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Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tran Arnault
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manchen Tagen fühlen Sie sich nur unter freiem Himmel wohl. Draußen, ohne ein schützendes Dach, ohne Mauern, hinter denen man sich verstecken kann. Ihr geschundener Körper. Sie pressen Ihre wunde Haut in die Erde. Die Luft dringt in jede Pore. Eine Brise weht über Ihre Schultern, Ihre Schenkel. Das Fieber, die Hoffnung, vielleicht überrascht zu werden.
    Mich vollkommen öffnen, schreiben Sie, wie man sagt: »Der Himmel öffnet sich.«
    Wien, Poststempel vom 23. September
    (Die Karte zeigt einen alten Palast in der Herrengasse.)
    Drinnen
    Die Mauern des Zimmers wurden nur für die Lust erschaffen. Sie bilden einen Filter, der alle Gesten, Gerüche und Worte auffängt. Nur der geschlossene Raum kennt die Schwüle. Ein Zimmer ist wie Aladins Wunderlampe. Vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen, nichts zwingt die Körper, sich zu trennen. Es bleibt noch immer Zeit, die Verbindung zu lösen.
    Die in der Dämmerung verborgenen Leiber. Pure Chemie im Labor der Sinne. Dunkles Zimmer. Lustvolles Zimmer.
    Mich einsperren, sagen Sie.

Epilog
    Ein Zimmer ist intim. Sobald die Tür geschlossen ist, suche nicht ich mir einen Platz, sondern sie entscheidet für mich und führt mich an eine mir unbekannte Stelle. Das Zimmer verkörpert die Gebärmutter, das sagt mir mein Gefühl. » Das Zimmer, das Schlafzimmer .«In der deutschen Sprache ist das seltsamerweise ein neutrales Wort. In meiner eigenen Sprache wäre es unmöglich, dass eine Schmuckschatulle nicht weiblichen Geschlechts ist. Das Zimmer verkörpert den verlassenen Unterleib. Ich sehne mich nach seiner Dunkelheit, seiner Dichte, seinen festen Konturen, seiner Stille. Licht fällt herein, ohne es zu erhellen. Die Sachen haben schon lange ihren Platz. Es ist kein Raum für Unterhaltungen. Hier werden Worte nur gemurmelt – sparsam und so leise, dass ich sie mehr erahne als verstehe. Weil sie gegen das Gesetz der nächtlichen Stille verstoßen, wirken Worte deplatziert, fast obszön. Außerdem sagt man nachts andere Dinge als am Tag.
    In einem Zimmer suchen wir Entspannung, wir lesen und stellen uns vor, was wir gelesen haben. Wir finden dort zu uns selbst oder paaren uns mit einem anderen, nur für einen Augenblick, denn schon bald überlassen wir uns dem Schlaf: Wir werden dort nicht wirklich eins. Der Körper des anderen wirkt wie ein Eindringling. »Was machen Sie in meinem Zimmer, Biest?«, ängstigt sich die Schöne und ist ärgerlich, dass man sie überrascht. Und das Biest von Mann zieht sich zurück, schuldig, sogar beschämt, die verbotene Schwelle übertreten, eine heilige Intimität verletzt zu haben, obwohl sie einer Gefangenen gehört, auf die er meint, ein Anrecht zu haben. Aus seinem Handschuh taucht eine Perlenkette auf, ein Vorwand für die plötzliche Eile, die das Eindringen jedoch nur unzulänglich entschuldigt.
    Ich bin eine Frau, die weder über einen Vornamen verfügt noch über einen einprägsamen Körper oder eine echte Seele. Als Niemand bin ich der ideale Gast. Das Zimmer hier ist ein Durchgangszimmer. Er oder sie begleicht eine Summe, damit er sich hier vorübergehend aufhalten darf. Der Ort ist neutral, nur an der Nummer zu erkennen. Man erwartet dort gezwungenermaßen den Tagesanbruch, untätig, wenn man es sich überlegt. Der Aufenthalt erinnert an den Tod. Es sei denn, man begegnet ihm mit Heimlichkeiten. Denn dieser Ort, der niemandem gehört, zwingt dazu, sich etwas einfallen zu lassen, anders zu leben, vertrauliche Gespräche zu erfinden. Dieser Ort kennt weder Zeugen noch Gesetze, weder Vergangenheit noch Zukunft. In der Abgeschiedenheit und im Geheimen ist jeder Wunsch erlaubt. Die Lust genauso wie der Kampf oder sogar das Verbrechen.
    Für diejenigen, die mich empfangen, bin ich nur eine vorübergehende Erscheinung. Sobald ich aus ihrem Blickfeld verschwinde, existiere ich nicht mehr. Mein Körper gewinnt erst Kontur in dem Augenblick, in dem er eingeladen wird, sich mit einem anderen zu verbinden. Ich existiere nur auf Verlangen.

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