Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
doch weit gefehlt. Sie blieb auf dem Pferd sitzen und würdigte ihn keines Blickes.
Aus irgendeinem Grund konnte Nadim nicht umhin, statt des jungen Hengstes nun die Silhouette seiner Reiterin zu studieren. Der obere Teil ihres Gesichts war vom Schirm der Mütze verdeckt. Doch Nadim spürte einen plötzlichen Stich in der Herzgegend, so, als hätte ihm jemand einen Elektroschock verpasst.
Denn was er unterhalb des Mützenschirms sah, war von wirklicher Schönheit. Iseults Gesicht war fein geschnitten, sie besaß hohe Wangenknochen, eine schlanke, gerade Nase und ein schön geformtes Kinn. Ihr Mund bildete eine anmutig geschwungene Linie, wenngleich ihr Ausdruck eher mürrisch war. Wie sinnlich würden diese Lippen wohl aussehen, wenn Iseult glücklich war?
Verwirrt schob er diese Gedanken beiseite. Er ließ seinen Blick sinken und wurde sogleich von der Üppigkeit ihrer Brüste in den Bann gezogen. Noch ein Stich, diesmal in einer deutlich tiefer liegenden Region seines Körpers.
Er war völlig überrascht. Solche Gefühle erwartete er vielleicht, wenn er mit reifen, erfahrenen Frauen seines Standes verkehrte. Nicht aber bei einem Mädchen, das er vor wenigen Minuten noch für einen Jungen gehalten hatte. Und das dazu noch auf einem Gestüt auf dem Land lebte. Nadim konnte nur innerlich den Kopf über sich selbst und seine Empfindungen schütteln. Sein Ärger wuchs und zeichnete sich deutlich auf seinem Gesicht ab.
Iseult O’Sullivan hatte dem Scheich Devil’s Kiss nur äußerst widerwillig vorgeführt. Der Mann war gekommen, um sich anzusehen, was er schon so gut wie sicher in der Tasche hatte – ihren Hof nämlich und ihr Pferd. Heute wollte er seine Unterschrift unter den Vertrag setzen, und der Verkauf wäre endgültig rechtskräftig.
Vor einigen Monaten bereits hatte er einen Assistenten geschickt, der überall herumgeschnüffelt und Fotos gemacht hatte. Dann hatte der Scheich, wahrscheinlich im Schatten unter einer Palme sitzend, seelenruhig abgewartet, bis ihr Vater Insolvenz anmelden musste. Und nun wollte er zuschlagen. Doch als Iseult vom Rücken des Pferdes aus auf den fremden Mann herabsah, verrauchte ihre Wut mit einem Mal.
Plötzlich war sie noch aus einem anderen Grund ganz dankbar, dass sie aus Trotz oben sitzen geblieben und nicht abgestiegen war. Denn vermutlich würden am Boden ihre Knie wie aus Pudding sein. Iseult umklammerte Devil’s Kiss’ Zügel, und der junge Hengst unter ihr bebte noch leicht von der gerade absolvierten Vorführung.
Der Scheich sah gar nicht aus, wie man es von einem Mann aus Saudi-Arabien vielleicht erwartet hätte. Zunächst einmal war er groß, gut gebaut, mehr der athletische Typ. Sie war darauf vorbereitet gewesen, denn sie hatte im Internet nach Berichten und Fotos von ihm recherchiert, um sich ein Bild von ihm machen zu können.
Scheich Nadim Bin Kalid Al Saqr sah verdammt gut aus, daran bestand kein Zweifel. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er trug verwaschene Jeans und ein dunkles, langärmeliges Polohemd. Beide Kleidungsstücke konnten kaum den muskulösen Körper darunter verstecken, wenngleich es nicht so wirkte, als wolle er diesen betonen. Sein olivfarbener Hautton wirkte hier im irischen Nieselregen so exotisch wie eine tropische Dschungelpflanze.
Er trug flache Schnürstiefel, immerhin eine angemessene Bekleidung für den feuchten Boden hier. Einen Fuß hatte er gegen den alten, hölzernen Zaunpfahl gestützt. Sein dichtes schwarzes Haar war sehr kurz geschnitten, doch ließ erahnen, dass es sich bei zunehmender Länge locken würde.
All dies nahm Iseult innerhalb einer Sekunde wahr – und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Zugegeben, er war ein Mann mit einer außergewöhnlich starken sexuellen Ausstrahlung. Aber das sollte ihr völlig gleich sein! Unfreiwillig erbebte sie dennoch. Und ein wohliges Ziehen machte sich in ihrem Unterleib bemerkbar.
Der Scheich strahlte Autorität und Macht aus. Kein Wunder, denn er war von königlicher Herkunft und ihm gehörten nicht nur unzählige Ländereien, sondern auch die besten Gestüte der arabischen Halbinsel.
Iseults Herz schlug bis zum Hals, als sie sah, mit welcher Geschmeidigkeit sich der Scheich über den Zaun schwang und direkt auf sie zukam. Auch Devil’s Kiss reagierte auf seinen neuen Herrn. Unruhig warf er den Kopf zurück, blähte die Nüstern und trippelte etwas seitwärts. Iseult tätschelte seinen Hals und flüsterte ihm einige beruhigende Worte ins Ohr. Nur kurz allerdings,
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