Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
auszuklappen. Sechgit hatte ihr einige Schläge versetzt, vermutlich um sie zu töten. Doch es war misslungen.
Da Peter Task die Kopie der Datenbank aus der PROMETHEUS mitbrachte, Jayden durch Sarah McCall wichtige Informationen erhalten hatte und unterm Strich alles gut gegangen war, hielt sogar E.C. Johnston den Mund. Jayden fürchtete nur, dass das nicht lange so bleiben würde.
“Ich danke Ihnen, Captain Cross”, sagte Brown. “Wir verdanken Ihrer I.O., diesem Schiff und seiner Crew unser Leben. Es war ein Albtraum. Gefangen auf diesem fliegenden Wrack, ohne zu wissen, ob wir je gerettet werden.”
“Ich habe größten Respekt vor Ihrer Leistung, Captain Brown. Ihnen ist es gelungen, Ihre Leute über viele Jahre am Leben zu erhalten. Dass am Ende so wenige überlebten ist die Schuld des Spions, nicht die Ihre.”
Er wusste, dass den überlebenden Offizieren eine harte Zeit bevorstand. Sie würden sich die Schuld am Tod ihrer Freunde und Kollegen geben, darüber nachdenken, dass sie den Spion hätten erkennen müssen, und mussten doch gleichzeitig eine neue Welt entdecken. Die Zeit war vorangeschritten. Jayden wusste aus Browns Akte, dass dieser eine Frau gehabt hatte. Zweifellos hatte sie ihn für tot gehalten und ihr Leben weitergelebt. Oder wartete sie noch heute auf ihren Ehemann?
Jenny Efferson besaß eine Ehefrau, die es in der Space Navy zwischenzeitlich zum Captain gebracht hatte und sogar den Umsturzversuch Michalews - oder Sjöbergs? - überstanden hatte. Ihr stand hoffentlich ein freudiges Wiedersehen bevor.
“Sobald wir das Sol-System erreicht haben, werden Sie von Psychologen der I.S.P. unter ihre Fittiche genommen”, sagte E.C. Johnston, der neben Jaydens Schreibtisch Aufstellung bezogen hatte. “Reine Formsache, keine Sorge. Danach können Sie in Ihr altes Leben zurückkehren oder ein neues beginnen. Sie werden feststellen, dass die Solare Union sich verändert hat. Doch wir sind noch immer eine große Familie. Die Space Navy lässt niemanden im Stich, der Präsident lässt niemanden im Stich.”
Jayden hätte sich beinahe auf die blank polierten Schuhe des E.C. übergeben. “Bis wir zurück sind, können Sie sich auf dem Schiff frei bewegen. Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen mit Lieutenant Task ein kompetenter Ansprechpartner zur Seite.”
“Vielen Dank, Captain.” Brown nickte dankbar.
Die beiden verließen Jaydens Bereitschaftsraum. Johnston folgte nach einem kurzen Nicken dichtauf. Der E.C. bereitete Jayden zunehmend Kopfzerbrechen. Auf der einen Seite war er durchaus jovial, unterhielt sich nett mit den anderen Offizieren und stellte seine Position nicht heraus. Andererseits hatte er bereits mehrfach versucht, sich in Kommandoentscheidungen einzumischen. Mal mehr, mal weniger subtil.
Wo sollte das hinführen?
Jayden öffnete den Bericht von Commander Devgan. Dieser beklagte sich über Schludrigkeit und Autoritätsprobleme mit den neuen Offizieren. Er atmete schwer ein und aus. Auch darum musste er sich kümmern - und zwar schnell.
*
Der Schmerz war unbeschreiblich. Alpha 365 konnte die Umgebung kaum noch wahrnehmen. Wie oft hatte er diese Situation in seinen Träumen gesehen - und fürchten gelernt. Er wurde zum Sklaven seiner genetischen Konditionierung. Die Befehle, die E.C. Johnston ihm gegeben hatte, mussten befolgt werden. Tat er das nicht, würden die Schmerzen ihn umbringen. In den vergangenen Tagen hatte er immer wieder versucht, das Unausweichliche zu umgehen. Er hatte jedes private Gespräch mit Tess Kensington verweigert, jede weitere Ermittlung bezüglich Präsident Sjöberg eingestellt. Alles, was er noch tun konnte, war sich auf seinen Dienst zu konzentrieren. Bedauerlicherweise war Johnston längst Teil seines Dienstes.
Der Executive Controller nahm Einsicht in die Ermittlungsberichte und schnüffelte den Crewmitgliedern hinterher, wo er nur konnte. Hinter der freundlichen Fassade verbarg sich ein Raubtier.
Schon zwei Mal war Commander Devgan bei Alpha 365 vorstellig geworden, um Verstöße von einzelnen Offizieren seiner Abteilung gegen die Bord-Statuten zu melden. Als Sicherheitschef war es die Aufgabe des Alphas, dagegen vorzugehen. Doch Johnston hatte es ihm untersagt und sein Wort stand über allem. Devgan war auf sich alleine gestellt.
Schlimmer aber war der Befehl, den der E.C. ihm gegeben hatte. Alpha 365 musste Tess Kensington verraten. Ihm blieb keine andere Wahl. Sein Inneres zerfiel, setzte sich neu zusammen - sein Widerstand
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