Heiße Schatten
geschrieben. »Wie kommst du darauf?«
»Bist du ein Schmuggler? Das Schiff ist voller unkonventioneller Stauräume, umgeben von den Gerüchen einer Küche. Was immer darin versteckt wird, würde kein Hund jemals aufspüren können. Schmuggelst du Drogen?«
Er kommt bedrohlich näher. Seine Mimik eiskalt, die Schultern angespannt. Er will mich doch nicht umbringen? Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen, weiche zurück und frage weiter: »Import und Export, ja? Und jede Menge Militär. Hängt das mit deiner Zeit in Algerien zusammen? Da fahren wir doch jetzt wieder hin, oder sehe ich das falsch?«
Er steht direkt vor mir, sein ganzer Körper drückt Bedrohlichkeit aus. Er fasst mich an den Schultern, sehr hart und kein bisschen freundlich. »Es ist anders!«
»Dann sag es mir doch einfach!«, flehe ich. Ich will nicht mit einem Verbrecher zusammen sein. Und auch nicht mit einem Lügner.
»Das geht dich nichts an!«, platzt es aus ihm heraus. Er streicht sich mit der Hand durch die Haare. Etwas ruhiger fährt er fort: »Ich mache das seit Jahren, ich weiß, was ich tue, und niemand kommt zu Schaden!«
»Wie kannst du das sagen? Wenn es so ist, warum sagst du es mir dann nicht?«
»Wir kennen uns noch nicht lange genug. Meine Geschäfte finden in einer Grauzone statt. Meine Auftraggeber sind Militärs, offizielle Stellen, vor allem die Bundeswehr, aber auch andere Staaten. Wenn das, was ich sonst noch mache, öffentlich wird, bin ich ruiniert. Ich kann dir jetzt noch nichts sagen. Bitte versteh das. Kümmere dich um die Angelegenheiten, die deine sind, und lass mich meine machen.«
»Und du? Wir? Bist du auch meine Angelegenheit? Sind wir meine, deine oder niemandes Angelegenheit?«
Konstantin zögert. Er setzt an zu sprechen, dann bricht er wieder ab. Er blickt erst nachdenklich zur Seite, dann wieder zu mir: »Fang besser nicht an, dich in mich zu verlieben. Du bist wunderschön und bezaubernd. Genieß einfach, was wir haben. Ich will nicht, dass jemand verletzt wird.«
Nun bin ich den Tränen nahe. Ist das der professionelle Abgang, vor dem ich mich so fürchte? Er will also nicht, dass jemand in dieser Sache verletzt wird? Mühsam schlucke ich die Tränen hinunter. »Was haben wir denn?«, krächze ich mit versagender Stimme.
»Offensichtlich mehr, als du bisher kanntest. Das sollte erst mal reichen, meinst du nicht?«
Jetzt bin ich ein bisschen beleidigt. Es stimmt, er hat mir mehr gegeben, als ich jemals für denkbar gehalten hätte. Er hat mir eine neue Welt der Sinnlichkeit gezeigt, meinen Körper in Flammen gesetzt wie kein Mann zuvor. Aber all das geht bei mir nicht ohne Gefühle. Was erwartet er denn von mir? »Nein, es reicht mir nicht. Ich will für dich da sein, will dich glücklich machen. Und ich will Ehrlichkeit.«
»Ehrlichkeit? Ich bin ehrlich zu dir. Aber ich kann dir trotzdem nicht alles sagen. Ich würde dich in Gefahr bringen. Ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder jemanden wie dich in Gefahr bringen werde!«
»Jemanden wie mich? Was meinst du?«
Er wendet sich mit einem harten Tritt auf den Boden ab, ich zucke zurück vor dieser kaum noch kontrollierten Kraft, fast stolpere ich. Mit einem letzten wütenden Blick über die Schulter wendet er sich den Karten auf dem Schreibtisch zu. Der Zorn, der darin liegt, trifft mich wie ein Blitz.
Noch nie im Leben war ich so alleine auf der Welt wie in dieser Minute, wenige Meter neben dem Mann, den ich liebe.
Das ist wohl das Ende. Keine Beziehung. Kein wunderschöner Sex mehr. Ich verlasse den Raum. Dann weine ich bitterlich.
Völlig aufgelöst kehre ich zurück in die Küche. Es ist wohl an der Zeit, meine Koffer zu packen. So etwas will ich nicht! Wieder schüttelt mich ein Sturm aus Tränen und Verzweiflung. Was habe ich eigentlich falsch gemacht? Wieso soll überhaupt ich etwas falsch gemacht haben? Wer ist denn hier der Übeltäter? Ich wollte doch nur wissen, wo ich stehe, was er tut und ob ich einen Verbrecher unterstütze. Und ich wollte hören, dass er mich auch liebt. Stattdessen bin ich im wahrsten Sinne des Wortes zurückgestoßen worden. Habe ich denn eine überzogene Forderung gestellt? Eigentlich nicht!
Zu dem traurigen Gefühl, verlassen worden zu sein, kommt das Gefühl von Ungerechtigkeit. Und Ärger über mich selber. Und über ihn.
Wäre es besser gewesen, ich hätte nicht gefragt? Wahrscheinlich hätte ich mich noch einige Zeit in der Illusion gemeinsamer Gefühle aufgehoben gefühlt. Aber es wäre dann
Weitere Kostenlose Bücher