Heiße Sonne der Verführung
Gesicht. Sie redete, als hätte sie ihn erwartet, obwohl er wusste, dass niemand seine Pläne kannte. Diesen Gedanken sofort wieder verwerfend bückte er sich und brach schnell die Fessel an ihrem Fuß auf. »Ihr wart Euch also sicher, dass Hilfe und nicht der Vollstrecker eintreffen würde?«
»O ja«, sagte sie, und er fragte sich, ob er sich das Lachen in ihrer Stimme nur einbildete.
Ein Dutzend Fragen schwirrten durch seinen Kopf; es gab jedoch keine Zeit, um Antworten zu bitten. Ran nannte sich selbst einen Dummkopf, dass er sich überhaupt erst in die Nähe des jungen Mädchens begeben hatte. Die Tatsache, dass sie sich weder vor Erschöpfung und Angst zusammenkauerte noch Erleichterung zeigte, war etwas, das er nicht so schnell verarbeiten konnte.
Mit ihren kleinen Zehen Halt suchend, stellte sie einen Fuß auf seinen angewinkelten Oberschenkel. Ran umfasste instinktiv ihre Taille, als er das andere Fußgelenk befreite. Er ließ seine Finger spielen, massierte ihre geschundene Haut. Sein Blut rauschte. Warum stank sie nicht, wie ihr Gefängnis es tat? Angesichts der Trockenheit des Mörtels musste sie schätzungsweise mindestens vier Tage hier gewesen sein, dachte er. Er richtete sich auf und ließ sie herunter. Ihre Beine sackten zusammen, sie fiel gegen ihn. Halt suchend griff sie nach seinen Armen. Warme, weiche Hügel pressten sich an seinen Körper.
Er wünschte, ihr Gesicht sehen zu können.
Das Geklapper von Schwertern und die Explosion von Geschützfeuer erstickten seine Wünsche im Keim. Ohne einen Moment zu zögern, warf er sie über seine Schulter, ihr blieb die Luft weg.
»Entschuldigt vielmals, Sir, aber das ist eine äußerst würdelose Befreiung!«, keuchte sie.
»Ich könnte Euch einige andere Befreiungsmöglichkeiten zeigen, die mir eine ganze Menge mehr Vergnügen bereiten, das garantiere ich Euch!« Seine breite Hand lag auf der Rückseite ihrer Oberschenkel. Einen Herzschlag lang herrschte Stille, dann sagte sie: »Jetzt fangt Ihr aber an zu prahlen, was?«
Ran lachte leise in sich hinein. Er mochte die Art und Weise, wie ihre Stimme sich herausfordernd am Ende eines Satzes hob, er konnte fast spüren, wie sie hinter seinem Rücken lächelte.
»Hütet Eure Zunge, Mädchen.« Seine Fingerspitzen streiften höher und neckten die empfindliche Rundung ihres Gesäßes, während er auf die Tür zusteuerte. »Ich kann Euch noch immer zurücklassen.«
»Ach wo, nachdem Ihr all diese Türen aufgebrochen habt?«, entgegnete sie und griff nach seinem Ledergürtel, um ihr Gleichgewicht zu halten. »Das wäre eine ganz schöne Vergeudung.« Sie zerrte heftig an dem Leder. »Stopp!« Er gehorchte. »Ich darf meinen Beutel nicht zurücklassen!«
Ran verfluchte im Stillen die Frauen und ihre Gier, was unnötigen Zierrat anging. Trotzdem bückte er sich, damit sie die lederne Tasche aufheben konnte.
»Meinen Dank. Zum Glück wollten sie weder etwas von mir noch von meinen Sachen.« Ihr kaum hörbares Lachen verriet heimliche Befriedigung, als er sie aus ihrem Gefängnis trug. »Wartet!«
»Keinen Moment länger, wenn wir weiter zögern, werden wir uns zu Gast an diesem Ort wiederfinden.« Die Tatsache, dass seine Männer gezwungen waren, ihre Pistolen zu benutzen, machte eine Flucht immer unwahrscheinlicher.
»Aber Ihr habt einen Stein verloren.« Er hielt an und blickte finster auf ihr rundliches Hinterteil. »Aus Eurem Schwertheft, einen roten Stein. Er befindet sich dicht neben Eurem linken Fuß!« Im schwachen Licht der Fackel bückte Ran sich und tastete den Boden ab. Er kam sich wie ein Idiot vor, ihr zu glauben, bis seine Finger den polierten Edelstein fühlen konnten. Ran ließ den Edelstein in seine Tasche fallen, während er ohne ein Wort des Dankes weiterhastete.
»Ihr müsst Shokai retten.«
»Wer soll das sein?«
»Mein Beschützer natürlich.«
»Natürlich«, äffte Ran sie nach, seinen Blick auf den Kampfplatz hinter der zerbrochenen Tür gerichtet. »Entlohnt ihn nur ordentlich für seine Dienste, Mädchen. Er hat gute Arbeit für Euch geleistet.«
»Oh, lasst Euch nicht durch den äußeren Schein trügen, Sir«, entgegnete sie mit geheimnisvoller Stimme. Irgendetwas verhedderte sich zwischen Rans Beinen, und ihr Schmerzensschrei kam gleichzeitig mit seinem wenig anmutigen Stolpern. »Lasst meine Haare los!«
Freches Frauenzimmer, dachte er, als sie den seidigen Strang über seine Schulter nach oben warf und sein Gesicht traf. »Hört auf mit Eurem Gequatsche, oder ich
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