Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
brichst nur in mein Haus ein und hältst mir eine Knarre unter die Nase! Aber das tut mir ja nicht weh, du bedrohst mich nur ein bisschen. Sehe ich so aus, als ob ich bedroht werden möchte? Hä? Bei Brenda hättest du dich das wohl nicht getraut, oder?«
Er legte die Stirn in Falten und sah fragend zu ihr auf. Der Himbeersirup saß immer noch in roten Pünktchen auf seinem Gesicht. »Wer ist Brenda?«
»Jeder hier kennt Brenda«, schnappte Agnes wütend.
Sie seufzte und griff dann erneut nach dem Telefon. Währenddessen kam der Junge auf die Beine und streckte die Hand nach ihr aus. Sie kreischte erschreckt los und schlug ihm die Pfanne auf den Kopf. Er schwankte kurz. Sie schlug ein zweites Mal zu, diesmal zur Sicherheit ein wenig fester. Das Blut lief ihm übers
Gesicht, als er erneut zu Boden sank und still liegen blieb. Irgendwie hatte sie Mitleid mit ihm, aber nicht allzu sehr. Es war schließlich Notwehr. Brenda würde stolz auf sie sein. Er war in ihr Haus eingebrochen, und sie hatte sich verteidigt. Er hatte sie in Todesangst versetzt, aber …
Gewalt ist keine Lösung, Agnes.
Das kommt ganz auf den Einzelfall an, Dr. Garvin.
… aber sie hatte nicht die Kontrolle verloren. Sie war nicht wütend. Sie war ganz ruhig. Zwar zitterte sie ein wenig, doch im Grunde ging es ihr gut. Und außerdem war es eine Antihaft-Pfanne, keine aus Gusseisen. Sie war ziemlich sicher, dass sie keine bleibenden Schäden angerichtet hatte.
Hoffen wir’s mal .
Rhett kam herbei und ließ sich neben dem Jungen auf den Boden fallen. Angesichts der überwältigenden Fülle der noch auf dem Boden liegenden Muffins streckte er wohl die Waffen.
»Ich hasse dich«, sagte Agnes zu dem bewusstlosen Jungen. Dann griff sie wieder zum Telefon. »Joey?«
»Bitte mach einfach nichts, Agnes!«, brüllte Joey in sein Handy, um die Verkehrsgeräusche im Hintergrund zu übertönen. »Ich bin auf der 17er und schon fast da.«
»Das ist gut«, meinte Agnes brav und merkte, wie ihre Stimme zitterte. »Er ist noch ein Kind, Joey. Und er sagt, er wollte niemandem wehtun …«
Der Junge rappelte sich wieder auf, und Agnes ging los wie eine Sirene. Sie ließ das Telefon fallen, um die Pfanne in Bereitschaft zu bringen, doch dieses Mal war er darauf vorbereitet. Er duckte sich unter ihrem Arm weg und stieß ihr seinen Kopf in den Bauch, sodass sie mit einem satten »Uff!« rückwärts gegen die Anrichte fiel. Er versuchte, sie abzuwehren, doch schon knallte die Pfanne ein weiteres Mal gegen seinen Kopf. Dann überkam es sie. Sie konnte einfach nicht aufhören. Wie ein Automat
schlug sie immer weiter auf ihn ein. Er brüllte: »Stopp! Hören Sie auf!«, und versuchte, sie zu packen, doch sie trieb ihn unter einem nicht enden wollenden Hagel von Pfannenhieben zur Tür. Dabei kreischte sie in einem fort: »Raus! Raus aus diesem Haus! Hau endlich ab!« Im Zurückweichen fiel der Junge über Rhetts Wasserschüssel und stürzte rücklings gegen die Wand. Ein Aufschrei – und der Eindringling war wie vom Erdboden verschluckt.
Agnes hielt mitten in der Bewegung inne, die Pfanne hoch über dem Kopf. Sie starrte auf die Wand, doch die schien so massiv wie eh und je. Von der anderen Seite war ein dumpfer Aufprall zu hören, gefolgt von einem Schrei, schließlich Stille.
Wie angewurzelt stand sie in ihrer Küche. Als sie wieder zu sich kam, presste sie die Pfanne an ihr Herz, das wie verrückt schlug. Der restliche Himbeersirup lief ihr übers T-Shirt. Doch Agnes’ Blick hing wie gebannt an der Stelle der Wand, wo der Junge verschwunden war. Vielleicht würde er ja gleich zurückkehren? Wie ein Geist oder so etwas? Als nichts geschah, trat sie einen Schritt auf die Wand zu und stieß vorsichtig mit der Pfanne gegen die fragliche Stelle.
Die Wand gab nach. Hinter der in Fetzen herabhängenden Tapete entdeckte Agnes eine Schwingtür, die auf diese Weise verborgen worden war.
»Oh«, entfuhr es ihr. Kein Laut hätte ihre Überraschung besser ausdrücken können. Schließlich hatte sie von der Tür nichts gewusst. Aber auch ein wenig Angst lag darin. Ob sich hinter der Tür vielleicht ein gefährlicher Irrer verbarg?
Schließlich kam ihr wieder das Telefon in den Sinn und Joeys Stimme, die daraus gellte: »Agnes!«
Agnes griff danach. »Was ist?«
»Was zum Teufel ist da los?«
»In meiner Küche gibt es eine zweite Tür. Gleich neben der zum Flur«, erklärte sie Joey. Agnes trat einen Schritt zurück und
drückte noch einmal gegen die Schwingtür.
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