Heiße Herzen - kalte Rache
Rückzahlung gesprochen. Aber es ging nicht nur um ihn, sondern um die ganze Familie, denn Roberto hatte Constantines Vater betrogen.
„Weiß Sienna eigentlich, dass du dich mit ihrem Vater treffen wolltest?“, fragte Lucas.
„Bisher noch nicht.“
„Aber sie wird es erfahren?“
„Ja.“ Constantine entledigte sich seiner Krawatte und öffnete die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes.
Er wollte Siennas Aufmerksamkeit erlangen. Deswegen hatte er ja auch beschlossen, sich persönlich um die Angelegenheit zu kümmern. Und nachdem er vielleicht indirekt für den Tod ihres Vaters verantwortlich war, konnte er wohl ziemlich sicher sein, dass er ihre Aufmerksamkeit bekam.
Donnergrollen erklang, und Sienna beeilte sich, zu ihrem Wagen zu gelangen, um den Regenschirm vom Rücksitz zu holen.
Als sie den Parkplatz überquerte, wurde die Tür eines parkenden Lieferwagens aufgeschoben, ein Reporter sprang heraus und baute sich vor ihr auf. Als er die Kamera hob, riss sie instinktiv den Arm hoch, um sich vor dem Blitzlicht zu schützen.
Ein zweiter Journalist gesellte sich dazu, und Sienna machte auf der Stelle kehrt. Mit einem Mal schien ihr der Regen gar nicht mehr so schlimm zu sein. Bei den Männern handelte es sich nicht um die zurückhaltenden und höflichen Presseleute, mit denen sie vor der Beerdigung zu tun gehabt hatte. Diese hier wirkten wie Aasgeier, die zweifellos von Constantines Anwesenheit angelockt worden waren und jetzt hofften, einen alten Skandal wieder zum Leben zu erwecken.
Wie hatte er es bloß wagen können, zur Beerdigung ihres Vaters zu kommen? Hatte er etwa vor, sie und ihre bedauernswerte Mutter der Presse zum Fraß vorzuwerfen?
Es donnerte wieder, noch lauter als beim ersten Mal, und plötzlich begann es so heftig zu regnen, dass Sienna augenblicklich bis auf die Haut durchnässt war. Sie umklammerte ihre Tasche, während sie um eine Reihe Bäume herumeilte, die den Parkplatz unterteilten. Als sie über die Schulter zurückblickte, bemerkte sie erleichtert, dass der Regen die Presseleute wenigstens fürs Erste entmutigt hatte. Unmittelbar darauf prallte sie gegen eine muskulöse Männerbrust. Constantine.
Die Wärme seiner Haut schien sich durch den feuchten Seidenstoff ihres Kleides zu brennen, als Sienna Halt suchend nach seinen Schultern griff.
Er nickte in Richtung einer großen Eiche. „Dorthin. Auf der anderen Seite des Parkplatzes sind noch mehr Reporter.“
Dann spürte sie seine Hand an ihrem Rücken. Sie erschauerte wohlig, als sie den Druck seiner Handfläche fühlte. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich bei der Vorstellung, dass Constantine ihr gefolgt war, um sie zu beschützen.
Sie wusste seine Bemühungen zu schätzen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie seine Hilfe brauchte.
Er führte sie unter das schützende Laubdach einer alten, knorrigen Eiche. Zwar hielten die Blätter den größten Teil des Unwetters ab, doch einige Tropfen drangen trotzdem hindurch und durchnässten Siennas Haare.
Mit einem Taschentuch wischte sie sich die Regentropfen aus dem Gesicht. Wenigstens brauchte sie sich um ihr Make-up nicht zu sorgen, da vermutlich nichts mehr davon übrig war.
Nur wenige Momente später rissen die Wolken etwas auf, und warme Sonnenstrahlen spiegelten sich in den Pfützen auf dem Parkplatz. Ohne etwas dagegen tun zu können, brach Sienna in Tränen aus und suchte hastig nach einem Taschentuch.
„Hier, nimm das.“
Constantine drückte ihr ein großes weißes Stück Leinen in die Hand. Schluchzend griff sie danach und tupfte sich die Augen ab. Ehe sie sich versah, zog Constantine sie an sich, und sie presste ihr Gesicht an seine Brust. Die ganze Zeit über war sie sich seiner warmen Hand auf ihrem feuchten Nacken bewusst. Nachdem sie sich einen Moment lang versteift hatte, gab sie sich schließlich seiner tröstenden Umarmung hin.
Bisher hatte sie stets nur dann geweint, wenn sie allein war – für gewöhnlich nachts in ihrem Zimmer. Sie wollte ihre Mutter nicht aufregen, die immer noch an den Folgen eines Schocks litt. Die meiste Zeit über hatte Sienna sich irgendwie beschäftigt, um ihre Trauer zu verdrängen, aber jetzt wurde sie plötzlich von ihren Gefühlen überwältigt.
Schließlich lockerte Constantine seine Umarmung ein wenig, sodass sie ihre Nase putzen konnte. Doch es war sinnlos, ihre Tränen unterdrücken zu wollen – sie flossen unentwegt weiter. Zumindest musste sie nicht mehr so schrecklich schluchzen. So blieb sie etwas länger
Weitere Kostenlose Bücher