das würde die Art, wie er jetzt fliegt, nicht erklären!"

    Gleich darauf verbarg ihm ein Wäldchen den Ballon, und als der Phaeton die letzten Bäume passiert hatte, war er völlig außer Sicht. Jessamy begann dem Marquis unbeantwort-bare Fragen zu stellen: Warum war der Ballon abgeschwenkt? Konnte er irgendwie gesteuert werden? Mochte etwas mit dem Ventil nicht stimmen?
    „Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Wind in größerer Bodennähe stärker wehte, als sie erwartet hatten", erklärte Alverstoke.
    Jessamys Augen wurden groß. „Wind! Erinnern Sie sich, was uns Vetter Buxted über die Ankerhaken sagte, die ganze Büsche wegrissen und den Ballon überhaupt nicht verankerten, sodass sie das Ventil schließen mussten, weshalb sie wieder in die Höhe schössen und ..."
    „Ich erinnere mich schwach daran, dass er deinen Schwestern allerlei Geschichten auftischte. Aber da ich ihn erst noch etwas sagen hören muss, was des Hörens wert ist, habe ich, fürchte ich, nicht aufgepasst. Vermutlich kann so ein Pech vorkommen, doch da dieser Ballon hier nicht wieder in die Höhe ging, dürfte man mit Sicherheit annehmen, dass ihm dieses Schicksal nicht widerfahren ist."
    „Ja, das stimmt. Ich hatte nicht gedacht - ah, aber ..."
    „Jessamy", unterbrach Seine Lordschaft müde, „deine Überlegungen über dieses Thema sind genauso wertlos wie die Buxteds. Keiner von euch beiden weiß etwas darüber. Und ich darf hinzufügen, auch ich nicht. Es ist daher völlig nutzlos, mich mit Fragen zu bombardieren. Und noch nutzloser ist es, dich zu quälen, indem du dir Katastrophen ausmalst, die du, mein lieber Junge, mit wenig Grund zu erwarten hast."
    „Sie müssen verzeihen, Sir", erwiderte Jessamy steif. „Ich wollte Sie keineswegs langweilen!"
    „Sicher nicht, und daher wage ich es ja, dir diesbezüglich einen Wink zu geben", betonte Seine Lordschaft entschuldigend.
    Jessamy musste sich bei dieser meisterhaften Abfuhr auf die Lippen beißen und sein Gesicht abwenden, damit Al-verstoke nicht bemerkte, wie nahe ihm das Lachen war.
    Er rang immer noch um seine Würde, als sie endlich Watford

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