Heiratsmarkt
gerade ein Badeort für bessere Leute zu sein schien. Als er hingegen erfuhr, dass sie seinerzeit als der Gefährliche Teich bekannt war - wegen der vielen Leute, die dort beim Schwimmen ertranken -, schwanden seine Einwände gegen einen Besuch. Er stimmte bereitwillig zu, dorthin aufzubrechen, beschloss jedoch heimlich, Felix erst dann in den Teich springen zu lassen, bis er sich selbst -
durch einen persönlichen Versuch -davon überzeugt hatte, dass er für den Kleinen halbwegs sicher war. Da der Gefährliche Teich sich jedoch schon längst zu einem völlig sicheren Schwimmbad gewandelt hatte und an einem kühlen Frühlingstag ziemlich verlassen dalag, beschlossen die Brüder stillschweigend, das Schwimmen dort auf eine etwas spätere Jahreszeit zu verschieben.
Felix berichtete natürlich seinen Schwestern über den Peerless Pool und dass sie beschlossen hätten, wieder hinzugehen, sobald das Wetter wärmer war. Als er aber mit Jes-samy allein war, meinte er, von dem Besuch des Fives-Court wolle er ihnen nichts erzählen. „Du weißt ja, wie Frauenzimmer sind!", erklärte er. „Die würden sehr wahrscheinlich kreischen - ganz so, als wäre es schädlich, einer ordentlichen Rauferei zuzusehen!"
Diese leichtherzig gesprochenen Worte waren der endgültige Schlag gegen das empfindliche Gewissen seines Bruders. Jessamy musste sich eingestehen, dass er nicht nur absichtlich nichts von dem Besuch des Fives-Court und des Surrey-Theaters erzählt hatte, sondern überdies auch noch Felix ein schlechtes Vorbild war. Der von seiner Familie gefürchtete strenge Ausdruck verhärtete seine Augen, machte seine Lippen schmal, und er sagte: „Nein, ich hätte dich doch nicht mitnehmen dürfen!
Und ich habe vor, Frederica davon zu erzählen. An den Kämpfen selbst war nichts Schlimmes, wohl aber an der Gesellschaft - dem Wetten ... dem - na ja, egal. Doch es war sehr schlecht von mir, dich so einen Ort kennenlernen zu lassen!"
„Ach, Blödsinn - Jessie!", protestierte Felix.
Er war auf eine Rauferei vorbereitet, doch wenn Jessamys Augen auch aufblitzten, so überging er die Beleidigung und wandte sich ab.
Als er Frederica die Begebenheit tapfer enthüllte, reagierte sie sehr verständnisvoll. Sie glaubte nicht, dass für einen zwölfjährigen Jungen große Gefahr bestand, verdorben zu werden, wenn er sich ein aufregendes Melodrama oder einen Faustkampf ansah. Selbst als ihr Jessamy erzählte, man könne an dem Melodrama entschieden unmoralische Züge finden, sagte sie äußerst vernünftig: „Ich glaube kaum, dass er dem, was vielleicht ein bisschen gewagt war, auch nur die geringste Aufmerksamkeit widmete. Alles, woran ihm lag, war das Abenteuer! Natürlich ginge es keinesfalls an, sich den Besuch solcher Stücke zur Gewohnheit zu machen, aber quäle dich nicht, Jessamy! Verlass dich darauf, du hast ihm überhaupt nicht geschadet. Was das Boxen betrifft, halte ich, für meine Person, es einfach für abscheulich, weiß hingegen recht gut, dass selbst Herren ersten Ranges nichts Schlimmes daran finden. Ja, sogar dein Pate ..."
„Es war nicht das Boxen, sondern die Gesellschaft", erläuterte Jessamy. „Ich wusste nicht - aber ich hätte es ahnen können! -, dass ich, der ich Geistlicher werden will, meinen kleinen Bruder auf Abwege führe!"
Frederica erkannte an diesen Worten die Anzeichen dessen, was ihr Bruder Harry rüde den „frühchristlichen Märtyrer" nannte, und beschwichtigte ihn hastig:
„Unsinn, Jessamy! Du versteifst dich zu sehr auf Haarspaltereien! Dir mag ja die Gesellschaft aufgefallen sein, doch Felix waren ausschließlich die Kämpfe wichtig."
„Mir scheint", antwortete Jessamy ernst, „dass du, seit wir nach London gekommen sind, an nichts anderes als an Ballkleider für Charis und an ... an weltliche Dinge denkst!"
„Na ja, wenn nicht ich an sie denke, wer dann?", antwortete sie. „Weißt du, irgendjemand muss es tun - wo wären wir denn sonst?" Sie betrachtete ihn spöttisch. „Moralisiere nicht immer, mein Lieber, sondern versuche, selbst ein bisschen weltlich und vernünftig zu sein, und höre auf, unseren Nachbarn zu ermutigen, uns ständig zu verfolgen!"
„Uns zu verfolgen?", wiederholte er stirnrunzelnd. „Wenn du damit meinst, dass er liebenswürdig und gefällig ist ..."
„Das meine ich nicht, du Tropf! Ich meine, dass er hinter Charis herläuft und in kürzester Zeit äußerst lästig geworden ist!"
„Wenn du ihn nicht magst, warum sagst du dann Charis nicht, sie solle ihn
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