Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
sind nach wie vor von jedem Kontakt abgeschnitten.”
“Nach allem, was wir wissen, könnten sie also längst tot sein.”
“Pessimistisch betrachtet haben Sie damit recht, Sir.”
Johnston lächelte eisig. “Ich pflege das als Realismus zu bezeichnen. Ihrem Captain täte ein bisschen mehr davon auch ganz gut!”
Lukas verzichtete auf eine Antwort. Es war sinnlos, sich mit dem E.C. anzulegen. Letztendlich war Johnston sein Vorgesetzter und was auch immer er befahl, Lukas musste sich daran halten.
Er warf einen Blick auf die Kommandokonsole, wo die Übersichtsdaten der Kommunikations-, Ortungs- und Taktik-Konsole eingingen. Zusätzlich wurde der Waffenstatus angezeigt, der Status aller Abteilungen war abrufbar und mit einer einzigen Geste konnte auf Gefechtsalarm geschaltet werden.
“Sir”, meldete sich Lieutenant Commander Kensington. “Die Sensorplattformen, die wir auf dem Weg ins System aussetzten, haben ihre Eigenrotation beendet und ihre Telemetrie übermittelt. Wir besitzen nun eine grobe Karte des Systems - wenn auch mit zahlreichen blinden Flecken - und exakte Messwerte zur Fraktal-Strahlung.”
Er nickte und wandte sich an Michael Larik hinter der Kommunikationskonsole. “Lieutenant, wie sieht es bei Ihnen aus? Keine eingehenden Signale?”
Der Marsianer schüttelte den Kopf.
Das Ganze gefiel Lukas immer weniger. Laut seiner Schätzung sollte Commander Ishida sich längst auf dem Rückweg befinden. Bereits auf halber Strecke wäre ein Phasenfunk-Kontakt wieder durchführbar.
“Lieutenant Bishop”, sagte E.C. Johnston. “Berechnen Sie einen Kurs aus dem System, der uns möglichst nahe an der PROMETHEUS vorbeiführt.”
“Was!?” Lukas warf seinen Kopf herum. “Sir, wir können den Captain nicht im Stich lassen. Das wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil.”
“Niemand spricht hier von ‘Im Stich lassen’!” Jedwede Freundlichkeit war aus dem Gesicht des Mannes verschwunden. “Ich will, dass ein Kurs aufgrund der aktuellen Situations-Parameter berechnet wird. Meine Sorge gilt an erster Stelle der Besatzung dieses Schiffes und der Daten, die wir bisher gesammelt haben. Präsident Sjöberg benötigt diese Informationen dringend. Und wenn Ihr Captain nicht so blind zur Rettung eines einzelnen Mannes losgestürmt wäre, befänden wir uns noch immer in relativer Sicherheit. Doch wenn er diesen Feldbach dort drüben raus holt …”
“… Feldmann”, warf Akoskin ein.
“… werden dort alle Alarmsirenen losgehen. Verdammt noch mal, was hat er sich dabei nur gedacht.
Ihr Captain befindet sich auf einer völlig sinnlosen Mission, nein, versuchen Sie erst gar nicht mir zu widersprechen.
Und glauben Sie, ich habe nicht gemerkt, was der Name ‘Sarah McCall’ bei ihm auslöst? Er will Rache. Diese Rettungsmission schiebt er doch nur vor.
Es ist ja verständlich, mir würde es nicht anders ergehen. Aber dass er die Sicherheit des Schiffes in einer sinnlosen Cowboy-Mission aufs Spiel setzt, ist nicht tolerierbar.”
“Sir, ich verstehe Ihre Bedenken, ich kann sie sogar nachvollziehen. Doch ich habe Captain Cross in der Vergangenheit als fähigen Kommandanten kennengelernt, der sich nicht einfach von Emotionen leiten lässt.
Er ist auf dieser Station, um wertvolle Daten zu sammeln, einen unserer Offiziere zu retten … und Sarah McCall festzunehmen, falls diese sich überhaupt dort befindet.”
Johnston schwieg.
Lukas klammerte sich an die Hoffnung, dass in dem Offizier noch ein Funken Ehre geblieben war. Sie konnten den Captain einfach nicht zurücklassen. Die HYPERION und ihre Crew wären für den Rest ihrer Existenz dem Spott der Flotte ausgesetzt. Niemand würde sie mehr ernst nehmen.
“Ihr Captain bekommt eine Gnadenfrist, obwohl er sie nicht verdient hat.”
Du willst ihm zeigen, wer am längeren Hebel sitzt, weil Cross den Trick mit dem Schott durchgezogen hat.
Lukas empfand eine tiefgehende Abscheu für den Mann. Zwar argumentierte der E.C. logisch, doch hinter seinen Worten verbarg sich ein perfider Geist.
“Danke, Sir.”
“Sie sind ein guter Offizier”, sagte Johnston. “Ich hoffe, wenn es hart auf hart kommt, erinnern Sie sich daran, wer auf diesem Schiff die Befehlsgewalt innehat.”
Darauf können Sie sich verlassen. “Natürlich, Sir.”
Der E.C. nickte zufrieden.
Lukas warf einen Blick auf das Chronometer.
Die Zeit lief ab.
*
Sol-System, Kuipergürtel, Forschungsstation CAVE, 16. April 2266, 02:35 Uhr
Irina Petrova war verzweifelt. Sie
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