Heliosphere 2265 - Band 10: Zwischen Himmel und Hölle (Science Fiction) (German Edition)
Schluck. Da sie der Tee jedoch am Sprechen hinderte, stellte sie die Tasse schließlich klirrend ab. "Du musst mir unbedingt diesen Jayden Cross vorstellen. Und diese Pendergast. Das sind Kämpfer, ha. Ich will alles wissen."
Ach Mutter, was soll ich sagen? Wir haben uns gegen die E.C. aufgelehnt. Ein Chip ist in meinem Hirn explodiert und ich war fast tot. Ein Teil von mir besteht nun aus einem experimentellen Stoff und ich habe jede Nacht Kopfschmerzen und Albträume. Aber ansonsten ist alles bestens. Ihre Eltern hatten keine Ahnung davon, dass der Flug durchs All ein täglicher Überlebenskampf war.
"Ihr habt eine sehr aufmerksame Chefingenieurin, hier", sagte ihre Mutter plötzlich betont nebenbei.
Beinahe hätte Noriko sich verschluckt. "Ja." Räusper. "Wie kommst du darauf?"
"Sie hat sich kurz bei uns erkundigt, ob wir etwas benötigen."
Oh, Giulia. Böser Fehler. "So?" Sie versuchte ihrer Stimme einen belanglosen Ton zu verleihen, doch ihre Mutter hatte bereits eine Spur gewittert.
"Es klang fast so, als wollte sie ein wenig gut Wetter machen."
"Aber Mutter." Noriko kicherte nervös. "So ein Unsinn."
"Ich kenne dieses Kichern. Wusste ich es doch. Ihr seid ein Paar, oder nicht?"
Mit einem Mal wurde ihr Kragen eng. Und heiß. Sie bedachte ihren Vater mit einem Hilfe suchenden Blick. Der lehnte sich jedoch einfach gemütlich mit der Tasse zurück und beobachtete neugierig ihren Überlebenskampf.
"Weißt du Mutter, so genau ... Wir haben eine komplizierte Vergangenheit ... Aber wir mögen uns."
"Ich wusste es."
"Weißt du ..."
"Erzähl mir alles. Sie hat eine sympathische Stimme, diese Giulia, wirklich. Wenn ich da an diesen Simon denke, mit dem du mal zusammen warst. Du weißt schon, der Kerl aus deiner Schule. Der war nichts." Sie winkte ab. "Diese Gabriella allerdings war ein fesches Mädel. Das war zu deinen College-Zeiten."
Mit einem Mal war Noriko froh, weder den Captain noch Giulia mit hierher genommen zu haben. Ihre Mutter war ein Tornado, auf den man vorbereite werden musste. Andernfalls bekam man schnell ein Schleudertrauma, wurde mit Informationen überschwemmt und plauderte meist ahnungslos selbst drauf los.
Armer Simon. Er hatte damals keine Chance. Noriko erinnerte sich gerne an den blonden, stupsnasigen Klassenkameraden zurück. Natürlich hatte ihre Mutter ihn verschreckt.
"Wann lernen wir deine neue Freundin denn kennen?", kam dann auch die befürchtete Frage.
"Ach weißt du, Mutter, bald. So bald wie möglich." Niemals, wenn es nach mir geht. "Jetzt muss ich aber dringend noch mal auf die Kommandobrücke."
"Was?" Ein bohrender Blick. "Es ist ein Wunder, dass wir noch leben. Unter Aufbietung all unserer Kräfte sind wir diesem Sjöberg und seinen Häschern entkommen und du willst uns hier sofort wieder alleine lassen?! In einer fremden Umgebung. Wir kennen hier doch niemanden."
Noriko schickte ihrem Vater einen flehenden Blick, doch der zuckte nur mit den Schultern. Verräter . Sie musste zugeben, ihre Mutter war eine Meisterin darin, jemandem ein schlechtes Gewissen zu machen und man konnte ihr dafür nicht einmal böse sein. Es bestand kein Zweifel, dass innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden, bis die HYPERION die NOVA-Station erreicht hatte, jeder an Bord ihre Mutter kennen würde. Wenn sie an die panischen Blicke der zukünftigen Opfer dachte, musste sie unweigerlich grinsen.
"Was ist so witzig?"
"Nichts, Mutter." Sie nahm ihre Tasse auf. "Ich denke, ein wenig kann ich noch bleiben. Im Interlink-Flug droht der HYPERION keine Gefahr und im Notfall wird die Brückencrew mich sofort verständigen."
"Sehr schön. Dann haben wir ja auch etwas länger Zeit, nicht wahr? Und jetzt erzähl. Das Leben auf diesem Schiff ist doch sicherlich abenteuerlich. Meinst du, der Captain lässt mich einen Blick in die Logbücher werfen?"
Es wäre sicher amüsant, wenn ihre Mutter auf den Captain traf und ihn diesbezüglich fragte. Andererseits würde Cross Noriko damit unweigerlich für den Rest ihres Lebens aufziehen. Im schlimmsten Fall - und sie traute es ihrer Mutter wirklich zu, das zustande zu bringen - bekam sie tatsächlich irgendwie Einblick in die Missionslogbücher. Das wird ein langer Flug.
Sie trank einen weiteren Schluck, dann begann sie zu erzählen.
*
Als er die Krankenstation betrat, waren seine Sinne zum Zerreißen gespannt. Er nahm den typischen Geruch von Desinfektionsmittel, sterilen Kitteln und Ethanol war. Apparaturen piepsten stoisch vor sich hin,
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