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Heiße Sonne der Verführung

Heiße Sonne der Verführung

Titel: Heiße Sonne der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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davon abzuhalten, die Küsten auf ihrem Gebiet zu erreichen. Sie vertrauten darauf, dass Ran das Gleiche auf seinem Gebiet tat.
    Drei Seemänner standen schweigsam und mit steifen Schultern daneben, als Ran sich bückte, um die Kanone zu überprüfen, indem er mit einem geschlossenen Auge durch das leere Rohr schaute und dann entschied, dass sie gut gepflegt war. Dann richtete er sich wieder auf und schritt zwischen den Pulverfässchen, dem Fernrohr und den Kartätschen einher, die für einen Angriff fertig gemacht wurden. Steine knirschten unter seinen Stiefeln. Dies war sein üblicher, wöchentlicher Rundgang. Einige der Männer hatten nichts weiter zu tun, als nach herannahenden Schiffen Ausschau zu halten. Es war eine geruhsame Zeit, frei von den Unbilden des Lebens an Bord eines Schiffes.
    Jedoch genauso wenig wie auf seinen Schiffen würde Ran hier Faulheit oder Nichtbeachtung seiner Befehle tolerieren, und als er sich vorbeugte und einen dunklen Damenschuh hinter einem Fässchen hervorzog, zuckte einer der Seemänner zusammen. Ran ließ das verräterische Schuhwerk an seiner Fingerspitze baumeln, und sein Blick schnellte zu den beiden hinüber, die in dieser Woche Wache geschoben hatten.
    »Das ist … meiner, nun, nicht meiner«, beeilte der Seemann sich mit rotem Gesicht zu sagen. »Aber … ich bin schuld dran, Sir«, mit einem Ruck zog er seine Kappe vom Kopf, »zwei Tage hier oben reichen auch so schon, und als sie mir das Essen gebracht hat, nun, da hab ich sie überredet zu bleiben und dann …« Der Seemann räusperte sich unbehaglich, und Ran nahm wahr, dass er fürchterliche Angst hatte und zitterte. Bei Gott, fürchtete sich denn eigentlich jeder vor ihm?
    »Sorg dafür, dass das nicht noch einmal vorkommt, Pellum«, wies Ran ihn an und schleuderte den Schuh gegen den Seemann, bevor er sich abwendete. Der sprachlose Mann starrte fassungslos auf den Rücken seines Captains und dann zu seinem Kameraden, bevor seine Augen schließlich zum Ersten Maat hinüberwanderten, der gegen eine Steinmauer gelehnt dastand. Pellum stieß einen langen, erleichterten Atemzug aus.
    »Löst die Wache im Eintagesrhythmus ab«, befahl Ran Domingo, dann schaute er zu den drei Kanonieren zurück. »Eure Ablösung kommt gerade den Hang hinauf. Mister Avilar und ich werden die Stellung halten, bis sie hier eingetroffen sein wird. Wegtreten!«
    Die Seemänner nickten und grinsten, übergaben ihrem Captain das Fernglas und verabschiedeten sich ohne weitere Verzögerung.
    Domingo lachte leise in sich hinein, als die Männer aus der breiten, granitenen Öffnung der Höhle hinausrannten, über Felsblöcke kletterten und den Hang hinunterrutschten. Ran stellte sich zwischen die beiden Endkanonen, vermaß ihre Reichweite neu und schritt dann mit dem Fernglas in der Hand vom kühlen Schatten in die Sonne hinaus. Domingo, der sich eine Mango aus den Wachvorräten nahm, beobachtete Ran, wie dieser seine Insel begutachtete. Wenn der Captain auch darauf bestand, es nicht hervorzuheben, so war er hier doch der Herr und Meister.
    Ransom ließ seine Augen über das endlose, in der Sonne glitzernde Meer wandern und richtete dann das Fernglas auf die Klippe und die Küste. Die Schiffe schaukelten wie müde Wachen ruhig und einsam in der Bucht, das Dorf jedoch war erfüllt von Geschäftigkeit: Kinder rannten umher, Hunde und Ziegen nervten die Menschen, die hart arbeiteten. Er bemerkte Shokai, der sein Mauseloch verließ und sich in Richtung Dorf begab.
    Ran verlagerte seinen Blick nach links zum Berghang hin, wo Arbeiter das Land zur Bepflanzung rodeten. Zuckerrohr, hatte er mit Zustimmung seiner Männer entschieden. Aurora hat recht, vermutete er. Er schien die Autorität zu sein, die sie suchten, trotzdem aber war es ihre Übereinstimmung gewesen, die er in den vergangenen Wochen gesucht hatte. Zucker war nur ein kleiner Anfang, das war ihm klar, und er fragte sich, was sie von der Unternehmung halten würde. Gott, ständig überlegte er sich, was sie wohl denken könnte.
    »Sie ist dort drüben«, informierte Domingo ihn, und Ran schaute, das Fernglas noch immer in der Hand, zum Spanier hinüber. Domingo wies mit seinem Kinn zum Meer hin, während er sich eine Scheibe von der Mango abschnitt. »Im Tidebecken«, zeigte er ihm mit dem Messer, »wo sie jeden Morgen gewesen ist, seit Ihr ich weiß nicht was getan habt und nicht mehr mit ihr reden wollt.«
    »Habt Ihr vielleicht eine Meinung, die Ihr äußern wollt, Avilar?«, fragte Ran, nahm

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