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Heiße Schatten

Heiße Schatten

Titel: Heiße Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ambers
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trotzdem genauso gekommen, nur eben etwas später. Wieder schüttelt ein Heulkrampf meine Schultern.
    Später wäre besser gewesen! Ich wünsche mich zurück in meinen wundervollen Traum voll gegenseitiger Liebe und erfülltem Sex. Ach, Valerie, du Dumme! Warum hat mir mein glückvolles Bild von ihm nicht einfach ausgereicht? Warum hab ich nicht einfach die Augen geschlossen und in seinen Armen weitergeträumt? Wo sind die Taschentücher?
    Auf dem Rückweg vom Lager, in dem ich neue Taschentücher geholt habe, komme ich an Giulios High-Tech-Zentrale vorbei. Ich versuche mich unauffällig vorbeizustehlen, damit er mein verheultes Gesicht nicht sieht.
    Zu spät – erwischt! »Valerie, alles gut?«, höre ich ihn besorgt rufen.
    »Nein, gar nichts ist gut«, gebe ich zurück. Mein Zustand ist nur schlecht zu leugnen.
    »Irgendwas angebrannt?« Sein nicht sehr überzeugender Versuch mich aufzuheitern rührt mich.
    »Abgebrannt!«, schluchze ich, und wieder heule ich aus allen Rohren. »Alles kaputt!«, ergänze ich, während mir die Nase läuft und Taschentuch um Taschentuch aus der neuen Box immer noch nicht ausreichen. »Ich habe alles verdorben.«
    Er zieht einen Flachmann aus einer seiner Schubladen hervor. »Whiskey«, erklärt er. »Hilft zwar nicht, aber lenkt ab!« Ich nehme einen kleinen Schluck und dann noch einen ganz großen, während er mir ein weiteres Taschentuch aus der Box reicht.
    Trotzig setze ich nach: »Und er hat auch nichts heile gemacht!«
    Guilio sieht mich mitleidvoll an und schweigt. Auf seinen Bildschirmen flimmern die roten und grünen Auslastungsbalken der Maschinen, auf einem weiteren Monitor läuft ein Nachrichtensender, und aus einem Empfänger rauscht in schlechter Qualität der regionale Polizeifunk in den Raum. Die Stimmen sprechen abwechselnd spanisch, französisch und englisch. Hin und wieder versteht man das Wort Algier. Wir sind wohl schon in der Nähe. Durch das Taschentuch vor meinem Gesicht höre ich die Worte »Hafen« und »Kontrolle« und »Razzia« in verschiedenen Sprachen.
    »Fahren wir jetzt nach Algier?«
    »Nicht direkt. Wir bleiben außerhalb der Drei-Meilen-Zone.«
    »Warum?«
    »Weil wir dann in internationalen Gewässern sind. Die Algerier dürfen unser Schiff nicht betreten, das wäre sonst Kapern und ein Angriff auf das Schiff, das unter deutscher Flagge fährt. Das kann sich keiner leisten.«
    »Warum fahren wir unter deutscher Flagge? Alle anderen ziehen doch einen Anmeldehafen in einem Steuerschlupfloch vor, oder nicht?«
    »Unsere Steuer zahlen wir für unser Land, und damit haben wir auch ein gewisses Maß an Schutz.«
    »Was schützen wir eigentlich?«
    »Wir schützen die Interessen derer, die sich nicht selber schützen können.«
    Das ist genauso rätselhaft wie alles, was Konstantin mir vorhin gesagt und nicht gesagt hat.
    »Giulio, sind wir illegal unterwegs? Seid ihr Schmuggler, handelt ihr mit Drogen? Mit Waffen?«
    Giulio betrachtet mich mit der gleichen Distanz, die ich immer dann zu spüren bekommen habe, wann immer ich das Thema ansprach.
    »Kommt immer drauf an, wer was in die Hände kriegt, weißt du?«
    »Also doch Drogen?«
    »Nein. Frag nicht!«
    Jetzt platzt mir der Kragen. Was habe ich schon zu verlieren. Ich habe doch schon alles verloren. »Doch, ich frage! Ich stehe nämlich in einer Küche, in der ohne weiteres Waffen oder Drogen in die völlig unsinnig bemaßten Lagerbehälter passen. Mir reicht es jetzt!«
    Erzürnt renne in die Küche, öffne die Schränke und räume die Vorratsbehälter aus den schmalen und flachen Lagerkammern. Jetzt will ich es genau wissen. Nichts zu sehen. Ich klopfe gegen die hinteren Wände. Was ist das? Das kann doch nicht wahr sein. Das klingt irgendwie hohl! Vielleicht ist es ja auch nur der Isolierschaum. Ich nehme eine kleine Taschenlampe und gucke in die Verschalung. Nichts zu erkennen. Oder vielleicht doch? Ich nehme eines meiner japanischen Filetiermesser, die mit der ultrascharfen Klinge, und taste damit vorsichtig über die inneren Ränder. Da fühle ich einen klitzekleinen Widerstand, eine minimale Unebenheit. Ich drücke mit der Schneide dagegen. Das Messer greift. Ein Schlitz tut sich auf. Das ist unglaublich! Mein Gott, bin ich naiv gewesen! Direkt vor meinen Augen! In meinem Bereich!
    Die Wand lässt sich entfernen. Dahinter ist ein Hohlraum. Beide zusammen hätten genau die erforderlichen Normmaße gehabt. Wie blind ich doch war! Kalter Schweiß bildet sich an meinem Nacken. Das Herz sackt mir

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