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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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die Hand. »Zunächst mal bleibt
    festzustellen, dass Sie die neuen Einblicke, die Sie durch Erfahrung gewonnen hatten, auch nicht leichter verändern
    konnten, als ein simpler Computer das Betriebssystem ändern kann, das Sie ihm einspeisen. Der Teil Ihres Gehirns, der sich ums Überleben sorgt, ist ein sehr simpler Computer; er schert sich um nichts weiter, als Sinneseindrücke mit Hinweisen auf Gefahr oder Nahrung zu verknüpfen. Wären Sie frühzeitig
    richtig behandelt worden, mit neuroaktiven Medikamenten, dann hätte man den schlimmsten Schaden abwenden können …
    aber auf jeden Fall wären Spuren davon zurückgeblieben.
    Darum geht es im Leben schließlich; und deshalb sind
    Gedächtnislöschungen auch illegal.«
    »Sie meinen, ich muss für immer damit leben?« Falls das so war, wozu dann eine Therapie durchmachen?
    »Nicht ganz. Die Art Arbeit, die Sie derzeit leisten, indem Sie die Sache Stück für Stück durchdenken, wird die Auswirkungen mildern. Wir können Ihnen trotzdem auch Medikamente geben, die Ihre Einsichten stabilisieren und eine Art Schirm aufbauen 611
    zwischen Ihrem gegenwärtigen Bewusstsein und den
    eingegrabenen Verbindungen, während sich die neuen
    Verknüpfungen kräftigen.«
    »Was ist mit den Albträumen?«
    »Sie müssten nachlassen, möglicherweise gar für immer
    verschwinden, obwohl sie vielleicht in einer neuen Situation, die außergewöhnlichen Stress bewirkt, erneut auftreten. Andere Denkmuster, die Ihre Entwicklung behindert haben – als
    Mensch und als Offizier – verändern sich mit anhaltender Praxis.«
    »Mir gefällt die Idee mit den Medikamenten nicht«, sagte Esmay.
    »Gut. Menschen, die die Idee mit den Medikamenten mögen, haben normalerweise schon eigenhändig Sachen eingenommen, die nicht funktionieren und nur die Neuronen ausfransen. Sie brauchen Ihre Medizin nicht zu mögen; Sie müssen mir nur vertrauen, wenn ich den Zeitpunkt für gekommen halte, an dem Sie sie brauchen.«
    »Kann ich es nicht ohne schaffen?«
    »Möglicherweise schon. Langsamer und schwieriger und
    weniger erfolgversprechend. Was befürchten Sie von den
    Medikamenten? Dass sie Sie in eine dieser Personen aus
    Horrorwürfeln verwandeln, die in verlotterten Pantoffeln durch Irrenanstalten tappen?«
    Da ihr genau dieses Bild vor Augen getreten war, fiel Esmay keine Antwort ein. Sie nickte schwach.
    »Wenn Sie für die Medikamente bereit sind, Esmay, erkläre ich Ihnen genau, womit Sie zu rechnen haben. Lassen Sie uns 612
    zunächst auf die übrigen Verbindungen zurückkommen
    zwischen dem, was passiert ist, und den Dingen, die Sie danach nicht mehr getan und nicht mehr genossen haben.«
     
    Sie hatte die Freude an Pferden verloren; das schockierte sie immer noch mehr als die Albträume. Sie hatte sich nicht mal mehr an diese Freude erinnert; das Bild, das Seb Coron ihr vermittelt hatte, das Bild eines Kindes, das kaum jemals woanders saß als auf einem Ponyrücken, war ihr fremd. Wie hatte sie ein solches Kind sein und sich zu dieser Frau
    entwickeln können? Aber wenn sie ihm glaubte, was die
    Vergewaltigung anbetraf, musste sie ihm auch in Fragen des Ponys glauben. Der Flotte bedeutete diese Frage nichts, dessen war sie sicher, aber für die eigene Familie machte sie allein das zu einer anderen, zu einer minderwertigen Persönlichkeit.
    War es wirklich nur eine Frage des Geruchs, ihres Riechens, das stur den eigenen Weg ging und den Geruch von Scheunen und Pferden mit all dem Entsetzen und Schmerz jenes Tages assoziierte? Das erschien ihr zu einfach. Warum konnte die Nase nicht die Verbindung zu all den Freuden herstellen, die sie erlebt hatte, falls diese Freude doch real gewesen war?
    Ihre Nase entschied in diesem Augenblick, den Duft des
    Abendessens zu kommentieren, das sie sich gerade in den Mund zwängte, ohne darüber nachzudenken. Ihr war seit Tagen nichts mehr aufgefallen, aber jetzt drang ein Geruch durch, und sie bemerkte, dass sie den Mund voller Ganash-Eintopf hatte. Sie hasste Ganash-Eintopf, konnte ihn aber nicht einfach wieder ausspucken. Sie schluckte, brachte diesen Mund voll herunter und nahm einen tiefen Schluck Wasser. »Kommen Sie mit zum Ballspiel, Lieutenant?«, fragte jemand. Wer war diese junge 613
    Frau? Esmays Gedanken suchten hektisch herum auf der Suche nach einem Namen für dieses nette Gesicht. Barin hätte ihn gekannt. Barin … war ihr schon eine ganze Zeit lang nicht mehr begegnet. Die Therapie, erinnerte sie sich. Wahrscheinlich fühlte er sich wie sie,

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