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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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konnte man in den park-großen
Garten sehen, wo ein Blumenmeer sich gegen den Golfrasen abgrenzte. Weiter
hinten durfte die Natur wild wuchern: ein Hort für Vögel, Igel, Insekten und
Schmetterlinge. Klößchen nannte das ,unseren Dschungel 1 . Und
behauptete, ohne Survival (Überlebens )-Ausrüstung könne man sich dorthin
nicht wagen.
    Noch herrschte Stille im Raum.
Aber die Gedanken knisterten.
    Auch Karl war inzwischen
eingetroffen, saß neben Klößchen auf der Lederbank und hatte sich alle Infos
einverleibt.
    Herr Sauerlich entspannte sich
mit einer Zigarre zum Cognac. Gabys Vater blieb beim Mineralwasser. Klößchen
kaute Schokolade — wie konnte es anders sein.
    „In Gedanken durchlaufe ich schon
zum fünftenmal die Straßen“, sagte Tim: „Gabys übliche Route, wenn sie von dort
heim radelt. Eventuelle Nebenwege. Zum Henker, ich kenne mich aus. Aber es
funkt an keiner Straßenecke, an keinem Geschäft, an keinem Gebäude. Wo könnte
es gewesen sein? Wo hat Gaby was bemerkt — im Vorbeifahren? Sie würde doch —
wenn sie Einbrecher beobachtet — das Vernünftige tun, nämlich im Präsidium
anrufen. Sie würde den Typen keine Chance geben, sie in ihre Gewalt zu bringen.
Und doch ist es passiert. Falls der Narbige die Wahrheit sagt.“
    Glockner hatte mit seiner Frau
telefoniert, als die drei von Plätschlweiher zurückkamen. Was Neues zu Hause?
Nichts. Kein Anruf, kein Lebenszeichen von Gaby.
    „Ich sehe die Situation
anders“, sagte Karl. „Gaby hat sich in einer Situation befunden, daß sie nicht
mehr weg konnte.“
    „Das ist mir auch klar“,
knurrte Tim. „Aber wo auf dem Weg ist diese Situation räumlich gegeben. Gaby
streunt doch nicht über Hinterhöfe. Könnte sie jemanden besucht haben? Mir
fällt niemand ein.“
    Seine Freunde nickten.
Tatsächlich hatte Gaby keine Bekannten in dieser innenstädtischen
Geschäftsgegend.
    „Was kommt in Frage?“ Tim
dachte laut. „Wobei ist Gaby Zeuge geworden? Einbruch? Raubüberfall?
Körperverletzung? Kidnapping? Was paßt zu unserem Narbengesicht?“
    „Ich hätte gedacht, der ist
Kellner“, sagte Klößchen. „Soweit ich das sehen konnte mit meinen tränenden
Augen.“
    Tim blickte Glockner an. Wußte
er Rat? Gabys Vater hatte die Polizei-Zentrale angerufen und Informationen
eingeholt über die Vorkommnisse in der Innenstadt während der letzten zwei
Stunden.
    „Außer einigen
Verkehrsunfällen“, sagte er, „ist nichts bekannt. Die scheiden aus, denn da
gibt’s keine Unklarheit hinsichtlich der Verursacher.“
    „Irgendwas“, sagte Tim, „hat
Gaby bewogen, nicht sofort nach Hause zu fahren, sondern einen anderen Weg zu
nehmen. Sie geriet dann in eine Situation, von der wir nur das Ergebnis kennen.
Rätselhaft!“
    „Unsere Überlegungen führen zu
nichts“, meinte Glockner. „Ich veranlasse in der Zentrale, daß nach Gaby
gesucht wird. Leider verspreche ich mir auch davon nicht viel.“
    Er verabschiedete sich von
Hermann Sauerlich. Die Jungs gingen mit bis zum Wagen.
    „Schlafen“, sagte Tim, „kann
ich heute nacht sowieso nicht. Also werde ich mich in der Innenstadt
rumtreiben. Vielleicht fällt mir was auf, dann melde ich mich sofort.“
    „Ich bin dabei“, sagte Karl.
„Vier Augen sehen mehr.“
    „Und noch mehr sehen sechs“,
meinte Klößchen. „Da ich heute keinen Hustenanfall habe, tränen sie auch
nicht.“

9. Die Vorkommnisse vom 15.
Revier
     
    Eine laue Nacht,
gewitterschwül. Der Himmel hatte sich bedeckt. Kein Mond, keine Sterne, statt
dessen klebrige Luft. Die schädlichen Ozon-Werte — hieß es in den
Abendnachrichten — hätten eine Spitze erreicht. Alte Menschen und Kranke — erging
die Warnung — sollten absehen von körperlicher Anstrengung im Freien.
    Und tatsächlich: Nicht ein
einziger Jogger war unterwegs, jedenfalls nicht in den Fußgänger-Zonen der
Innenstadt.
    Tim kam sich vor wie blöd. Seit
Stunden kurvte er — mit seinen Freunden im Windschatten — durch das Zentrum der
Stadt. Mal kleinere Kreise, mal größere. Mit offenen Ohren und scharfäugigem
Blick. Straßen, Gassen, Plätze, Unterführungen, zweimal auch bis hinunter zum
Fluß. Es war sinnlos.
    Klößchen schwitzte. Karl mußte
immer wieder seine Brille polieren. Tim knirschte mit den Zähnen.
    Wo, dachte er, ist Gaby? Wo?
Was machen die mit ihr? Dreckskerle, verdammte! Sich ein Mädchen als Geisel zu
nehmen — oder wozu auch immer! Ist doch das letzte!
    Die Uhr vom Turm der
Johannes-Kirche schlug Mitternacht.
    Tim hielt an der

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