Heißer Zauber einer Nacht
seinem Teller lag, zu Georgie hinüber. »Du solltest dich glücklich preisen, dass ich bei dieser Sache etwas zu sagen hatte. »Wer weiß, mit wem du jetzt sonst verlobt wärst.«
»Ein Verräter?« Sie blickte auf die Schlagzeile und sah nur zu deutlich, dass ihr Onkef Recht hatte. Verrat . Ihr Vormund war des Verrats für schuldig befunden worden. Andere Worte des langen detaillierten Artikels sprangen sie förmlich an.
Unehrenhaft. Feige. Erschreckend.
Was hatte sich ihr Vater dabei gedacht, die Vormundschaft über seine Kinder einem solchen Mann zu überlassen?
Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Georgie, dass ihr Onkel der wirkliche Vormund war. Und so sehr es sie auch verblüffte, es zuzugeben, sie brauchte seine Hilfe.
Unbedingt.
Sie würde ihn sogar pflegen, wenn es sein musste, denn die Aussicht, dass ein alter, übel riechender Mann sie in ihr Bett nahm, war zu schlimm.
»Onkel, du hast mir Zeit zur Vorbereitung auf eine Ehe versprochen«, sagte sie und schob die Karaffe mit dem Wein ein wenig näher, als versuche sie, ihn zu bestechen. »Lass sie mich haben, damit ich wenigstens versuchen kann, ein besseres Angebot zu bekommen. Es bleiben nur drei Monate Zeit.«
»Vorbereitungszeit? Für dich?« Onkel Phineas schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Das ist weggeworfenes
Geld. Bei deiner Schwester würde es sich vielleicht lohnen, denn sie könnte mit etwas Hilfe deiner Tante Verena ein feines Vermögen einbringen. Aber du? Kaum.« Er lachte, und seine Heiterkeit tat ihr weh, auch wenn seine Worte ein gewisses Maß an Wahrheit enthielten.
Mit ihren einundzwanzig Jahren war sie ein wenig zu alt, um sich auf den Heiratsmarkt zu wagen, und sie musste zugeben, dass sie nicht der zarten und kultivierten jungen Frau entsprach, die von den Männern der feinen Gesellschaft bevorzugt wurde.
Sie war zu groß und hatte eine zu rundliche Figur, und sie war viel zu eigensinnig, um Gespräche auf so unverfängliche Themen wie zum Beispiel das Wetter, die Mode oder ihr Lieblingseis zu beschränken. Sie interessierte sich für italienische Kunst und Neuerungen in der Navigation.
Dennoch konnte es nicht schaden, es zu versuchen. Es musste dort draußen irgendeinen Mann geben, der sie ihrem Onkel aus den Händen nehmen würde. Sie verdrängte den Rest ihres Stolzes und verlegte sich aufs Bitten.
»Sicherlich, Onkel, kannst du mir Bedenkzeit geben, und wenn du es nicht für mich tust, dann aus Respekt vor der Erinnerung an meinen Vater.«
In dem Moment, in dem die Worte heraus waren, wurde ihr klar, dass sie zu weit gegangen war, denn Onkel Phineas' Gesicht nahm einen Farbton an, der fast so rot wie der Wein in der Karaffe war.
»Bedenkzeit? Ich habe für dich einen Ehemann gefunden, der zwanzigtausend pro Jahr wert ist, und du undankbares Kind willst die Chance nicht nutzen? Wie kannst du es darüber hinaus wagen, dich auf die Erinnerung an deinen Vater zu berufen, als wäre er ein Heiliger gewesen? Er hat seine Wahl getroffen, als er deine Mutter zur Frau nahm. Französischer Abschaum, das war sie. Und hat er auf seine Familie oder Freunde gehört? Nein! Nun, er hat seine Lektion auf die harte Tour gelernt, als sie ihn ermordete, und ich werde nicht zulassen, dass dieser Familie durch ein gebrochenes Eheversprechen oder irgendeinen ebenso schlimmen Skandal wieder Schande bereitet wird.« Er neigte sich über den Tisch und drohte ihr mit dem Finger. »Hör mir genau zu, Mädchen, denk nicht mal daran, ein weiteres Wort über diese Sache zu verlieren. Du wirst Harris heiraten, und du kannst zufrieden mit dem Handel sein.« Der Finger, mit dem er ihr gedroht hatte, wies jetzt zur Tür.
Einen Moment erwog Georgie all die Dinge, die sie sagen konnte, alle Argumente, die sie anbringen konnte, doch sie wusste, dass es nutzlos war.
Ihr blieb nur eines: die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Als die Tür des Esszimmers zuknallte, schüttelte Verena den Kopf und seufzte klagend. »Welch eine Last Kinder sind. Ich bin froh, dass wir nie welche gehabt haben!« Sie nippte an ihrem Wein, den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet, wo Georgiana gestanden und während ihres zuvor angenehmen Abendessens solch eine schreckliche Szene gemacht hatte.
Das Mädchen war nichts als ein unbändiger Wildfang - es kam wirklich einem Wunder gleich, dass Phineas überhaupt einen Mann für sie gefunden hatte, wenn man ihre schlechten Manieren und die zweifelhafte Abstammung außerdem bedachte.
Zweifelhafte
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