Heiße Sonne der Verführung
wurde klar, dass sie sie eigentlich kaum kannte.
Rachel wirkte beschämt und entmutigt. Als Aurora den Raum verließ, warf sie sich aufs Bett und schluchzte hysterisch.
Ransom stand an Sayiddas Bett, als Aurora das Gemach betrat. Er erkannte sofort an der steifen, verkrampften Haltung ihrer Schultern, wie es ihr ging.
»Sie hat Schmerzen«, teilte er ihr voller Sorge um seine Mutter mit.
Auroras Schultern sackten herunter. Obwohl Sayidda schlief, hatte sie sich wie ein Kind zusammengerollt, um so zu versuchen, ihre Qual zu verringern.
Aurora warf Ran das Fläschchen zu. »Markus hat es Rachel gegeben. Ein Geschenk, sagt sie.«
Lediglich sein Blick erhob sich. »Du hast Zweifel daran?«
»Es war gefüllt mit dem Saft der Wolfsmilch, vermute ich, wenn auch geschickt mit Lavendel verfeinert und parfümiert.«
»Guter Gott!« Ransom schien schwach zu werden. Er ließ sich mit gesenktem Kopf in einen Sessel fallen. Wolfsmilch ist tödlich, wurde ihm bewusst, und sie kommt aus Afrika.
»Wenn Rachel und Markus ein Liebespaar sind, warum sollte er ihr etwas so Tödliches schenken?« Aurora schüttelte ihren Kopf und beantwortete sich ihre Frage selbst: »Nein, Helena hat es ihr gegeben, denke ich.«
Sein Kopf schnellte hoch. »Um Rachel zu vergiften? Warum? Aus Eifersucht?«
Aurora erzählte ihnen von dem Abtreibungsmittel, das Rachel Helena gegeben hatte und von dem Helena trotz aller Warnungen zu viel auf einmal genommen hatte. Das hatte sie vermutlich getötet.
»Vielleicht hat Helena ja auch Selbstmord begangen«, schlug Ran vor. »Aus unerwiderter Liebe?«
»Das wäre möglich. Man kann sich nicht in das Ausmaß der Schmerzen eines anderen hineinversetzen. Sie war in anderen Umständen und muss erkannt haben, dass sie Markus’ Herz an Rachel verloren und darüber hinaus hiermit keinen Erfolg hatte«, sie wies auf das Glasfläschchen in ihrer Hand, »da ist es gut möglich, dass sie ihren Tod herbeigesehnt hat.«
Aurora konnte solche Gedanken zwar niemals nachvollziehen, sie zog jedoch diese Möglichkeit in Betracht.
»Aber Helena war doch bereits tot, als der Löwe über sie herfiel, und irgendetwas oder irgendjemand muss ihn provoziert haben, anzugreifen.«
»Um ihren Tod wie einen Mord aussehen zu lassen.«
»Vielleicht, um jemand anderen damit zu belasten.«
»Rachel oder Markus?«
Ran zuckte mit den Schultern; er war zu müde, um weiter darüber nachdenken zu können. »Sie waren der Fluch ihres Schicksals.« Er drehte das Fläschchen in seiner Hand. »Du hast es in deinem Glas gesehen, nicht wahr?« Das war eine Feststellung, ohne den geringsten Zweifel.
»Sie hat das Gift durch ihre Haut aufgenommen, vielleicht jeden Morgen in ihrem Badewasser, dann nochmals zur Abendzeit, wenn sie abgekühlt wurde, als das Fieber stieg.« Es ärgerte Aurora, dass sie das Gift nicht gespürt hatte, bevor es in Sayiddas Körper eingetreten war. »Nun, da kein weiteres mehr hinzukommen wird, können wir es sie vielleicht ausschwitzen lassen und mit einem Blutreiniger …« Ihre Worte verloren sich und er schaute auf; Hoffnung lag auf seinem schönen Gesicht. Aurora wusste, was vonnöten war und – ganz plötzlich – auch er.
Ran stand auf und griff so fest nach der Flasche, dass der Verschluss einen Sprung bekam. »Ich werde ein Bad für dich herrichten lassen, Liebes.« Er schaute ihr tief in die Augen. »Bereite du deinen Altar vor.«
Er wohnte dem Ritual nicht bei, sondern hielt sich draußen vor dem Gemach auf; er konnte jedoch den ihm inzwischen bekannten Sprechgesang zur Beschwörung hören: alte Worte, mit denen die Mächte der Erde und des Geistes angerufen wurden. Und in diesem flüchtigen Moment, wie kurz auch immer er war, glaubte Ransom Montegomery an das, was nicht erklärt werden konnte.
34
Aurora schlüpfte in das Gemach. »Ransom?«, flüsterte sie in der Annahme, dass er schlief. Nachdem sie keine Antwort erhielt, suchte sie die Dunkelheit ab und fand ihn auf dem Balkon, den Rücken gegen den offenen Türrahmen gelehnt. Das blau-graue Licht der Mitternacht hüllte seinen mächtigen Körper in gespenstische Schatten. Auroras Blut geriet in Wallung, und eine ursprüngliche Hitze fuhr durch ihren Körper.
Er war nackt bis auf ein Badetuch, das er sich um seine Hüften gewickelt hatte.
Sie studierte sein Gesicht oder das, was sie in den Schatten davon erkennen konnte. Sein Blick verweilte auf dem Meer, und sie spürte schmerzvoll eine Sehnsucht in ihm.
Ran musste ihren tiefen Atemzug
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