Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
sie noch Hoffnung gehabt hatte, dass das Gestüt weiterhin in ihrem Besitz bleiben konnte? Und dass der Assistent alles andere als höflich gefragt hatte, sondern arrogant über die Ländereien stolziert war, als wäre er der neue Besitzer?
Nadim fuhr fort: „Ich muss wohl nicht ausdrücklich erwähnen, dass es künftig an mir liegt, Angestellte zu entlassen, wenn ich nicht zufrieden mit ihnen bin, oder?“
Alle Farbe war aus Iseults Gesicht gewichen. Tatsächlich hatte sie sich über diesen Sachverhalt noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Was für eine unfassbare Vorstellung! Nicht mehr hier arbeiten zu dürfen. Entlassen zu werden vom neuen Chef.
Sie sah eine Regung in seinem Gesicht, hörte etwas, das wie ein knapper Fluch klang. Und dann trat er noch näher an sie heran, diesmal mit sorgenvollem Gesichtsausdruck. Dachte er, sie würde ohnmächtig werden? Iseult hatte noch nie in ihrem Leben das Bewusstsein verloren. Abwehrend wich sie vor ihm zurück.
Nadim musste den Reflex unterdrücken, sich zu entschuldigen. Er wusste gar nicht mehr, wann er zum letzten Mal jemanden um Verzeihung gebeten hatte. Aber jetzt und hier war es auf alle Fälle unangemessen. Dennoch tat es ihm leid, dass er so barsch mit ihr gesprochen hatte. Das lag ja nur daran, dass sie ihn so sehr reizte. Im doppelten Sinne, sozusagen. Doch als sie plötzlich so leichenblass geworden und nach hinten gewankt war, da hatte er sie einfach beschützen wollen. Er konnte nicht glauben, was dieses Mädchen an Gefühlen in ihm auslöste. Noch nie war ihm eine Frau, die er kaum kannte, so nahe gegangen.
Er konnte sich jetzt auf keine weitere Diskussion einlassen. Sie war nur eine von über hundert Angestellten, die weltweit unter seinem Kommando arbeiteten. „Devil’s Kiss wird morgen auf die Reise nach Saudi-Arabien gehen. Kümmern Sie sich darum, dass alles dafür vorbereitet ist“, ordnete er knapp an. Dann drehte er sich um und verließ den Stall.
2. KAPITEL
Kurz darauf betrat Iseult, innerlich immer noch zitternd, das Wohnhaus durch die Hintertür. Sie zog die schweren Arbeitsstiefel aus und sog tief den köstlichen Essensduft ein, der aus der Küche zu ihr herüberwehte. Am Herd stand Mrs O’Brian, die Haushälterin. Sie sah ziemlich aufgeregt und gehetzt aus und hantierte eilig mit Töpfen, Pfanne und Kochlöffel herum. Unter dem Küchentisch lag zusammengerollt Murphy, der Haus- und Hofhund, und beäugte ihr Tun misstrauisch.
„Was ist denn los?“, wollte Iseult wissen.
Die ältere Frau blies eine Haarsträhne aus ihrem geröteten Gesicht. „Vor nicht einmal einer Stunde hat mich dein Vater informiert, dass der Scheich und seine Leute heute bei uns zu Mittag essen wollen. Und jetzt muss ich gucken, was ich auf die Schnelle zaubern kann. Das heißt Essen für fünf Personen. Soviel habe ich nicht mehr kochen müssen, seit die Kinder auf dem College sind.“
Die Kinder, das waren Iseults jüngere Geschwister, Paddy Junior und die Zwillinge Nessa und Eoin. „Naja, und es muss halt auch einem Scheich genügen … wir können ihm ja schlecht nur Pellkartoffeln vorsetzen“, fügte Mrs O’Brian hinzu.
Erneute Wut flammte in Iseult auf. Was bildete sich dieser Mensch nur ein? So eine Unverschämtheit, dass er sich und seine Begleiter jetzt auch noch zum Mittagessen einlud. Sie hatten kaum genug Geld, die Vorratskammer für sich selbst zu bestücken, geschweige denn für reiche, fremde Männer mitzukochen. Am liebsten hätte Iseult der Haushälterin befohlen, auf der Stelle mit den Vorbereitungen aufzuhören. Doch sie wusste, wie viel ihrem Vater diese Bewirtung bedeuten würde, und so ließ sie es sein.
Letztendlich hatten sie keine Wahl: Entweder würde der Scheich das Gestüt übernehmen oder die Bank würde es tun. Und immerhin hatte der Scheich ihnen zugesichert, dass ihr Vater weiterhin das Gestüt leiten und auf seinen Namen führen durfte. Und wenn sie sich etwas zusammenriss, dann würde sie auch weiter hier arbeiten können. Selbst die Bezahlung würde anständig sein. Während sie darüber nachdachte, stiegen leichte Schuldgefühle in Iseult auf. Vielleicht sollte sie einfach die Sache akzeptieren und ihren Frieden mit Scheich Nadim machen.
Doch konnte sie das wirklich? Sie hatte sich falsch verhalten, okay, aber noch etwas stand zwischen ihnen, das sie nicht so einfach vergessen konnte. Aber verdrängen musste sie es auf alle Fälle. Und zwar sofort.
Innerlich gab sie sich geschlagen, griff nach der Ersatz-Schürze
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