Heliosphere 2265 - Band 7: Die Opfer der Entscheidung (Science Fiction)
unseren Standort zu ermitteln. Da wir keine Sensoren zur Verfügung haben, werden Sie es auf altmodische Art machen müssen. Schauen Sie aus dem Bullauge und führten Sie manuell die notwendigen Berechnungen durch.”
Task nickte.
“Lieutenant Larik”, wandte Jayden sich an den schweigsamen Marsianer. “Machen Sie die Lieutenants Dyck und Bishop ausfindig. Falls sie nicht …”, beinahe hätte er gesagt: tot sind, verbesserte sich jedoch gerade noch rechtzeitig, “falls sie einsatzfähig sind, sollen sie ihre Posten einnehmen. Danach erarbeiten Sie auf der Grundlage der Zahlen, die Ihnen Commander Akoskin geben wird, jeweils einen Schicht-, Nahrungsrationierungs- und Reparaturplan.”
“Aye, Sir.”
Damit wären die meisten seiner Leute erst einmal beschäftigt, was sie vom Nachdenken abhalten würde. Um Lorencia musste er sich nicht kümmern. Falls vom Maschinenraum noch irgendetwas übrig war, war sie längst wieder an der Arbeit. Alpha 365 machte ihm etwas Sorge, doch aktuell musste er darauf vertrauen, dass der Sicherheitsoffizier sich zusammenriss und dabei half, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Immerhin waren die Kämpfe mittlerweile abgeebbt, die wenig verbliebenen Loyalisten stellten kein Problem mehr da.
Er ging zu den Wissenschaftlern, die bisher schweigend gelauscht hatten. “Gentlemen und women, Sie werden ab sofort zu unserer internen Kommunikation. Da nahezu die gesamte Technik ausgefallen ist, überbringen Sie Nachrichten zwischen den Abteilungen mündlich. Hierfür begeben Sie sich bitte umgehend in die einzelnen Bereiche. Falls es dort Offiziere gibt, die aktuell nichts tun können, binden Sie diese ein. Ich will eine flüssige Nachrichtenübermittlung. Verstanden?”
Einhelliges Nicken.
Als die Männer und Frauen sich zögerlich erhoben, fügte er hinzu: “Bitte etwas zügiger. Und einer von Ihnen bleibt hier. Die Kommandobrücke benötigt ebenfalls einen Boten.”
Sekunden später waren alle verschwunden. Die Kommandobrücke wirte seltsam leer und ausgestorben. Einzig Lieutenant Larik und der zum Boten umfunktionierte Wissenschaftler hielt die Stellung. Und bis die anderen Ersatzoffiziere kamen, würde das wohl auch so bleiben.
Im November 2265 hatte Jayden das Kommando über dieses Schiff übernommen. Hätte ihm damals jemand gesagt, dass er acht Monate später seinen Eid verraten, die Solare Union verlassen und sich Rebellen anschließen würde, hätte er die Person nur ausgelacht. Und hätte er einen Blick in die Zukunft werfen können, hätte er vermutlich den Dienst quittiert.
Nur nicht schwermütig werden, Jayden, sprach er sich selbst Mut zu. Dafür ist später immer noch Zeit. Falls es ein später gibt.
*
Sol-System, Sol III (Terra), Sol-Center, 23. Juni 2266
“Ich habe den Angriff abgebrochen”, sagte Verteidigungsminister Jeff Hunt mit sichtbarem Bedauern.
Präsident Björn Sjöberg schloss für einige Sekunden die Augen. Was auch immer an Bord der HYPERION geschehen war, das Schiff hätte längst einen Kontakt zum Vorposten herstellen müssen. Sie hatten nach dem Debakel um die Vorflotte extra ein Patrouillenboot geschickt, das vom Vorposten aus ein Stück in den Parlidenraum geflogen war. So wäre ein Kontakt bereits nach einer Flugzeit von einem Tag bei 6600-facher Lichtgeschwindigkeit möglich gewesen. Doch der Interlink-Kreuzer hatte sich nicht gemeldet und war auch nicht aufgetaucht. “Das ist wohl das Beste. Solange wir nicht wissen, ob der Befehl ausgeführt wurde, wäre ein Angriff einfach zu riskant.”
“So oder so wäre es ab jetzt zu riskant. Wenn die Heimatwelt der Parliden zerstört wurde, wird es dauern, bis wir das verifizieren können. Ein Schiff auf Phase 3 benötigt zu lange. Die Sternköpfe werden ihre Flotte bis dahin neu positioniert haben und einen Angriff erwarten.
Wurde die Welt nicht zerstört, ist es sowieso egal. Wir könnten natürlich trotzdem angreifen und darauf hoffen, dass die Parliden einfach nicht damit rechnen. Aber das Risiko, dass unsere Flotte bedeutend geschlagen wird, ist verdammt groß.”
“Und das würde die Unruhen im Inneren weiter anfachen.”
Gemeinsam mit Svea Christensen, der Ministerin für öffentliche Information, und dem Verteidigungsminister saß er in einem Besprechungsraum des Sol-Centers, unfähig, sich vernünftig zu konzentrieren.
Nachdem er Johnston die Kill-Order für Cross gegeben hatte, war er zu Captain Stark zurückgekehrt. Tatsächlich hatte dieser Wort gehalten und ihm über das
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