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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Heininger
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Himmelsschleusen weiterhin weit geöffnet. So kam ich nur bis Vilaserio, um auch den Weg kurz zu machen.
    In dem kleinen Ort befindet sich gleich links die Dorfkneipe. Schwarzer Tee mit etwas Milch und Rühreier mit etwas Schinken bringen wieder Leben und damit Zuversicht in meinen durchnässten Körper. Hier drinnen lässt es sich gut aushalten!
    So ist es schon Nachmittag, als ich die Herberge suche und finde. Zu meiner Überraschung ist die ehemalige Schule bereits belegt: mit Matratzen, Ex-Gymnastikmatten. Die überaus nette Hospitalera bedauert, es seien alle Matten vergeben. Ich deute auf meine Isomatte - sie freut sich, ich freue mich. Der einzige freie Platz ist unter dem großen Tisch. Ich könne auch auf dem Tisch schlafen, wenn ich dies wolle. Leidvolle Erfahrung verbietet es mir. So richte ich mein Lager unterm Tisch ein. Die Betreuerin meint, sollte es durchs Dach regnen, hätte ich ja noch ein zweites Dach über dem Kopf! Sie freut sich, ich freue mich. Sie drückt mir den Stempel in meinen Pilgerausweis. Was kostet die Übernachtung? Nichts, aber ich könnte etwas spenden. Ich gebe ihr fünf Euro. Das kommt wohl nicht so oft vor, denn sie sieht mich verwundert an. Sie freut sich, ich freue mich.
    Eine heiße Dusche bringt wieder Leben und damit Zuversicht in meinen durchnässten Körper. Hier drinnen lässt es sich gut aushalten! Doch beschirmt gehe ich später zurück in die Kneipe zum Menü. Beim Essen erzählt ein Pilger, er hätte früher das Muschelzeichen anhand der Shell-Muschel erklärt. Eine Jakobsmuschel kannte damals keiner, die konnte sich niemand leisten. Doch heute kenne kaum jemand das Shell-Logo: Tanken sei jetzt teurer als das Muschelessen. Gut gelaunt erreichen wir unseren Schlafraum. Ich verkrieche mich unter den Tisch. Andere Pilger haben ihre nassen Sachen auf diesem Möbelstück zum Trocknen abgelegt, jetzt ist mein Nachtlager völlig zugehängt. Es erinnert mich an mein Baldachin-Bett im Parador. Der Geruch dort war jedoch wesentlich angenehmer.
    Mir kommt ein Lied von Georg Danzer in den Sinn: „In der Nacht an Platz zum Schlafen und am Tag a freie Sicht. Was zum Glauben, was zum Hoffen, auf die Schultern net z'vü G'wicht . Des is alles was i brauch.“

Per Inselhopping bewegen wir uns voran im Schein der Stirnlampen

    In Vilaserio lasse ich mich wieder einmal verführen, im Dunkeln aufzubrechen. Solange der Jakobsweg auf der Autostraße verläuft, ist die Orientierung problemlos. Dann zweigt die Markierung in den Wald ab. Raschen Schrittes hole ich die mit Taschen- und Stirnlampen ausgerüstete Truppe französischer, amerikanischer und kanadischer Herkunft ein, ihre Lichtkegel weisen mir die richtige Richtung. Flächendeckende Pfützen versperren immer wieder den Weg. Im Schein der Lampen sind aber im Wasser trockene Stellen auszumachen und so bewegen wir uns per Inselhopping trockenen Fußes durch das Nass. Als wir einmal zunächst keine Furt finden, nutzt eine Amerikanerin die Situation, um den im Stau steckenden Pilgerstrom zu zählen. Ist ihre französisch-amerikanisch-kanadische Crew noch komplett? Wie überrascht ist sie, als sie feststellt, eine weitere vermummte Gestalt hat sich dazugesellt.
    In Maroñas entdecken wir nach einigem Suchen außerhalb des Ortskerns die Bar. Sie hat so früh schon geöffnet! Schwarzer Tee mit Milch und ein Brot, so gut belegt wie die gestrige Herberge, vertreiben meine miese Stimmung. Hier frühstücken bereits Pilger, die in der örtlichen Herberge, von der ich nichts ahnte, übernachtet hatten. Auch der Regen scheint zu pausieren: Zeit zum Aufbruch.
    Nach gut einem Kilometer fällt der Regen wie ein Sturzbach. Das Firmament scheint aufgeplatzt. Es gießt wie aus Kannen, schüttet wie aus Wannen. Flutkaskaden stürzen von Kopf und Rucksack über Jacke und Hose hinein in die Schuhe. Ich bin noch nie so nass geworden wie heute. „Die Sonne scheint bei Tag und Nacht, que viva España! Der Himmel weiß, wie sie das macht.“ Mein treuer Schirm, teuer war er und sturmfest sollte er sein, wird durch eine feuchte Böe zu Abfall: Der Schirm hat den Schirm zugemacht. Außer uns Verhüllten ist kein Mensch zu sehen. Ich vermute, sie zimmern an einer Arche Nueva. Nie wieder! Nie wieder werde ich hier wandern. Spanien ja, aber dann Inselhopping auf den Kanaren.
    Mit einem Mal hat der Schauer ein Ende. Jetzt fällt mir auf, wie anmutig die Landschaft ist mit all ihren Grüntönen. Ich entdecke Blumen am Wegesrand. Ja, Galicien ist schön. In der

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