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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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großzügiger zu sein.“
    „Zwingen? Wie denn?“
    „Stell dir vor, wir würden
Paccalone anrufen und ihm sagen, in wessen Auftrag er letzte Nacht betäubt und
ausgeraubt wurde.“
    Oswald pfiff durch die Zähne.
„Diese Italiener sind hitzig und rachsüchtig. Der bringt Neflet um.“
    „Meine ich doch.“
    „Hm. Andererseits — wir sollten
nichts überstürzen. Vergiß nicht, wie viele Aufträge wir für ihn schon erledigt
haben. Meistens sind wir gut dabei gefahren. Erst in letzter Zeit wird er
knickrig. Wir müssen ihm mal vor Augen halten: Dieter Blunschli und Oswald
Fregger leisten hervorragende Arbeit. Und tragen das Risiko ganz allein.
Deshalb wird in Zukunft hälftig geteilt.“
    „Richtig! Das sagen wir ihm. Am
besten beim Essen heute abend. Hast du im ,Oasis’ den Tisch schon bestellt?“
     

     
    Oswald Fregger fluchte.
„Vergessen. Mache ich aber noch. Für halb neun, wie? Da senkt sich Dämmerung
auf den See, und der Wein schmeckt besonders gut.“
    Der Zappler stand auf, sockte
zum Geländer und spuckte in die Macchia hinunter.
    Als er sich umdrehte, kam Tim
hinter der Kapelle hervor, mit staunender Miene, den Blick in die Ferne gerichtet.
    Ohne die Ganoven zu beachten,
umrundete er das Plateau und eilte zu seinen Freunden zurück.

22. Erkenntnisse
     
    Ungeheuerlich! Abgründe taten
sich auf. Dieses Verbrechen lief über mehrere Stationen. Einer betrog den
andern.
    Tim und seine Freunde waren
noch immer mit Empörung und Staunen beschäftigt, beendeten trotzdem ganz rasch
ihren Gipfelbesuch und fuhren mit der nächsten Bahn hinunter.
    „Das Trio“, sagte Tim. „Jetzt
wissen wir, wer die Schließfach-Knacker sind. Und der mit dem Kopfverband — das
war vermutlich Ricardo Paccalone, der Boss. Narbengesicht! Der Typ, der sich
bei Plätschl als Gärtner ausgab. Florentines Gespons. O wei! damit wird auch
klar, welche Rolle Pauline Angermann spielt. Die Oma ist Komplizin. Was hat Narbengesicht
dir erzählt, Gaby, vorgestern abend in der Bank? Er sei oben bei Pauline
gewesen, habe ihr das Portemonnaie gebracht und gefragt wie ein freundlicher
Nachbar, ob alles okay sei. Weil er feststellen wollte, angeblich: Hat sie was
gehört von der Explosion? Sie, seine Schwiegeroma, hat, und das wußte er
natürlich, denn die Sache war ja abgesprochen. Und sie hat’s auch gemeldet.
Aber niemand kam, wie wir wissen. Weil der arme Knotinger wußte: Pauline
Angermann spinnt. Von wegen! Raffiniert ist sie, durchtrieben, verbrecherisch.
Diese 18 Anrufe vorher — die waren nicht von ungefähr. Da hat Narbengesicht dir
einen schönen Bären aufgebunden.“
    „Ich schaudere“, sagte Gaby.
„Man denkt immer, alle Omas und Opas sind gut.“
    „Auch Kriminelle kommen in die
Jahre“, meinte Karl, „dann sind sie alt und vielleicht müde, aber noch lange
nicht geläutert. Ganoven gibt’s in allen Jahrgängen.“
    Klößchen hatte sich die Haare
wieder nach hinten gestriegelt. „Wenn ich dich richtig verstanden habe, Tim,
sind Blunschli und Fregger im Besitz der gesamten Beute, einschließlich des
Plätschl-Schmucks. Hah! Habe ich doch richtig gesehen. Es war das
Daumen-Armband. Die beiden kamen also gerade von ihrem Überfall zurück.“
    „Betäubungsgas“, erinnerte sich
Tim. „Ich hab’s sogar gerochen. Du dann auch, Willi. Wir wußten nur nicht, was
es war. Demnach geschah die Betäubungsaktion in unserem Wagen, vielleicht sogar
nebenan.“
    „Halten wir mal fest“, sagte
Gaby, „mit wem wir’s zu tun haben. Bei so vielen Ganoven geht sonst der
Überblick verloren. Zu Paccalone und seinen beiden Komplizen gehören also
Florentine und Pauline — zumindest als Mitwisser. Beraubt wurden sie wiederum
von Blunschli und Fregger, deren Auftraggeber ein Hehler aus Brüssel ist, der
heute im Eden übernachtet und Jean-Claude Neflet heißt. Vermutlich übernimmt er
von Blunschli und Fregger die Beute.“
    „Abzüglich des Drittels“,
nickte Tim, „mit dem die beiden bezahlt werden.“
    „Und dieser Neflet kommt heute
abend erst an?“
    „So wurde gesagt.“
    „Und die werden speisen im
,Oasis’?“
    Tim bestätigte das und fügte
hinzu: „Aber nicht ohne uns. Wir werden dicht dabei sein. Natürlich als Gäste.
Wenn wir unsere Franken zusammenschmeißen, müßte es reichen. Denn jetzt gilt
vor allem: den Plätschl-Schmuck retten. Vielleicht haben ihn die beiden Räuber
in den Hotelsafe gegeben. Oder im Zimmer versteckt — was aber leichtsinnig
wäre. Oder im Bahnhofs-Schließfach verwahrt. Wie

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