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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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1.
    Schließlich folgten sie meinem Vorschlag, die Tür aufzubrechen.
    Sie waren zu zweit: blasse Gesichter, schmale Schultern, gebeugte Rücken und dünne Waden; Schreiber, die die Gestalt angenommen hatten, die ihr Broterwerb ihnen aufzwang. Das Gesicht des einen war mit dunklen Punkten übersät, die sich in seine Haut eingeätzt hatten, wenn er sich mit tintenfleckigen Fingern die Pickel aufkratzte. Der andere mochte vielleicht schnell schreiben können, sprachlich war er weniger gewandt: Er stotterte. Der Picklige klopfte sicherheitshalber noch ein letztes Mal, dann schlug er mit der flachen Hand gegen das Türblatt, um die Tür aus dem Schloss zu sprengen. Die Schläge hörten sich nicht lauter an als das Klopfen vorher und zeigten leider ebenso wenig Wirkung.
    Ein unseliges Geschick hatte den Stotternden zum Redner der beiden Schreiber gemacht. »H-h-hört nicht«, lautete sein Kommentar.
    Die Wartenden im Schreibzimmer von Ludwig Stinglhammer sahen mich erwartungsvoll an. Es waren nur drei Leute, aber es war auch noch früh am Morgen.
    Ich hatte mich mit den ersten Schreien der Hähne auf den Weg gemacht. Stinglhammer war der Buchhalter von Ulrich Hoechstetter und als solcher ein einflussreicher Mann. Ich hatte erwartet, dass seine Arbeitsstube voll von Bittstellern sein würde, wurde aber angenehm überrascht: Vor mir in der Reihe der Wartenden befand sich lediglich ein mittelgroßer Mann mit einem unruhigen Lächeln und in Begleitung eines stämmigen, offensichtlich schwachsinnigen Knaben; nach mir kam ein Bäcker, der einen warmen Duft nach Mehl und Ofenhereinbrachte und eine Reihe von unterschiedlich geformten Brotringen an einem Unterarm aufgehängt hatte, als wolle er Stinglhammer fragen, welche Sorte ihm am besten gefalle. Wir hatten uns gegenseitig zugenickt, ermessen, wie lange der jeweilige Vorgänger für sein Anliegen brauchen werde, und den Beteuerungen der Schreiber geglaubt, dass Stinglhammer jeden Moment komme. Danach hatten wir gewartet. Die Schreiber hatten mit uns gewartet. Lange.
    »Etwas fester«, ermunterte ich die Schreiber. Der Picklige zögerte und zog eine Miene, die Angst verriet, Angst vor seinem Arbeitgeber, Angst davor, sich endgültig lächerlich zu machen, vor allem aber Angst vor dem, was sich möglicherweise hinter der Tür verbarg. Das Gefühl hing beinahe greifbar im Raum, wie der leise, langsame Schlag einer Trommel, die ein düsterer Musikant in einem versteckten Raum des Hauses spielt. Es hing über halb Augsburg; selbst der Lärm in der Schankstube der Herberge, in der ich mich gestern einquartiert hatte, war gedämpft gewesen. Die Stadt meiner Kindheit und Jugend hatte mich mit angehaltenem Atem und geballten Fäusten willkommen geheißen.
    Der picklige Schreiber hob die Hand erneut und drosch mit aller Kraft gegen die Tür. »G-g-geht nicht.«
    Nachdem wir auf das Erscheinen Stinglhammers gewartet hatten, bis die ersten Sonnenstrahlen durch die kleinen, dick verglasten Fenster der Schreibstube hereinfielen und die Pergamente auf den Pulten aufleuchten ließen, wurden die Schreiber nervös. Einer von ihnen versuchte vorsichtig, die Tür zur Arbeitsstube des Buchhalters zu öffnen, doch sie war verschlossen. Nach kurzer Beratung trabte er nach draußen und kam eine Viertelstunde später wieder, um zu melden, dass Stinglhammer nicht zu H-h-hause sei. Seine Dienstboten hatten ihn in seiner Arbeitsstube im Hoechstetter'schen Hause vermutet. Die Schreiber berieten sich, was zu tun sei, der schwachsinnige Knabe ließ einen langen Spuckefaden auf sein Wams niederhängen und starrte ihm philosophisch nach,der Bäcker sortierte missmutig seine Brotringe um, und ich verdrehte die Augen und schickte mich darein, noch ein wenig länger zu warten.
    Der Stotterer hatte schließlich den Mut aufgebracht, gegen die Tür zu klopfen und nach Stinglhammer zu rufen, mit einem Gesicht, als wecke er einen schlafenden Drachen auf. Welche Qualitäten der Buchhalter von Ulrich Hoechstetter auch besaß, seinen Untergebenen einen Höllenrespekt einzujagen zählte zweifellos dazu. Der Schreiber hatte ein zweites Mal geklopft und dann an der Tür gehorcht.
    Als er blass wurde, stellten sich meine Nackenhaare auf.
    »Was ist los?« Der Ton meiner Stimme hatte den Bäcker von seinen Brotringen und den Begleiter des Schwachsinnigen aufschauen lassen. Der Knabe blieb unbeeindruckt und ermaß weiterhin die Länge seines Spuckefadens. Ich sah seinem Aufpasser ins Gesicht und erntete ein zuckendes,

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