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Heißes Geld

Heißes Geld

Titel: Heißes Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Dritte, mußte ich mich mit dem Gedanken abfinden, daß er nicht mehr am Leben ist.
    Trotzdem habe ich bis in die letzte Zeit hinein nichts unversucht gelassen, um das Schicksal meines Mannes aufzuhellen: Ich habe mich an den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes gewandt und an die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (siehe Anlagen). Ich habe auch alle privaten Quellen ausgeschöpft, die mir zugänglich waren, habe mich insbesondere an die Schlesische Landsmannschaft gewandt, die mir keinerlei Hinweis geben konnte. Nach 17 Jahren vergeblichen Wartens und Suchens gelangte ich zu der bitteren Erkenntnis, daß mein Mann tatsächlich umgekommen ist.
    Wir haben – nur durch den Krieg über längere Abschnitte getrennt – in einer sehr harmonischen Ehe gelebt. Unser einziger Sohn ist in den letzten Tagen des Krieges gefallen. Es gibt auch keinerlei Grund zu der Annahme, daß mein Mann sich bei mir nicht unverzüglich melden würde, so er das noch könnte. Die Richtigkeit der vorstehenden Angaben versichere ich – soweit sie nicht durch Urkunden belegt sind – nach entsprechender Belehrung an Eidesstatt. Insbesondere versichere ich, daß ich nicht im Besitz von Unterlagen bin, denen entnommen werden könnte, daß der Tod des Verschollenen zweifelhaft ist.
    Hannelore Linsenbusch.«
    Dr. Kleinwacht wechselte wiederum die Brille:
    »Ihr Mann wurde schon vor dem 1. Juli 48 vermisst«, stellte er fest: »Damit ist die Voraussetzung nach Artikel 2 § 1 erfüllt.«
    Er sah Frau Linsenbusch an. »Es tut mir leid, aber so ein Verfahren ist eine langwierige Sache und mutet den Angehörigen allerhand zu. Hat man Ihnen denn nicht gesagt, daß Sie mindestens mit sechs bis sieben Monaten Wartezeit …«
    »Ja«, entgegnete die Witwe im Wartestand und Braut in spe. »Das hat man mir gesagt.«
    »Sie müssen sich also noch eine Weile gedulden«, erklärte der Richter. Er war noch neu im Amt, und so wirkte er mehr menschlich als dienstlich: »Solche Fälle stellen uns nicht nur vor persönliche, sondern auch vor juristische Probleme. Und der Instanzenweg ist halt manchmal lang. Ihr Antrag wird zur Zeit von der Staatsanwaltschaft geprüft. Wenn sie damit fertig ist, muß das Aufgebot zur Toterklärung zweimal binnen eines Monats im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Das ist nicht nur eine Vorschrift, sondern auch notwendig, um allerletzte Gewissheit zu erlangen. Und daran liegt Ihnen doch sicher auch, Frau Linsenbusch.«
    »Und ob«, erwiderte die Besucherin mit gesenktem Kopf.
    »Wenn sich daraufhin keine Einwände oder neue Erkenntnisse ergeben, wird Ihr Mann sechs Wochen später für tot erklärt. Allerdings, das wäre dann endgültig, verstehen Sie? Er wäre dann tot, selbst wenn er sich noch am Leben befände. Es ist eine seltsame Rechtssituation«, erläuterte Dr. Kleinwacht, als diskutiere er mit einem Studenten. »Nur auf eigenen Antrag hin könnte die Toterklärung aufgehoben werden.« Er lächelte schuldbewusst. »Entschuldigen Sie meine Umständlichkeit. Aber wir Juristen denken nun einmal um sieben Ecken.«
    »Wann würde die richterliche Entscheidung rechtskräftig?«
    »Vier Wochen nach ihrer Verkündigung.« Der Richter überlegte einen Moment. »Ich kann mich ja mal bei der Staatsanwaltschaft erkundigen.« Er griff nach dem Hörer, wartete ein paar Sekunden: »Kleinwacht«, sagte er dann: »Es handelt sich um einen Herrn Horst Linsenbusch, Aktenzeichen A XII RO 221.« Er hielt den Hörer etwas weg, weil der Teilnehmer zu laut sprach. »Nein, ich warte, Herr Kollege.«
    Die Frau mit dem spitzen, hohlwangigen Gesicht spürte, wie die Spannung an ihren Nerven zerrte, aber sie blieb äußerlich ruhig. Nie würde sie vergessen, wie Horst damals aufgetaucht war. Sie hatte in dem kleinen Weiler Berg bei Dorfen gelebt, unter anderem Namen. Die Wirren einer grässlichen Zeit hatten die Idylle nicht beendet, trotzdem überlegte man sich lange, wenn nachts an den Fensterladen des abseits gelegenen Gehöfts geklopft wurde, ob man die Türe öffnen sollte. Erst als sie seine Stimme erkannte, öffnete sie:
    »Horst?« fragte sie, ungläubig und erschrocken.
    »Pst!« erwiderte er. »Leise.« Er sah sich um. »Bist du allein?« fragte er hastig.
    Sie nickte und ließ ihn ins Haus. »Hast du mich gleich gefunden?« fragte sie.
    »Kunststück«, antwortete er geringschätzig. »Ich habe doch alles vorausgesehen und dich rechtzeitig hierher

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