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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Es braut sich was zusammen
1
    Blandings Castle schlummerte im Sonnenschein. Heiß flimmerte die Luft über den samtigen Rasenflächen und geplätteten Terrassen. Träge summten die Insekten. Es war jene wohlige Stunde an einem Sommernachmittag zwischen Lunch und Fünf-Uhr-Tee, wenn die Natur gewissermaßen die Weste aufknöpft und die Füße behaglich hochlegt.
    Im Schatten eines Rhododendrongebüschs bei den rückwärtigen Gebäuden dieses englischen Landsitzes saß Beach, der Butler von Clarence, dem neunten Earl von Emsworth und Besitzer dieses Anwesens, nippte an einem Cocktailglas und studierte eine Zeitschrift, die über Ereignisse aus der Welt des Theaters und der feinen Gesellschaft berichtete. Soeben hatte er ein oval eingerahmtes Foto im Innern des Blattes entdeckt, und nun betrachtete er es mit seinen Schellfischaugen etwa eine Minute lang gründlich und genau. Dann holte er, zufrieden in sich hineinglucksend, ein Taschenmesser hervor, schnitt das Foto aus und verstaute es in den Tiefen seiner Oberbekleidung.
    In diesem Augenblick machte der Rhododendronbusch, der bis dahin geschwiegen hatte, »Pssst!«
    Der Butler schrak heftig zusammen. Ein Zucken durchlief seine umfangreiche Gestalt.
    »Beach!« sagte der Busch.
    Jetzt lugte etwas daraus hervor. Es hätte genauso gut eine Waldnymphe sein können, aber der Butler mochte daran nicht glauben, und völlig zu recht, denn es war ein großer junger Mann mit blondem Haar. Beach erkannte in ihm Mr. Hugo Carmody, den Sekretär seines Brotherrn, und er erhob sich vorwurfsvoll. Noch immer pochte sein Herz wild, und auf die Zunge hatte er sich auch gebissen.
    »Erschrocken, Beach?«
    »Sehr, Sir.«
    »Tut mir leid. Ist aber gut für die Leber. Beach, wollen Sie sich ein Pfund verdienen?«
    Das Gesicht des Butlers hellte sich auf. Der finstere Blick schwand aus seinen Augen.
    »Gern, Sir.«
    »Können Sie Miss Millicent unbeobachtet sprechen?«
    »Gewiß, Sir.«
    »Dann geben Sie ihr dieses Briefchen, und lassen Sie sich dabei ja nicht erwischen. Vor allem nicht – darauf bitte ich Sie besonders zu achten, Beach – von Lady Constance Keeble.«
    »Ich werde das sogleich erledigen, Sir.«
    Er lächelte väterlich. Hugo lächelte zurück. Zwischen den beiden herrschte vollstes Einverständnis. Beach wußte, daß er eigentlich der Nichte seines Brotherrn keine heimlichen Billetts zutragen sollte; und Hugo wußte, daß er eigentlich den guten Mann nicht drängen sollte, sich eine solche Last auf sein Gewissen zu laden.
    »Vielleicht ist es Ihnen entgangen, Sir«, sagte der Butler, nachdem er das Sündengeld eingesteckt hatte, »daß ihre Ladyschaft mit dem Zug um halb vier nach London gefahren ist?«
    Hugo stieß einen Wutschrei aus.
    »Soll das etwa heißen, daß das ganze Indianerspiel, das lautlose Anschleichen und so weiter alles für die Katz war?« Er kam hervor und klopfte sich den Staub von der Hose. »Das hätte ich früher wissen sollen«, sagte er. »Ich habe meinen guten Anzug schwer strapaziert, und es ist noch völlig ungeklärt, ob mir nicht auch ein Käfer in den Kragen gefallen ist. Nun ja, nur wer kühn ist und verwegen, kommt am Ende besser fort.«
    »Sehr richtig, Sir.«
    Die Mitteilung, daß das Argusauge der Tante jenes Mädchens, das er liebte, anderwärts im Einsatz sei, machte Mr. Carmody gesprächig.
    »Schöner Tag, Beach.«
    »Ja, Sir.«
    »Wissen Sie, Beach, das Leben ist doch seltsam. Ich meine, man weiß nie, was einem die Zukunft bringt. Da bin ich jetzt in Blandings Castle und bin glücklich und zufrieden. Heiter und froh wie der Mops im Paletot. Aber als es zuerst zur Debatte stand, daß ich hierher kommen sollte – ich kann Ihnen sagen, da war mein Herz gramgebeugt.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Ja, merklich gebeugt. Wenn Ihnen die näheren Umstände bekannt wären, wüßten Sie, warum.«
    Beach kannte die näheren Umstände. Was die Bewohner von Blandings Castle betraf, so gab es kaum etwas, das er nicht bald in Erfahrung brachte. Ihm war bekannt, daß der junge Mr. Carmody bis vor wenigen Wochen gemeinsam mit Mr. Ronald Fish, dem Neffen von Lord Emsworth, einen Nachtclub namens Hot Spot nahe der Bond Street mitten im Londoner Amüsierviertel betrieben hatte; daß dieser Club sich trotz seiner günstigen Lage als finanzieller Reinfall erwiesen hatte; daß Mr. Ronald mit seiner Mutter, Lady Julia Fish, zur Erholung nach Biarritz gefahren war; und daß Hugo – da Ronnie geschworen hatte, er werde nicht eher nach Biarritz oder

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