Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
und Enttäuschung in Richtung ihres Hauses davongestürmt. Oh nein, das Haus gehörte ihnen ja gar nicht mehr, ebenso wenig wie die Koppel, die sie gerade überquerte. Ihr Vater versuchte es noch einmal. „Iseult O’Sullivan, komm gefälligst zurück! Was soll der Scheich von dir denken?“
Iseult drehte sich um, doch ging sie dabei rückwärts weiter. „Wir haben alles verloren, Papa!“ Sie warf in einer hoffnungslosen Geste die Arme in die Luft. „Ich werde mich nicht vor diesem Mann verbeugen oder gar zu Kreuze kriechen, wozu auch? Lass ihn Devil’s Kiss zu seinem Stall zurückbringen und sich um ihn kümmern. Schließlich ist es jetzt sein Pferd.“
All die Jahre, in denen Iseult sich um ihren Vater, ihre beiden jüngeren Brüder und die Schwester gekümmert hatte, ließen sie auf das Recht pochen, als Autorität in der Familie angesehen zu werden. Und ihr Vater wusste genau, wann er noch einmal mit ihr reden konnte und wann das letzte Wort gesprochen war. Er akzeptierte das, denn er verdankte ihr sehr viel.
Erst jetzt nahm Iseult den silbernen Geländewagen mit den getönten Scheiben wahr, der in der Hofeinfahrt stand. Ein wichtig dreinblickender Bodyguard mit dunkler Sonnenbrille stand daneben und sah herüber zu ihr. Ganz so, als könnte sie eine Bedrohung für den Scheich darstellen. Das machte Iseult nur noch wütender.
Dieser Scheich musste ja wirklich ein großes Selbstbewusstsein haben. Er kam hierher, in die irische Provinz und brachte seinen Leibwächter mit! Dabei hatte der Scheich selbst nicht gerade wehrlos ausgesehen. Und als er aufs Pferd gestiegen war, hatte sein Shirt für einen kurzen Moment seinen nackten, muskulösen Bauch freigegeben. Dieser Mann hatte einen durchtrainierten Körper, wie sie es bisher selten gesehen hatte. Wofür brauchte der einen Bodyguard?
Iseult stellte ihn sich in seiner Heimat vor. Auf weiche Seidenkissen gebettet, dazu noch Wein und erlesenste Köstlichkeiten. Und umringt von den schönen Frauen seines Harems, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablasen …
Tatsächlich passte dieses Bild nicht zu dem Mann, dem sie vor wenigen Minuten zum ersten Mal gegenübergetreten war. Und dessen Präsenz ihr ein heißes Pochen in einer sehr intimen Region ihres Körpers beschert hatte.
Sie betrat verwirrt den Stall. Was war nur in sie gefahren? Egal, jetzt musste sie wenigstens Devil’s Kiss’ Box so weit vorbereiten, dass der Scheich alles vorfand, was er brauchen würde. Iseult zog sich die Mütze vom Kopf und schüttelte ihr Haar. Sie atmete tief durch. Ihr Pullover war schweißnass, besonders Rücken und Brüste waren feucht und sehnten sich nach trockener Kleidung.
Als Iseult sich jetzt im Stall umsah, musste sie zugeben, dass es höchste Zeit war, dass sich jemand mit Geld des Gestütes annahm. Sie war so müde und traurig über all die leeren Boxen, in denen einst prächtige Pferde gestanden hatten. Doch die finanzielle Situation ihres Vaters hatte sie dazu gezwungen nach und nach den Großteil der Pferde zu verkaufen und sich einzig und allein auf Devil’s Kiss zu konzentrieren.
Erst kürzlich hatte zwar auch ein anderes ihrer Pferde ein Rennen gewonnen, doch das Geld dafür reichte kaum, um die laufenden Kosten zu decken. Ganz abgesehen davon, dass auch das Wohnhaus dringend einer Renovierung bedurft hätte.
Das Gestüt war am Ende. Zumindest ohne neues Geld. Und wo hätte das schon herkommen sollen? Devil’s Kiss war das letzte Ass, das sie im Ärmel gehabt hatten. Und das war jetzt auch verspielt.
Der Scheich wollte den jungen Hengst mit nach Saudi-Arabien nehmen, ihn dort trainieren, an Rennen teilnehmen lassen und in seine Zucht aufnehmen. Er würde ihr kleines Gestüt mit allem, was dazugehörte, übernehmen. Ein richtiges Unternehmen daraus machen. Iseult hatte nichts gegen Expansion oder Wirtschaftlichkeit. Aber es war ihr immer wichtig gewesen, dass sie sich mit ihrem Gestüt identifizieren konnte, und diese Zeiten waren jetzt vorbei. Viele irische Gestüte waren bereits in der Hand reicher Araber oder großer internationaler Firmen. Und nun gehörten also auch sie dazu.
Wieder einmal dachte Iseult sehnsüchtig an ihren Großvater. Der hätte sich auch gegen die Übernahme aufgelehnt, so viel war klar. Als Mädchen hatte sie ihn überall hin verfolgt, er war ihr Ein und Alles gewesen. Und als er dann nach schwerer Krankheit starb und der Untergang des Gestütes seinen Lauf nahm, da war sie gerade einmal zehn Jahre alt gewesen …
Wieder
Weitere Kostenlose Bücher