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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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vier Jahre später, der Green Park sei wohl kaum eines Besuches wert.
    Frederica jedoch ließ sich durch das lauwarme Lob, das der Reiseführer den verschiedenen angenehmen Promenaden des Parks zollte, nicht abschrecken, sondern beschloss, Lufra lieber dorthin auf einen Spaziergang mitzunehmen als in den eleganteren Hyde Park, wo die Flaneure allzu sehr geneigt waren, mit schönen Fußgängerinnen zu liebäugeln.

    Von ihrem Hundefreund durch die Straßen gezerrt, erreichte sie das Bath-Tor in etwas erhitzter Verfassung und war froh, Lufra von der Leine lassen zu können, an die er sich anscheinend durchaus nicht gewöhnen wollte. Er sprang voraus, schnüffelte mit hoch erhobenem, plebejischem Schwanz hin und her und suchte hoffnungsfroh nach der Spur eines möglichen Kaninchens. Als Frederica um das Wasserbecken an der Nordostecke des Parks schlenderte, brachte er ihr einen passenden Stock und lud sie ein, diesen ins Wasser zu werfen, damit er ihn herausholen könne. Als sie es ablehnte, an diesem Spaß teilzunehmen, sprang er wieder davon und entdeckte entzückt, dass die sich bewegenden Dinge, welche er undeutlich in einiger Entfernung erblickt hatte, drei Kinder waren, die mit einem bunten Ball spielten. Er liebte Kinder, und er liebte es, hinter Bällen herzujagen - also lief er mit wedelndem Schwanz und erwartungsvoll gespitzten Ohren auf die Gruppe zu. Er war ein großer Hund, und sein plötzlicher Einfall in die Gruppe erwies sich als zu viel für die
    Seelenstärke des jüngsten Mitglieds, eines kleinen Mädchens, das in ein Schreckensgeheul ausbrach und in den Schutz eines Kindermädchens floh, das gerade einen Klatsch mit einer Freundin im Windschatten des Gebüsches um das Aufseherhaus genoss. Lufra war verdutzt, wandte jedoch seine Aufmerksamkeit dem jüngeren der beiden Jungen zu, der den Ball hielt, und fing aufmunternd zu bellen an. Worauf Master John seinen männlichen Stolz in den Wind schlug, den Ball fallen ließ und, so schnell ihn seine dicken Beinchen tragen konnten, hinter seiner Schwester herlief. Der ältere Junge blieb zwar zähneknirschend, doch standhaft stehen. Lufra warf sich auf den Ball, stieß ihn hoch, fing ihn und legte ihn schließlich dem Unentwegten vor die Füße. Master Frank atmete tief auf und brüllte hinter seinen jüngeren Geschwistern her: „Der will doch nur mit uns spielen, ihr ... ihr Hasenfüße!" Dann wagte er es - freilich vorsichtig -, den Ball aufzuheben, und warf ihn, so weit er konnte. Das war zwar nicht sehr weit, aber Lufra nahm den Willen für die Tat, stürzte hinter dem Ball her und brachte ihn zurück. Master Frank, sehr kühn geworden, tätschelte den Hund schüchtern. Lufra leckte ihm das Kinn, und eben schien eine vielversprechende Freundschaft geschlossen zu werden, als das Kindermädchen Master Frank zukreischte, diesen schlimmen, wilden Hund ja nicht anzurühren. Da Master John gestolpert und aufs Gesicht gefallen war, begann er zu brüllen; und als Frederica herbeigelaufen kam, war eine bewegte, lärmende Szene bereits in vollem Gange. Das Kindermädchen schimpfte schrill, die beiden Kinder weinten, und Master Frank weigerte sich rebellisch, seinen ordinären Spielgefährten zu verlassen.
    Energisch bei Fuß gerufen, kam Lufra herbei und brachte den Ball mit. Frederica nahm ihn und schnitt die hemmungslose Beschwerde des Kindermädchens ab, indem sie mit der Stimme einer Frau, die jahrelang einen großen Haushalt regiert hatte, rief: „Genug jetzt! Sie vergessen sich!" Dann schaute sie Master John an und sagte: „Ich hoffe, du hast dir nicht wehgetan? Ich weiß ja, du würdest nicht weinen, weil mein Hund mit dir spielen wollte, denn ich sehe ja, dass du schon ein sehr großer Junge bist! Aber bitte, gib ihm doch die Hand, um ihm zu zeigen, dass du nicht unhöflich sein wolltest, als du vor ihm weggelaufen bist! Sitz, Lufra, und gib die Pfote!"
    Dem Druck ihrer Hand gehorchend, setzte sich Lufra wirklich hin und wedelte zuvorkommend mit einer Vorderpfote. Master Johns lautes Jammergeschrei hörte plötzlich auf. Er starrte Lufra erstaunt an. „Hundchen gibt die Hand?", fragte er ungläubig.
    „Aber sicher."
    „Mir!", sagte Master Frank. „Ich fürchte mich nicht vor ihm!"
    Gekränkt erklärte Master John, dass das Hundchen nicht mit ihm Hände schütteln wollte. Als dann die Frage, wer den Vortritt habe, geregelt war, und beide Jungen feierlich Lu-fras Pfote gedrückt hatten, bestand Miss Caroline eifersüchtig auf ihrem Recht, die Ehre zu

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