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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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  Vom gleichen Autor erschienen außerdem als HeyneTaschenbücher
    Die Mordbeichte • Band 5469
    Schlüssel zur Hölle • Band 5840 Mitternacht ist schon vorüber • Band 5903

    epub-Konvertierung by Manni

 

    1. Nichts ändert sich auf Kyros

      Lomax lag auf der schmalen Koje in
der stickigen Kabine, nackt bis zur Taille, sein Körper war
schweißgebadet. Er starrte zu der fleckigen Decke empor, von der
die Farbe abblätterte.

      Wenn man lange genug hinsah, wurde
eine ziemlich genaue Karte der Ägäis daraus. Seine Blicke
bahnten sich ihren Weg südwärts von Athen durch die Kykladen
zu dem größeren Fleck, der Kreta darstellte, aber da, wo
sich Kyros hätte befinden sollen, dehnte sich lediglich das Meer
aus. Aus irgendeinem Grund verursachte ihm das Unbehagen, und er
schwang die Beine auf den Boden.

      Er stand auf, goß Wasser in das
von Sprüngen durchzogene Waschbecken, das unterhalb des Spiegels
neben der Koje stand, und wusch sich den Schweiß vom Körper.
Seine Schultern waren muskulös, sein Körper bronzefarben und
trainiert, und irgendwie wirkte die häßliche gerunzelte
Narbe unter seiner linken Brust, die von einer Schußwunde
stammte, unheimlich und fehl am Platz.
      Während er sich abtrocknete,
starrte ihn aus dem Spiegel ein Fremder an: Ein Mann, dessen Haut
straff um die hervorspringenden Backenknochen anlag, darüber
dunkle, düstere Augen, die die Welt mit seltsam distanziertem
Ausdruck betrachteten - ein Ausdruck, den er nicht einmal vor sich
selbst hätte analysieren können.

      Als er eben nach seinem Hemd griff,
öffnete sich die Kabinentür und der Steward blickte herein.
»Kyros in einer halben Stunde, Mr. Lomax«, sagte er auf
griechisch.

    Die Tür schloß sich wieder hinter ihm,
und zum erstenmal wurde sich Lomax einer leichten Erregung bewußt
- ein kalter Finger schien ihn irgendwo in seinem Innern
anzurühren. Er zog seine Leinenjacke an und ging hinaus aufs Deck.
      Während er an der Reling stand
und beobachtete, wie Kyros sich allmählich aus dem Meer erhob,
tauchte Kapitän Papademos aus dem Deckshaus auf und blieb neben
ihm stehen. Er war ein massiger Mann, von der Sonne nahezu schwarz
gebrannt, das Gesicht von Runzeln durchzogen.

      Er hielt ein Zündholz an seine
Pfeife. »In diesem Hitzedunst ist es schwierig, aber wenn Sie
scharf hinsehen, können Sie Kreta in der Ferne erkennen. Ganz
hübsche Aussicht, wie?«

    »Das ist eine erhebliche Untertreibung«, sagte Lomax.
      »Ich bin schon überall
gewesen, wo ein Seemann nur hinkommen kann«, fuhr Papademos fort.
»Und am Ende habe ich immer herausgefunden, daß ich im
Kreis gefahren bin.«
    »Tun wir das nicht alle?« sagte Lomax.

      Er nahm eine Zigarette heraus, und
Papademos gab ihm Feuer. »Für einen Engländer sprechen
Sie recht gut griechisch. Das beste, das ich je von einem
Ausländer gehört habe. Waren Sie früher schon einmal
hier?«
    Lomax nickte. »Vor langer Zeit. Vor der Flut.«

      Papademos sah einen Augenblick lang
verdutzt drein, dann hellte sich sein Gesicht auf. »Ah, jetzt
begreife ich. Sie waren während des Krieges auf den Inseln.«
      »Ganz recht«, sagte Lomax. »Meistens habe ich beim E.O.K. auf Kreta gearbeitet.«

      »Ja?« Papademos nickte,
sein Gesicht wurde ernst. »Das waren harte Zeiten damals,
für uns alle. Die Leute auf diesen Inseln haben nicht vergessen,
wie sehr die Engländer ihnen geholfen haben. Sind Sie inzwischen
wieder einmal hiergewesen?«

      Lomax schüttelte den Kopf.
»Mir war nie danach zumute. Jedenfalls schien ich immer etwas
Wichtigeres zu tun zu haben. Sie wissen doch, wie das ist.«
    »Das Leben, mein Freund, packt uns an der Kehle.«
    Papademos nickte betrübt. »Aber siebzehn Jahre sind eine lange Zeit. Der Mensch ändert sich.«
    »Alles ändert sich«, sagte Lomax.

      »Vielleicht haben Sie da recht. Aber warum Kyros? Ich könnte mir bessere Orte vorstellen.«

      »Es gibt dort ein paar Leute,
die ich aufsuchen möchte, falls es sie noch gibt«, sagte
Lomax. »Ich möchte herausfinden, ob auch sie sich
verändert haben. Hinterher fahre ich nach Kreta und Rhodos.«
      »Auf Kyros ändert sich
nichts.« Papademos spuckte ins Wasser. »Diese Route befahre
ich nun seit zehn Jahren, und sie behandeln mich noch immer, als ob ich
die Pest mitbrächte.«
      Lomax zuckte die Schultern. »Vielleicht mögen sie Fremde einfach nicht.«
      Papademos schüttelte den Kopf.
»Sie mögen überhaupt niemand. Sind Sie ganz

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