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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Heininger
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ich möchte auf einem Campingplatz übernachten. In Oedheim werde ich fündig.
    Ich empfehle jedem, der mit kleiner Reisekasse seine Pilgerwanderung in Deutschland beginnt, ein leichtes Zelt mitzunehmen. Ist man zu zweit, kann man Plane und Gestänge verteilen. Das geringe Gewicht ist nichts im Vergleich zu der Last, jeden Abend ein gastliches Dach aufzuspüren. Ab Le Puy-en-Velay in Frankreich findet sich meist täglich eine Herberge. Auf den Etappen davor ist dies leider nicht so. Günstige Unterkünfte sind nicht flächendeckend vorhanden.
    Man kann auch irgendwo im Freien seinen Schlafsack ausrollen, doch ist man da unberechenbaren Wettern und Menschen ausgesetzt. Also zelten auf Campingplätzen. Ein Wanderer wird kritisch beobachtet, aber freundlich aufgenommen. Wichtig ist: Hier kann man sich und die Kleidung waschen. Zelten ist nicht umsonst, aber preisgünstig. In Frankreich habe ich manches Mal lieber im Zelt im Herbergsgarten geschlafen, als im muffigen Schlafsaal.
    Ich habe Hunger. Doch der Zeltplatz ist weit entfernt von jeder Einkaufsmöglichkeit. Die Camping-Gaststätte hat geschlossen, Ruhetag. Was tun? Was essen? Auf dem Jakobsweg findet sich immer eine Lösung: Meine Zeltnachbarn fahren mit dem Auto zum Supermarkt und ich darf mit.

Der schwerste Ausrüstungsteil befindet sich nicht im Rucksack

    Von Oedheim ist es nicht weit nach Bad Wimpfen. Zum ersten Mal entdecke ich das Muschelzeichen als Markierung. Für mich heißt es bereits am Vormittag „Feyerabend!“ Einen Schoppen darf ich mir so früh in der gediegenen „Weinstube Feyerabend“ schon gönnen. Als Fremder werde ich gleich erkannt, bestelle ich doch umständlich „Trollinger mit Lemberger“ - die Stammgäste rufen der Bedienung nur knapp zu: „TL!“
    Interessantes ist zu erfahren: Arme Wimpfener stahlen einst einem hohen Herrn die Weihnachtsgänse. Damit ihre Beute nicht entdeckt wurde, schlachteten sie die Tiere, gaben die Knochen vor die Hunde und die Federn in die Kissen. Aus dem Fleisch stellten sie Würste her und hingen die in den Rauch, als gewöhnliche Würste getarnt. So wurden sie nicht entdeckt. Entdeckt hatten aber die Wimpfener eine Köstlichkeit: die Wimpfener Rächt. Die gibt es nur zur Weihnachtszeit, ich aber will nicht bis dahin warten, ich will weiter.
    So nach Kirchhausen, Schwaigern und Stetten. Bei wunderbarem Wanderwetter komme ich rasch voran durch Wies und Feld, Wald und Flur. Die Sonne lacht mir zu. Die Füße schmerzen nicht, das Gewicht ist tragbar. Der schwerste Teil der Ausrüstung befindet sich nicht im Rucksack: die Wanderschuhe. Die müssen gut eingelaufen sein. Auf keinen Fall neuen oder kaum getragenen Schuhen vertrauen. Auch sollte man seine Füße darauf einstimmen, tagelang stramm mit schwerem Gepäck zu marschieren. Ratsam ist es, beim Wandertraining in den Rucksack etwas von Gewicht einzupacken.
    Eine Schuhmarke, von der ein Freund überzeugt ist, muss nicht für einen selbst das richtige Modell sein, der Fuß ist möglicherweise anders geformt. Schuhe zum Wechseln sind aus Gewichtsgründen nicht drin, im Rucksack. Um stets trockene Schuhe zu haben, müsste man zudem mehrere Paare mitschleppen. Für abends und in der Herberge sind ein paar leichte Schuhe oder Sandalen angenehm. Wanderer hoffen, durch Eincremen der Füße mit Hirschtalg Blasen zu verhindern. Einige schwören auf das in Apotheken erhältliche „Rohde“-Produkt. Auch die richtige Strumpf-Wahl beugt der Blasenbildung vor. Wanderer haben die tollsten Empfehlungen. Ich bin gut gegangen mit Socken, die für den linken und rechten Fuß verschieden geformt sind. Sinnvoll ist es, vorher unter Jakobsweg-Bedingung die Strümpfe zu testen. Ohne Schuhe, Socken und Blasen an den Füßen liege ich in Kleingartach zufrieden vor meinem Zelt, betrachte die Sterne. Ja, ich werde die weiteste Wanderung meines Lebens schaffen. Kein Problem. Die Ausrüstung ist gut gewählt, ich bin fit - was kann mir denn noch passieren?

Blanke Matratzen und Kopfkissen mit Bezug - zu den Vornutzern

    Kühler Wind streicht sanft über den Hügel und den stetig voranschreitenden Wanderer, beäugt von kauenden Karnickeln vor Kleingartach. In Ochsenburg will das am Kirchturm angebrachte A & O den Mensch an seine Endlichkeit erinnern.
    Unterwegs nach Sternenfels treffe ich auf ein Pilgerpaar. Jakobsmuscheln baumeln an ihren Tagesrucksäcken. Sie wandern jährlich ein Stück auf dem Jakobsweg in Richtung Spanien. Irgendwann werden sie in Santiago ankommen. Sie hatten

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