Heiße Nächte - eiskalte Intrigen
sah. Vielleicht würde er sie schön finden. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie selbst sich als schön.
„Nein, es ist alles, wie es sein soll. Und jetzt müssen wir gehen.“
Kurz darauf betraten sie einen Raum voller Frauen, die alle sehr festlich und bunt gekleidet waren. Jasmine blickte sich staunend um. Bei ihrer Ankunft wurde es plötzlich still, doch eine Sekunde später setzte das Stimmengewirr wieder ein. Ein paar ältere Frauen kamen zu ihr und forderten sie auf, sich zu ihnen auf die weichen Kissen zu setzen. Mumtaz fungierte als Übersetzerin, und bald plauderte und lachte Jasmine mit den Frauen, als wären sie alte Freundinnen.
Etwa eine halbe Stunde später wurde es wieder still. Jasmine spürte, wie sich sämtliche Muskeln in ihrem Körper anspannten. Sie blickte auf. Tariq stand in der Tür. Unwillkürlich erhob sie sich. Es herrschte völliges Schweigen im Raum, aber diesmal war es voller Anspannung, als ob alle den Atem anhalten würden.
Er sah wahrhaft königlich aus, ganz in Schwarz gekleidet. Eine Goldstickerei am Stehkragen seiner Tunika war sein einziger Schmuck, aber die Schlichtheit seines Anzugs brachte die männliche Schönheit seines Gesichts umso mehr zur Geltung. Langsam schritt er durch den Raum auf Jasmine zu und nahm ihre Hand. Nur ganz verschwommen nahm sie wahr, dass andere Männer hinter ihm den Raum betraten und dass die anderen Frauen sich nun ebenfalls erhoben.
Tariqs grüne Augen glühten vor Begierde. „Du siehst aus wie das Herz von Zulheil-Rose“, raunte er so leise, dass nur Jasmine es hören konnte. Sie fühlte sich wie im Inneren eines Vulkans.
„Ich habe eine Frage an dich, meine Jasmine.“ Diesmal klangen seine Worte laut und kristallklar durch den Raum.
Jasmine blickte zu ihm hoch. „Ja?“
„Du bist aus freiem Willen nach Zulheil gekommen. Wirst du auch aus freiem Willen bleiben?“
Jasmine war verwirrt. Tariq hatte ihr ja zu verstehen gegeben, dass er sie nicht wieder fortlassen würde. Warum jetzt diese Frage? Doch intuitiv wusste sie, dass sie ihn jetzt nicht in aller Öffentlichkeit bloßstellen durfte. „Ja.“
Ein kurzes, zufriedenes Lächeln glitt über sein Gesicht. Wieder einmal erinnerte er sie an einen Panter, und plötzlich fühlte sie sich wie seine Beute. „Und wirst du auch aus freiem Willen bei mir bleiben?“
Jetzt verstand sie.
Sie verstand endlich, was hier vor sich ging, doch das änderte nichts an ihrer Antwort. „Ich werde bleiben“, erwiderte sie und besiegelte damit ihr Schicksal.
Einen Herzschlag lang war in Tariqs Blick zu lesen, wie leidenschaftlich er triumphierte, doch dann senkte er die Lider und verbarg seine Gefühle. Er führte Jasmines Hand an seine Lippen, drehte sie herum und drückte einen Kuss auf die Stelle, wo ihr Puls schlug. „Ich lasse dich jetzt allein, meine Jasmine.“
Und dann war er fort und ließ sie einfach allein mit dem Schock über das, was sie gerade getan hatte. Kichernd kamen Frauen auf sie zu und führten sie zurück zu dem Lager aus Kissen. Sie bemerkte den besorgten Ausdruck auf Mumtaz’ Gesicht, als diese sich neben sie setzte.
„Haben Sie jetzt verstanden?“ fragte Mumtaz wispernd.
Jasmine nickte und versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben, denn sie wusste, dass sie jetzt im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Doch ihr Herz pochte heftig. Das dunkle Geheimnis, das sie mit ihrer Liebe zu Tariq so gut verdrängt hatte, füllte plötzlich ihre Gedanken aus wie ein hässliches Gespenst. Aus Angst vor seiner Zurückweisung hatte sie es Tariq erst beichten wollen, wenn sie sich seiner Liebe sicher sein konnte. Jetzt war es zu spät. Viel zu spät. Wie konnte sie ihm jetzt die Wahrheit sagen?
„Jasmine?“ Mumtaz unterbrach ihre Gedanken und erinnerte sie damit an die Zeremonie, die gerade stattgefunden hatte.
„Als er mir diese Fragen gestellt hat …“
„Ich wollte Ihnen vorher alles erklären, aber man hat es mir verboten.“
„Und Sie sind Tariq natürlich treu ergeben.“ Jasmine konnte Mumtaz keinen Vorwurf machen. „Ich dachte, es herrsche Staatstrauer?“
„Einen Monat lang hat das Volk getrauert, aber es gehört zu unserer Kultur, dass wir das Leben über den Tod stellen. Wir ehren die Toten lieber, indem wir das Geschenk des Lebens feiern.“
Jemand bot Jasmine eine Platte mit Kuchen dar. Sie nickte und bedankte sich, machte jedoch keinen Versuch zu essen. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
„Wissen Sie, wie es jetzt weitergeht?“
Als
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