Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
und band sich diese um. Mrs O’Brian warf ihr ein dankbares Lächeln zu. Dann arbeiteten die beiden Frauen Schulter an Schulter, um den Gästen eine annehmbare Mahlzeit zuzubereiten.
Ein Tablett mit dampfenden Suppentassen balancierend, blieb Iseult wie vom Donner gerührt vor der Esszimmertür stehen. Scheich Nadims tiefe Stimme, die gedämpft nach draußen drang, hatte ihr eine Gänsehaut über den Körper gejagt. Egal. Zähne zusammenbeißen und durch.
Iseult betrat den Raum, und alle Stimmen verstummten. Sie vermied jeglichen Blickkontakt, nahm aber wahr, dass der Scheich am Kopf des Tisches Platz genommen hatte. Das war immer das Privileg ihres Großvaters gewesen. Wie hatte ihr Vater ihm das nur erlauben können?
Mit zitternder Hand begann Iseult die Suppen zu servieren. Zuerst bekamen die Anwälte und der Leibwächter ihre Vorspeise, dann ihr Vater und ganz zum Schluss stellte sie auch Scheich Nadim ein Schälchen vor die Nase. Natürlich war ihr klar, dass die Reihenfolge genau andersherum hätte sein sollen, doch diese kleine, ungehorsame Geste konnte sie sich nicht verkneifen.
Als sie mit hoch erhobenem Kopf den Raum gerade wieder verlassen wollte, hörte sie die ängstliche Stimme ihres Vaters: „Iseult, Liebes, warum setzt du dich nicht zu uns?“
Sie war ihm so wichtig. Nicht zuletzt auch, was ihr Wissen über den Hof und alles, was dazugehörte, betraf. Doch Iseult war nicht darauf vorbereitet, in die Kaufverhandlungen mit einbezogen zu werden. Ihr Vater war und blieb der Kopf des Gestütes. Dass in Wirklichkeit sie es war, die seit Jahren alles am Laufen hielt, das sollte der neue Eigentümer gar nicht erfahren. Und Iseult betete, dass ihr Vater tatsächlich eines Tages wieder so weit sein würde, dass er die Geschäfte ganz alleine führen konnte. Doch der Blick ihres Vaters verriet seine Angst, sich vor den Männern zu blamieren und vielleicht doch noch die ihm versprochene Stelle als Manager zu verlieren.
Iseult zögerte. Doch die tiefe Stimme des Scheichs nahm ihr die Entscheidung ab: „Seit wann setzten sich eine Stallhilfe und ein Küchenmädchen zusammen mit dem Eigentümer des Gestütes an einen Tisch? Mr O’Sullivan, entschuldigen Sie, aber von jetzt an möchte ich nicht mehr, dass Ihre Tochter hier zu Mittag isst. Außerdem glaube ich auch nicht, dass sie imstande ist, sonderlich viel zu unseren Gesprächen beizutragen.“
Iseult wandte sich um zum Scheich, das Tablett hielt sie wie eine Waffe vor dem Körper. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte es ihm in seine arrogante Visage gerammt. Doch sie beruhigte sich, zwang sich zu einem Lächeln und deutete sogar noch einen kleinen Knicks an. Ihre Stimme klang ruhig und freundlich, als sie entgegnete: „Sehr wohl, der Herr. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich mich jetzt zurückziehen. Ich habe auch gar keine Zeit, mit den Herren zu speisen, denn ich habe ja Stall und Küche, die mich rund um die Uhr auf Trab halten.“ Sie kicherte gekünstelt, warf ihm dabei aber einen eiskalten Blick zu. Dann wandte sie sich um und verließ auf kürzestem Weg das Esszimmer. Ein unterdrücktes Lachen vonseiten ihres Anwaltes zeigte ihr, dass sie alles richtig gemacht hatte. Der Scheich war bloßgestellt. Alle Anwesenden mussten erkennen, wie er wirklich war: primitiv und selbstgerecht.
Natürlich hatte Iseult nicht die geringste Lust, die Suppentassen wieder abzutragen und den Hauptgang zu servieren. Doch als sie zurück in die Küche kam, war Mrs O’Brian schon mit dem Nachtisch beschäftigt und so gab Iseult nach und ging wieder zurück ins Esszimmer.
Spannung lag in der Luft, als sie den Raum betrat. Iseult spürte ein Prickeln am ganzen Körper, was sie darauf zurückführte, dass ein bestimmtes Augenpaar jede ihrer Bewegungen verfolgte. Sie selbst hingegen betrachtete ihren Vater aus dem Augenwinkel. Dankbar nahm sie wahr, dass vor ihm immer noch nur ein Glas Wasser stand und er nicht etwa aufgrund der problematischen Situation rückfällig geworden war.
Iseult wollte das leere Geschirr auf einem Tablett zurück in die Küche tragen, doch als sie die Esszimmertür erreichte, war diese inzwischen zugefallen. Noch bevor sie darauf reagieren konnte, war schon jemand vom Tisch aufgesprungen und hatte sich ihr von hinten genähert. Ein muskulöser Arm griff an ihr vorbei, um ihr die Tür aufzuhalten. Iseult stockte für einen Moment der Atem. Konnte das wirklich der Scheich sein? Ihr Magen begann wie wild zu kribbeln. Ungeschickt trat sie
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