Heiratsmarkt
übernahm. Der älteste Sohn ist volljährig und studiert in Oxford; aber es ist seine Schwester, die - falls ich mich nicht sehr darin irre - das Haus regiert. Ich glaube, sie ist etwa vierundzwanzig Jahre alt und ..."
„... hat vor, sich dir anzuhängen! Ich gratuliere dir zu dieser Verpflichtung!
Beabsichtigst du, die ganze Familie zu unterstützen?"
„Ich habe weder vor, irgendjemanden von ihnen zu unterstützen, noch hat man mich darum gebeten. Du kannst dir nicht vorstellen, Louisa, wie erfrischend ich das finde! Mit den Jungen habe ich nichts zu tun. Alles, worum mich Miss Merriville bittet, ist, dass ich ihr jegliche in meiner Macht stehende Hilfe gewähre, sie und ihre Schwester in die gute Gesellschaft einzuführen."
Sie sah ihn aus schmalen Augen an. „Ach nein! Zweifellos ist sie sehr schön? Aber da brauche ich nicht erst zu fragen!"
„Eine recht gut aussehende junge Frau, aber als schön würde ich sie kaum bezeichnen", antwortete er gleichgültig.
„Das sagt noch wenig - doch sie ist nicht auf der Suche nach einem Mann. Ihr Ehrgeiz ist es, eine anständige Partie für ihre Schwester zu finden, die die hübschere von beiden ist. Dass ihr das gelingt, bezweifle ich, da ihr Vermögen klein ist. Aber das soll nicht meine Sorge sein. Meine Schuld ist abgetragen, sowie ich - mit deinem Beistand - die beiden in die Gesellschaft eingeführt habe."
„Und was erwartest du diesbezüglich von mir, bitte sehr?", fragte sie.
„Oh, nichts Schwieriges. Du wirst sie auf meinem Ball als unsere Verwandte einführen, sie zu Almack begleiten, wenn du Jane hinführst und ..."
„Ausgerechnet Almack - warum nicht gar?", rief sie aus. „Ich staune, dass du deinem Schützling nicht gesagt hast, dass sie nach dem Mond greift! Oder hast vielleicht gar du vor, ihnen Clubkarten zu verschaffen?"
Dieser betonte Spott prallte an ihm ab. „Nein, ich könnte das nicht. Aber du kannst es, Louisa, gleich mit zwei Busenfreundinnen unter den Patronessen - wie du mir ja so oft erzählt hast!"
„Fred Merrivilles Töchtern Karten verschaffen?! Du verlangst ein bisschen zu viel von mir! Ein Pärchen mittelloser Mädchen, die in der Upper Wimpole Street wohnen und keineswegs unsere Verwandten sind! Ich glaube, es ist ohnedies schon die Höhe, dass du sie zu einem Ball anlässlich Janes Debüts zulässt. Sie aber auch noch zu Almack mitnehmen -nein, Vernon! Ich möchte ja nicht ungefällig sein, aber ..."
„Meine liebe Louisa, sprich erst gar nicht weiter!", unterbrach er sie und griff nach seinem Hut. „Ich möchte dich um alles in der Welt nicht um etwas bitten, das dir nicht zusagt! Vergiss die Sache - ja, vergiss überhaupt, dass ich dich heute besucht habe. Ich verabschiede mich jetzt."
Sie sprang auf. Wut und Schrecken kämpften um die Oberhand in ihr. „So warte doch, Alverstoke!"
„Ich bin ohnehin schon lange geblieben. Denke an deine Töchter, die in der Kutsche herumsitzen!"
„Das ist egal! Aber du musst ..."
„Nun ja, ich muss gestehen, dass es mir wirklich einerlei ist. Was mir jedoch nicht einerlei ist, ist meine verschwendete Zeit. Man kann von mir wirklich nicht erwarten, dass ich den ganzen Tag auf diese lästige Angelegenheit verwende. Will ich also Lucretia sprechen, bevor sie sich auf ihr Sofa zurückzieht, um ihre Kräfte nach den Anstrengungen des Vormittags wieder zu sammeln, dann muss ich unverzüglich gehen."
Sie ergriff schnell seinen Arm und grub die Finger hinein.
„Nein, Vernon, wenn du es wagst, diese Person zu deiner Gastgeberin zu ernennen ..."
„Lass mich los, Schwester!", sagte er leichthin. „Ich wage es, und mein Mut ist so erstaunlich groß, dass mich deine Drohungen nicht einzuschüchtern vermögen.
Übrigens, warum auch?"
„Das würde ich dir nie verzeihen, nie!", erklärte sie. „Denk doch nur einen Augenblick nach! Was gehen mich diese elenden Mädchen an? Warum sollte ..."
„Sie gehen dich überhaupt nichts an", antwortete er und löste ihre verkrampften Finger von seinem Arm.
„Ich kenne sie doch nicht einmal", drang sie verzweifelt in ihn. „Oh, wie abscheulich du bist!"
Er lachte. „Ja, aber nicht dumm wie ein Huhn - wie du es bist, Louisa! Komm schon, entschließe dich. Tust du, was ich verlange, ja oder nein?"
Sie starrte zu ihm auf und versuchte irgendein Zeichen von Nachgiebigkeit in seinem Gesicht zu entdecken. Er lächelte, aber sie kannte dieses Lächeln. Also sagte sie zähneknirschend, doch würdevoll: „Natürlich bin ich nur zu bereit,
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