Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sofort.
    Diese milde, keineswegs
schüchterne Schärfe. Das konnte nur Florentine sein, Florentine Paccalone.
    „Emely“, sagte sie, „erschrick
nicht, daß wir dich überfallen. Ich halte das für erforderlich. Weil du mir
heute früh nicht geglaubt hast. Wir sind alle gekommen, um zu bezeugen und dir
zu schwören: Es ist die reine Wahrheit, was ich dir sagte. Laß uns rein, ja?“
    „Wie? Was?“ fragte Emely.
„Himmel, wie sehe ich aus. Bin ja nicht mal geschminkt.“
    „Für uns bist du schön genug“,
sagte eine heisere Männerstimme.
    Narbengesicht! dachte Tim.
    Er sah Gaby an, die neben ihm
saß.
    Ihre Lippen zitterten. Auch sie
hatte den Gangster erkannt.
    Beruhigend berührte Tim ihren
Arm.
    „Ich habe Besuch“, sagte Emely.
„Aber die wollen gerade gehen. Kommt rein.“
    Sie ging voran. Dann folgten
die andern: Florentine, Narbengesicht Ricardo Paccalone und Pauline Angermann.
    Die Wirkung war unbeschreiblich
— jedenfalls bei Narbengesicht und seiner Schwiegeroma.
    Paccalone versteinerte. Sein
schwerer Kiefer sank herab. Ein fassungsloser Blick blieb auf Gaby gerichtet.
    Oma Pauline erbleichte so weiß,
daß Tim ernstlich besorgt wurde.
    Gleich, dachte er, wird sie
ohnmächtig.
    Aber er hatte ihre Zähigkeit
unterschätzt. Schon lächelte die Oma wieder — so falsch wie der Inhalt ihrer
ersten 18 Alarmmeldungen beim 15. Polizeirevier.
    Auch Florentine dämmerte was.
Bemerkte sie doch, wie sich ihre Begleiter benahmen.
    „Hallo!“ sagte Tim. „Na,
Signore Paccalone! Wieder im Lande? Das waren anstrengende Tage in Deutschland,
wie? Aber wenigstens dort hat alles geklappt. 150 Schließfächer - in der kurzen
Zeit. Meisterlich! Auch wenn man zu dritt ist. Und dann noch diese dumme
Störung durch meine Freundin. Doch das hält einen richtigen Gangster nicht auf.
Und Schwiegeroma Pauline immer dabei. Immer rüstig, immer forsch! Eine feine
Familie!“
    „Du!“ brüllte Paccalone. „Du...
ihr... habt uns beraubt. Betäubt und...“

    Seine Stimme überschlug sich.
Die Sicherungen brannten durch. Wutblut füllte den Schädel zum Platzen. In den
Mundwinkeln schäumte Spucke wie Cappuccino (Kaffee-Art).
    Mit einem Gorillaschrei warf
Paccalone sich auf Tim.
    Der hätte ausweichen könnten —
leicht, doch dann wäre der Rasende auf Gaby gelandet.
    Also schnellte Tim vor und
empfing den Verbrecher mit einem Taifun von Prankenhieben, Kettenfaustschlägen
und Ellbogenstößen — wie der gefährlichste Kung Fu-Meister aller Zeiten.
    Paccalone wurde zu Boden
geschlagen. Noch ein Kick — und der Kampf war nach acht Sekunden beendet.
    „Er wollte es nicht anders“,
sagte Tim entschuldigend und rieb sich die Knöchel. „Gaby, ruf die polizia an.
Mach dich irgendwie verständlich. Bestimmt kann einer Schweizerdeutsch. Der
soll mitkommen. Denn wir müssen eine Menge erklären. Zum Beispiel auch, daß die
drei im Auftrag der Plätschlweihers handelten — als der Familienschmuck
geraubt, aber nicht an den Brüsseler Hehler verscherbelt wurde. Nein, diese
vornehmen Herrschaften wollen nur die Versicherungssumme einheimsen. Und den Schmuck
selbstverständlich behalten.“ Er blickte in die fahlen Gesichter. „Ja, da
staunen die Damen. Ein so schlauer Plan — aber wir haben alles durchschaut.“

24. Von Tisch zu Tisch
     
    Ein heißer Tag ging zu Ende.
    Über der Terrasse des
Gourmet-Restaurants OASIS spannte sich eine weiße Markise — groß wie 110
Bettücher.
    Jedenfalls schätzte Klößchen
das und teilte es gedämpft seinen Freunden mit, als die TKKG-Bande um 20.30 Uhr
durchs Glasportal eintrat.
    Ein Pianist am Klavier spielte
schmalzige Tischmusik. Die Dämmerung über dem See brach noch nicht an, aber die
Sonne war untergegangen — das Licht gedämpft. Silbriger Dunst stieg aus dem
Wasser.
    Schnieke sehen wir aus, dachte
Tim. Und Gaby — eine Augenweide!
    Sie trug ein hellblaues Kleid
mit etlichen Verzierungen. Ins offene Haar hatte sie sich eine weiße Blüte
gesteckt.
    Viele Tische. Die meisten
besetzt. Eleganz. Geschäftige Kellner. Der mit den Platzreservierungen hatte
Tim am Telefon falsch eingeschätzt — und ihm einen der guten Tische gegeben: an
der Balustrade, also direkt am See.
    Jetzt sah der Herr der Tische
zwar, welches Junggemüse da kam. Zu spät! Ein Lernkellner, kaum älter als seine
Gäste, schob für Gaby den Stuhl zurecht. Klößchen, der sofort saß, griff
bereits nach der Speisekarte.
    „Toller Platz!“ meinte Karl und
blickte auf den See.
    In der kleinen Marina

Weitere Kostenlose Bücher