Heisse Fantasie
sich durch ihren Ehrgeiz vielleicht in ihrem Urteil zu sehr beeinflussen ließ.
Ihr war klar, dass bei ihrem Plan einiges schief laufen konnte.
Wie sollte sie ihren Begleiter zum Beispiel dazu bringen, Sex mit ihr zu haben? Darüber würde sie sich später Gedanken machen. Ein richtiger Reporter musste eben Risiken eingehen.
Woodward und Bernstein hatten sehr viel riskiert, um den Watergate-Skandal aufzudecken. Eine Zeit lang hatten sie sogar ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Und die Journalisten, die aus Krisengebieten und von Kriegen berichteten, riskierten tagtäglich ihr Leben.
In erster Linie musste ein Reporter eben an seine Story denken. Cait musste allein mit Jordan sein, zumal sie ihm unmissverständlich zu verstehen geben wollte, dass sie es darauf anlegte, ihn zu verführen. Und das konnte sie ihm schlecht in einem Raum voller Leute klarmachen, noch dazu in Gegenwart ihrer Familie. Sie würde sich zwar etwas verstellen müssen, wenn sie die große Verführerin spielte, aber sie würde es schaffen. In Gedanken sah sie sich schon in einer Reihe mit den großen Enthüllungsjournalisten der Vergangenheit. Ja, dachte sie. Ich werde die Machenschaften von "Fantasy for Hire"
aufdecken.
Sie schob den Rest Reis beiseite und feilte weiter an ihren Fingernägeln, während sie im Radio die Nachrichten hörte. Es sollte in dieser Woche noch Regen geben, aber am Wochenende würde die Sonne scheinen. Cait lächelte. Sogar das Wetter nahm Rücksicht auf die große Feier ihrer Eltern.
Nachdem sie sich die Nägel frisch lackiert hatte, setzte sie sich wieder an ihren Laptop und schob die Diskette mit ihren Notizen über "Fantasy for Hire" ein.
Noch einmal las sie genau durch, was sie sich nach dem Treffen mit Louden Avery aufgeschrieben hatte. Bisher schien er mit seinen Anschuldigungen Recht zu haben. Jordan McBride hatte die zweitausend Dollar angenommen, und daraus schloss Cait, dass es bei "Fantasy for Hire" tatsächlich Sex für Geld gab.
Natürlich lag es noch an ihr, das auch zu beweisen, aber darüber machte sie sich keine sonderlichen Gedanken, obwohl sie keine Erfahrung darin hatte, einen Mann zu verführen. Im Flirten kannte sie sich aus, aber eine richtige Verführung?
Cait öffnete eine neue Datei und gab als Erstes Jordan McBrides Namen ein. Dann listete sie alles auf, was sie über ihn wusste, doch das war nicht viel. Er sah blendend aus und ließ sich dafür bezahlen, ihr Be gleiter zum Valentinstag zu sein, aber abgesehen davon war der Mann für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie wusste nicht einmal, ob ihm die Agentur gehörte oder ob jemand anderes die Geschäfte aus dem Hintergrund leitete. Sie hatte nur Loudens Behauptung, dass ein Angestellter der Agentur Geld für Sex nahm, und es blieb ihr überlassen, den Beweis anzutreten, dass so etwas in dieser Agentur gängige Praxis war.
Cait erstellte eine Liste mit allem, was sie über "Fantasy for Hire" noch in Erfahrung bringen musste. Sie musste herausbekommen, wem die Agentur gehörte. Es würde ihr auch helfen, wenn sie eine Liste früherer Kundinnen bekam. Ihr würde es schon reichen, wenn sie jemanden auftrieb, der Loudens Anschuldigungen bekräftigte. Wenn sie dann noch eigene Erfa hrungen mit Jordan beisteuern konnte, würde das als Beweis reichen. An eine Kundenliste heranzukommen würde allerdings so gut wie unmöglich sein, vorausgesetzt, sie brach nicht in das Büro ein und verschaffte sich Zugang zu den Kundendaten.
Diesen letzten Eintrag unterstrich Cait, um später darüber nachzudenken.
Eine Stunde später machte sie eine kurze Pause und ging in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Über ihren Fortschritt freute sie sich. Den Anfang hatte sie gemacht, und Cait hatte eine gute Vorstellung davon, in welche Richtung der Artikel gehen sollte. Je weiter sie mit ihren Nachforschungen vorankam, desto mehr Details würde sie in ihre Story einflechten.
Sie stellte gerade den Teekessel auf den Herd und holte sich einen Becher aus dem Schrank, als es an der Tür klingelte. Cait erwartete niemanden, aber es konnte immer passieren, dass eine ihrer neugierigen Schwestern unangekündigt zu Besuch kam.
Manchmal war es wirklich lästig, vier ältere Schwestern zu haben, aber trotzdem liebte Cait ihre Geschwister, auch wenn sie sich immer wieder in ihre Angelegenheiten einmischten.
Sie schlenderte zur Haustür und warf einen Blick zur Auffahrt. Dort stand ein Toyota mit Allrad-Antrieb, den Cait noch nie gesehen hatte.
"Wer ist da?"
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