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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schnellste.
    Der TKKG-Häuptling und Klößchen
standen auf der Straße vor dem Sauerlich’schen Grundstück und warteten auf
Kommissar Glockner.
    Klößchens Vater blieb im Haus.
Er konnte ohnehin wenig beisteuern zu der Suche nach Gaby, war aber voller
Mitgefühl und so betroffen, daß es ihm den Appetit verschlug. Hermann Sauerlich
mochte nicht mehr zu Abend essen, Amalie verzweifelte.
    „Und du bist dir ganz sicher?“
fragte Klößchen.
    Tim nickte. „Es ist eine
besondere Heiserkeit, die dieser Mistkerl in der Stimme hat. Italienisch
gefärbt. Verstehst du? Nicht wie bei unsereins, wenn wir einen Frosch im Hals
haben.“
    „Einen... was? Ach so, du
meinst Erkältung.“
    Tim hob den Kopf und blickte
die Straße entlang.
    Glockners weißer BMW nahte,
ohne Blaulicht-Sockel auf dem Dach, aber — so erschien es Tim — deutlich schneller
als es hier im Stadtgebiet erlaubt ist.
    Gabys Vater wirkte ruhig,
gesammelt, doch die Furchen um Augen und Mund gruben sich tiefer ein als sonst
in seinem markanten Gesicht.
    Die Jungs begrüßten ihn. Er
nahm sein Jackett vom Rücksitz. Hermann Sauerlich hatte den Wagen gehört und
wartete am Eingang.
    Seit die TKKG-Bande sich
zusammengeschlossen hatte, kannten sich auch die Eltern der vier. Ein
freundschaftliches Verhältnis war entstanden, gewissermaßen eine
Notgemeinschaft gestreßter Eltern, deren Nachwuchs für jede Aufregung gut ist.
Glockner und Sauerlich duzten sich inzwischen — die Verbrüderung hatte
stattgefunden bei einer Garten-Party mit Unmengen Bratwurst und Bier.
    „Komm erst mal rein, Emil“,
meinte Sauerlich.
    In der Eingangshalle war es
angenehm kühl.
    Glockner wandte sich an Tim.
„Du meinst also, du bist dem Mann schon begegnet.“
    „Nicht nur ich .Willi war
dabei. Auch Karl sollte mitkommen. Aber er blieb dann draußen bei den Rädern.
Das ganze spielte sich ab, zwei Häuser entfernt von hier. Bei Baron Hugo von
Plätschlweiher, dem übernächsten Nachbarn von Sauerlichs. Der Fremde hatte eine
Narbe im Gesicht. Wir sind rübergegangen, weil... Aber den Grund können Sie
deutlicher erklären, Herr Sauerlich“, wandte Tim sich an Klößchens Vater.
    Der Schokoladenfabrikant
nickte.
    „Die Plätschlweihers“, sagte
er, „haben das Haus voriges Jahr gekauft. Angenehme Leute, soweit ich das
beurteilen kann aufgrund nachbarlicher Beobachtung. Er heißt Hugo, wird Ende
fünfzig sein, lebt von seinem Vermögen und scheint sich meistens zu langweilen.
Kein Wunder! Der Mensch braucht eine Aufgabe, und Plätschl hat keine mehr. Er
ist, glaube ich, gelernter Betriebswirt, hat aber den Beruf nie ausgeübt.
Emely, seine Frau, ist eine geborene Käsebrink. Ich vermute, sie heißt Emma.
Aber Emely klingt wohl feiner. Sie ist gut 20 Jahre jünger als Plätschl und
ziemlich überkandidelt. Es nervt, wenn man sich eine halbe Stünde mit ihr
unterhält und dabei nicht einmal zu Wort kommt. Die Plätschls — den Weiher
lassen wir weg, wenn wir von ihnen reden unter uns — haben wie wir ein
Ferienhaus in Lugano. Über das Thema — und weil wir sie dort aufsuchen sollen —
kommen wir immer wieder ins Gespräch. Momentan hat Plätschl ein Bein im Gips.
Ist nachts in den leeren Swimmingpool gefallen, vermutlich betrunken. Emely ist
in Lugano. Hugo kann nicht reisen. Als er hörte, daß wir hin wollen, bat er
mich, etwas für seine Frau mitzunehmen. Ein Paket mit persönlichen Sachen. Das
Paket haben die Jungs gestern abgeholt bei ihm. Es liegt schon im Wagen, denn
Sonntag wollen wir ja... Mehr weiß ich auch nicht. Den besagten Mann mit der
heiseren Stimme sind Tim und Willi begegnet.“
    „Leibhaftig“, nickte Klößchen,
„sind wir da einem Typ begegnet. Aber ich könnte ihn nicht beschreiben. Ich
hatte mich nämlich an Schokolade verschluckt und wegen des Hustenanfalls nur
Tränen in den Augen.“
    Glockner wandte sich Tim zu.
„Wenn du seine Stimme erkennst, müßte eigentlich auch er dich erkennen.“
    Der TKKG-Häuptling schüttelte
den Kopf. „Solange der da war, habe ich keine drei Worte gesagt. Nur: Guten
Tag, Herr Plätschlweiher. Na gut, das sind vier Worte. Der Baron und
Narbengesicht redeten. Die Situation war so: Wir klingelten am Eingang. Nichts.
Ich hörte Stimmen aus dem Garten hinten. Also sind Willi und ich hingezockt.
Der Baron und Narbengesicht standen am Swimmingpool. Als wir näherkamen, hörte
ich, worüber sie redeten: über Gartenarchitektur. Der Narbige sülzte was von
Palmen, Steinquadern, Erdschichten, winterfesten Koniferen

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