Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
geschah.”
“Das ist ja furchtbar!”
“Das war es.” Ein Kloß bildete sich in Peters Hals. Allein die Erinnerung ließ ihn trübsinnig werden. “Glücklicherweise reagierten meine Eltern schnell. Ich wurde unter Quarantäne gestellt und ein Schiff der Space Navy herbeigerufen. Die CROSSPOINT. Das Kommando hatte Captain Stark.”
“Das Raumschiff, auf dem auch Sjöberg diente?”
“Genau. Damals war er aber noch ein Lieutenant Commander. Ich wurde nach KASSIOPEIA gebracht, wo ein Team aus Spezialisten für Xeno-Virologie mit mir arbeitete.” Er schluckte hart. “Ich selbst bekam davon natürlich nichts mit, war ich doch ein Gefangener meines eigenen Körpers. So müssen sich die Menschen fühlen, die in Parlidenrüstungen stecken.” Er schauderte. “Wie auch immer. Tatsächlich gelang einem der Wissenschaftler der Durchbruch. Er konnte die Symptome des Virus bekämpfen. Gleichzeitig wurde ein Medikament entwickelt, das eine Verbreitung verhinderte. Nach mehreren Wochen erhielt ich nach und nach meine Sinne zurück - es war ein Wunder. Allerdings ein Wunder mit Auswirkungen.
Seit dieser Zeit nehmen meine Sinne alles wahr, was um mich herum vorgeht. Ungefiltert und gleichzeitig. Irgendwie hat sich die Struktur meines Gehirns verändert, wodurch es quasi multitasking-fähig geworden ist.”
“Sie sehen, hören, riechen, tasten … und alles wird gleichzeitig aufgenommen und verarbeitet. Ohne, dass Ihr Gehirn etwas filtert?”
“Das trifft es in etwa. In den folgenden Jahren lernte ich damit zu leben und meine Vorteile daraus zu ziehen. Ich kann etwas tun, während mein Hirn mit etwas anderem beschäftigt ist. Ich kann Szenarien über Szenarien entwerfen, Vektor-Theorien erarbeiten und aufschreiben, während ich mich schon mit dem nächsten Fall befasse. Der Nachteil ist allerdings, dass ich mich hochgradig konzentrieren muss. Andernfalls geschieht es leicht, dass ich gedanklich abgleite, mich auf etwas Unwichtiges konzentriere oder mich in dem Datenstrom als Ganzes verliere.”
“Ich verstehe. Das muss furchtbar sein. Wie können Sie überhaupt schlafen?”
“Doktor Petrova gab mir ein Medikament, das alle meine Sinne für mehrere Stunden ausschaltet. So finde ich Ruhe.
Es hat lange gedauert, bis ich mit all dem zurechtkam. Captain Stark setzte sich damals bei der Admiralität dafür ein, dass ich und meine Familie nach Terra umsiedeln konnten. Dort gab es eine bessere medizinische Versorgung.
Als ich alt genug war, bat ich Admiral Sjöberg darum, die Aufnahmeprüfung an der Akademie ablegen zu dürfen. Die ersten beiden Male fiel ich hoffnungslos durch. Die Fragen waren leicht zu beantworten, doch es gelang mir einfach nicht, mich vernünftig darauf zu konzentrieren.”
“Was war beim dritten Mal anders?”
“Sjöberg ließ mich den Test in einem abgeschotteten Raum machen. Es gelang mir gerade so. Es gibt so vieles, dass ein gewöhnlicher Mensch nicht wahrnimmt, eine komplette Abschottung ist gar nicht möglich, doch es reichte aus.”
Ishida lächelte. “Admiral Sjöberg hat vielen von uns in der Vergangenheit geholfen. Die HYPERION scheint ein Sammelbecken seiner Fans zu sein.”
Peter verstand. “Ich hörte von Ihren Problemen mit Michalew. Falls es Ihnen etwas hilft, Commander, ich fand Ihr Verhalten in einer so schwierigen Situation sehr mutig. Und da der Admiral mittlerweile der berühmteste Terrorist aller Zeiten ist, stehen Sie rückblickend besser da denn je.”
“Danke, Lieutenant. Und danke, dass Sie mir all das mitgeteilt haben. Vielleicht sollten Sie einmal in Betracht ziehen, Ihren Kollegen davon zu erzählen.”
“Wenn wir diese Sache hier überstehen.” Natürlich würde er mit niemandem darüber sprechen, das wollte die I.O. aber nicht hören. “Wenden wir uns also wieder der aktuellen Lage zu. Was unternehmen wir?”
“Viele Optionen sind uns nicht geblieben.” Ishida schlug den Rückweg ein, Peter folgte. “Unsere größte Hoffnung besteht darin, dass die HYPERION die Explosion des Shuttles bemerkt hat. Da der Verräter nach wie vor an Bord ist, hat er hoffentlich auch keinen Todeswunsch. In diesem Fall bleibt eine geringe Resthoffnung.”
“Glauben Sie, es gibt noch mehr dieser Spione?”
“Sarah McCall auf der HYPERION und eine zweite Person hier? Das deutet darauf hin, ja. Wieso sollte jemand nur zwei Schiffe infiltrieren und den Rest der Navy unangetastet lassen?” Sie schüttelte den Kopf. “Ich fürchte, wir müssen davon ausgehen, dass es
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